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Industrie 4.0 Konferenz am Hasso-Plattner-Institut: Alles im Fluss

Konferenz zu digitalem Wandel in Brandenburg.

Auf einem guten Weg in die Digitalisierung sieht Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) die Mark. Digitalisierung sei für die Landesregierung ein wichtiges Querschnittsthema und habe zur Schaffung neuer Strukturen geführt, so Woidke am Dienstag zur dritten Industrie 4.0 Konferenz am Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam. Die vielen kleinen und mittelständischen Firmen in Brandenburg hätten meist weder Zeit noch Ressourcen sich auf Zukunftstechnologien einzustellen. Hier sei Vernetzung mit wissenschaftlichen Einrichtungen wie dem HPI oder der BTU nötig, auch wolle das Land die Firmen bei der Digitalisierung unterstützen. „Mittelständler denken oft, für das Thema Digitalisierung ist keine Zeit, aber es drängt und es reicht nicht aus, es dem Nachfolger zu überlassen“, so Woidke. Der Ausbau des Breitbandnetzes über den Standard von 50 Mbits/s hinaus werde vorangetrieben.

Wie das in den einzelnen Unternehmen genau aussehen kann, beschrieb Christoph Meinel, Direktor des HPI. „Maschinen, Fahrzeuge, Haushaltsgeräte, alles bekommt eine digitale Hülle und kann miteinander kommunizieren. Das erfordert einen intelligenten Umgang mit den dabei erhobenen Daten und die Vernetzung der Anwender“, so Meinel. Es entstehe eine „smarte“ Welt, in der alles mit jedem vernetzt sei. Das sei ein Prozess, der schneller und radikaler vorangehe, als die Erfindung des Webstuhls oder der Dampfmaschine die Industrie verändert habe. „In Lichtgeschwindigkeit können so weit entfernte Prozesse gesteuert werden. Das ist etwas völlig Neues“, konstatiert Meinel.

Dass mit diesem Wandel auch Gefahren einhergehen, darauf machte Klaus Landefeld vom ECO Verband aufmerksam. Mehr als 1000 Mitgliedsunternehmen in aller Welt hat sein Verband, der sich um die Sicherheit des Datenverkehrs kümmert. Das ist notwendig. Denn mehr als 500 Milliarden Internetverbindungen würden in einem Tag am DE-CIX-Knotenpunkt in Frankfurt am Main hergestellt, erläutert Landefeld. Damit sei Frankfurt der weltweit größte Internetknotenpunkt. Viel zu wenig seien sich die Verbraucher und die Unternehmen allerdings darüber im Klaren, welche Gefahren mit der allumfassenden Digitalisierung verbunden sind. „Wenn der Computer ausgeschaltet ist, heißt das noch lange nicht, dass nicht auf Haushaltsgeräte zugegriffen werden kann. Das Telefon oder der Fernseher können auch Zugriffsmöglichkeiten bieten“, weiß Landefeld. Mit Attacken aus dem Internet würden die Geräte ferngesteuert, zu großen Netzen zusammengeschaltet und dann von Kriminellen genutzt, um große Server zur Erpressung zu blockieren. Oft sei sich der Nutzer und auch der Hersteller kleiner vernetzter Geräte der damit verbundenen Gefahren nicht bewusst. „Hier muss auch die Gesetzgebung einen entsprechenden Rahmen setzen“, fordert Landefeld.

Weniger die Gesetzgebung als vielmehr die Industrie sieht Gerhard Borho von der Festo AG in der Pflicht. Das Unternehmen stellt für andere Anwender prozesssteuernde Bauteile her, beispielsweise für Auto- oder Heizungshersteller. „Wir bauen Geräte, die auch Menschen töten können“, weiß Borho. Da sei es notwendig, dass diese vor einem Eingriff und einer Fernsteuerung von außen sicher seien.

Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), appellierte, den Breitbandausbau in Deutschland zu beschleunigen, um Entwicklungen nicht zu verzögern. „Das ist etwas, was wirklich auf den Nägeln brennt“, sagte Kempf am HPI. Seiner Ansicht nach können die derzeit flächendeckend angestrebten 50 Mbits/s allenfalls ein „Etappenziel“ sein, da dies für industrielle Anwendungen oder autonom fahrende Autos nicht ausreiche. Richard Rabensaat

Richard Rabensaat

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