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Auf der Kundgebung in Potsdam sprach unter anderem der AfD-Rechtsaußen Björn Höcke.

© Ralf Hirschberger/dpa

AfD-Kundgebung und Gegenprotest in Potsdam: 500 Potsdamer demonstrieren gegen Höcke

Mehr als 500 Potsdamer haben am Samstag gegen eine AfD-Kundgebung mit dem Rechtsaußen-Politiker Björn Höcke demonstriert. Befürchtete Krawalle blieben aus.

Innenstadt – Am Ende ist es friedlich geblieben. Obwohl eine Potsdamer Antifa-Gruppe zu Krawallen gegen eine AfD-Kundgebung mit Björn Höcke vor dem Filmmuseum aufgerufen hatte, ist es am Samstag zu keinen Ausschreitungen gekommen. Stattdessen haben mehr als 500 Potsdamer friedlich gegen die AfD protestiert.

Nennenswerte Störungen blieben aus, bilanzierte auch die Polizei nach dem Ende der verschiedenen Versammlungen.  Insgesamt hatten sich drei Demonstrationen gegen die AfD formiert – eine vom „Blau-Weiß-Bunt e.V.“ aus den Reihen des SV Babelsberg 03, eine von den Linken und eine des städtischen Bündnisses „Potsdam bekennt Farbe“. Sie kreisten die AfD, durch Gitter getrennt, vor dem Filmmuseum ein. Gut sichtbar hatte die Linke außerdem ein Großplakat vom Hotel Mercure gehisst, „Nazis raus aus den Köpfen“ war darauf zu lesen. Auch das Filmmuseum hängte ein Banner auf, direkt neben der AfD-Bühne, Aufschrift: „Das Filmmuseum Potsdam bekennt Farbe – Refugees Welcome“.

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Die Polizei war mit einer Reiterstaffel vor Ort

Unter den Teilnehmern der „Potsdam bekennt Farbe“-Kundgebung waren auch Potsdams Bürgermeister Burkhard Exner und Sozialdezernent Mike Schubert (beide SPD), denen Ambitionen auf die Nachfolge von Oberbürgermeister Jann Jakobs nachgesagt werden. Am Rande der Kundgebung zugegen war außerdem die CDU-Politikerin Saskia Ludwig – aber nicht um gegen die AfD zu protestieren, betonte sie gegenüber den PNN. „An einer Demonstration mit der Antifa und der DKP (Deutsche Kommunistische Partei, Anm. d. Red.) nehme ich nicht teil“, sagte sie. Vielmehr sei sie vor Ort, um die Lage zu beobachten. Angemeldet war die „Potsdam bekennt Farbe“-Kundgebung von Reinhard Porazik, der Gewerkschaftssekretär beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) ist. „Die Demonstration ist für jeden offen – wir wollen darauf auch keinen Einfluss nehmen“, sagte er den PNN.

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Die Polizei sicherte die Versammlungen mit einem Großaufgebot ab: mehr als 400 Beamte, zwei Wasserwerfer und sogar – für Potsdam ungewohnt – eine Reiterstaffel mit zwölf Pferden waren vor Ort. Die Polizei aus Nordrhein-Westfalen habe die Reiterstaffel angeboten, sagte ein Polizeisprecher den PNN. „Die Pferde mit ihren Reitern haben einen besonders hohen und deeskalierenden Einsatzwert aufgrund der erhöhten Sitzposition“, sagte eine Polizeisprecherin.

Ein gezielter Eklat blieb bei Höckes Rede aus

Besonders polarisiert hat die AfD-Kundgebung unter dem Motto „Sozial ohne rot zu werden“ schon im Vorhinein wegen des Redners Höcke. Er ist in der Vergangenheit mit völkischen und geschichtsrevisionistischen Aussagen aufgefallen, forderte etwa eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“. Für die AfD machen sich solche strategischen Provokationen gut, sie bringen Aufmerksamkeit, umso mehr im Wahlkampf. Der gezielte Eklat aber blieb bei Höckes Rede vor dem Filmmuseum aus, wo der AfD-Rechtsaußen von knapp 70 Zuhörern bejubelt wurde. Stattdessen sprach der 45-Jährige etwa über die anstehende Bundestagswahl, die beiden Kanzlerkandidaten Angela Merkel (CDU) und Martin Schulz (SPD) nannte er „Teil einer geschlossenen transatlantischen Polit-Elite“. Die Bilanz von Merkels zwölfjähriger Kanzlerschaft sei „eine Bilanz des Schreckens“, sagte er abschließend.

Die AfD-Bühne sicherte ein Potsdamer Neonazi

Einen Aufreger aber gab es dann doch noch, vor allem in den sozialen Netzwerken. Die AfD setzte Mitarbeiter des Sicherheitsunternehmens „German Security“ aus Falkensee zum Schutz ihrer Kundgebung ein. Darunter war auch der Potsdamer Neonazi Gabor G., der 2015 bei Kundgebungen der rechtsextremen Splitterpartei „Der III. Weg“ aufgefallen ist und im Jahr 2008 auf einem Foto mit Schlagstock und Hitlergruß posierte. Darauf angesprochen, sagte der Anmelder der AfD-Kundgebung, Lars Hünich, den PNN: „Das werden wir im Nachhinein klären.“ Gleichwohl stand der Rechtsextremist anschließend weniger sichtbar nicht mehr direkt vor der Bühne, sondern hinter einem Auto.

Zeitweise kam es durch die verschiedenen Demonstrationen in der Innenstadt zu Straßensperren. Betroffen waren vor allem die Lange Brücke und die Breite Straße. Polizeidirektor Schuster danke den Potsdamern „für ihr Verständnis der polizeilichen Maßnahmen“. „Die notwendigen Verkehrsbeeinträchtigungen waren notwendig, um einen friedlichen Verlauf aller Versammlungen zu gewährleisten“, sagte er.

Die PNN-Fotostrecke zur AfD-Kundgebung und den Gegenprotesten » http://www.pnn.de/mediathek/1215979/1/

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