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Sport: 48. Turnier der Helmholtz-Handballer

Seit einem halben Jahrhundert treffen sich ehemalige Schüler jährlich zum sportlichen Wiedersehen

Zumindest in Gedanken haben ehemalige und aktive Handballer des Potsdamer Helmholtz-Gymnasiums ihre Sporttaschen für das alljährliche Turnier schon gepackt. Zum sage und schreibe 48. Jahrgang der Traditionsveranstaltung treffen sie sich am kommenden Samstag in der Sporthalle Heinrich-Mann-Allee. Das bedeutet: Das Turnier ist seit seiner Premiere 1967 nicht ein einziges Jahr ausgefallen.

Dafür sorgt schon sein Mitbegründer Bodo Kloth. Als der heute fast 84-Jährige das Treffen mit aus der Wiege hob, war er Lehrer für Deutsch und Geografie an der Schule und ahnte noch nicht, welche Tradition daraus werden sollte.

Kloth und seine Mitstreiter wollten einfach, dass sich die Handball spielenden „Helmhöltzer“ nach dem Abitur nicht aus den Augen und den Draht zu ihrer Schule verlieren. Deswegen waren und sind auch immer die aktuellen Schulmannschaften mit ihren 15- bis 19-jährigen Akteuren dabei. Die jungen Leute treffen unterdessen in den anderen Teams teils auf stramme Mittsiebziger, die fast ihre Urgroßväter oder -mütter sein könnten.

Letztere trotzen Jahr für Jahr allen Zipperlein und dem Hang zur Bequemlichkeit. In der Sporttasche hat so mancher von ihnen außer Dress und Turnschuhen ein paar alte Fotos. Nach der Plackerei gibt es nämlich immer die „dritte Halbzeit“. Dann tauschen die ergrauten „Helmhöltzer“ bei einem Gläschen Wein oder Bier Erinnerungen aus, die alten Klassen- und Mannschaftsfotos gehen von Hand zu Hand. Sachkenntnis prägt die Gespräche über regionalen, nationalen und internationalen Handball, dieses Mal bestimmt auch über das Hickhack um die TV-Übertragungsrechte für die Männer-WM 2015 in Katar.

Dass das Turnier seit 1967 alljährlich im Potsdamer Sportkalender auftaucht, ist nach einhelliger Meinung aller „Betroffenen“ das große Verdienst von Bodo Kloth. Dieser Ansicht waren auch die Juroren für den Ehrenamtspreis der Stadt Potsdam, die im Sommer mit dieser Auszeichnung das unermüdliche Wirken Kloths für seinen Sport, seine Schule und seine Stadt würdigten. „Wenn das einer verdient hat, dann Bodo“, meint etwa Armin Klocke (71), Helmholtz-Absolvent von 1961 und immer noch alljährlich mit am Ball. Wie er nennen viele Ehemalige der Schule am Nauener Tor den Turnierbegründer nur beim Vornamen, geben ihm respektvolle Titel wie „Handball-Guru“ oder „Nestor des Helmholtz-Handballs“.

Kloth selbst ist das schon fast zu viel der Ehre, „denn ohne treue Mitstreiter hätte ich das auch nicht über so lange Zeit machen können“, sagt er. Mit Sorge sieht er indes, dass die heutige Jugend an seiner alten Schule sich immer weniger für Handball interessiert. „Vielleicht hätten wir auch eher etwas Platz für unsrere Nachfolger machen und ihnen die Initiative überlassen sollen. Jetzt gibt es kaum noch Lehrer, die ihre Schüler so für den Handball motivieren wie wir damals“, sagt er selbstkritisch.

Kloth indes, ehemals selbst aktiver Handballer, hat als Übungsleiter und Trainer Hunderte Nachwuchsleute für die rasante Sportart gewonnen und in Schulmannschaften ausgebildet. Den Weg über diese Auswahlteams ging auch der namhafteste Handballer der Schule, Lothar Doering, 87-facher DDR-Nationalspieler, Olympiasieger 1980 in Moskau und später erfolgreicher Trainer. Auch den jüngst zum Co-Bundestrainer ernannten Potsdamer Alexander Haase kennt Kloth sehr gut – oder noch besser dessen Eltern. Peter Haase, in den 1960er-Jahren einer der besten deutschen Sprinter, „ging bei mir in die Klasse“, erzählt Bodo Kloth. Alexander Haase kennt er nur als „Sascha“ – so wurde der der einstige Potsdamer VfL-Handballer und heutige Sportliche Leiter des Vereins als Kind gerufen.

Seine früheren Schüler hat Kloth nie aus den Augen verloren, kann aus einem fast lexikalischen Gedächtnis Pennäler-Sünden oder beruflichen Werdegang einstiger Schützlinge abrufen. Beim und nach dem Turnier baut er diesen Wissensspeicher jedes Mal noch aus. Und in nicht zu weiter Ferne winkt ihm und seinem Helferteam das große Jubiläum: Am 17. Dezember 2016, wieder am Samstag vor Weihnachten, soll das 50. Turnier steigen. Wolfgang Jasinski (mit pek)

Der Autor und ehemalige Journalist ist selbst Helmholtz-Veteran (Abiturjahrgang 1964), spielte lange in Potsdam und Berlin Handball und lebt heute in Rostock.

Wolfgang Jasinski (mit pek)

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