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Neue Heimat am Templiner See: 100 000 Euro Schaden: Stiftung siedelt Biber um

Nachdem sie Schäden in Höhe von 100 000 Euro verursacht haben, siedelt die Schlösserstiftung die Tiere an den Templiner See um.

Potsdam - Die Biber aus dem Park Sanssouci müssen umziehen: In dieser Woche beginnen die Vorbereitungen für die Umsetzung der Tiere an den Templiner See. Ihr Umzug ist eine Zwangsmaßnahme, denn die Biber haben im Park massive Schäden in Höhe von 100 000 Euro angerichtet. Noch bis Mitte Januar soll außerdem ein Sicherheitszaun im Bereich südlich des Maschinenteichs errichtet werden, der in Zukunft die Einwanderung neuer Biber verhindern soll. Seit heute ist wegen der Vorbereitungen auch der Parkeingang am Maschinenteich in der Geschwister- Scholl-Straße 33 a gesperrt. Dies teilte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) am Montag mit.

Die Biber-Population in Sanssouci ist seit dem Jahr 2011 auf etwa fünf bis sieben Tiere angewachsen, die durch das Anstauen der Parkgewässer mit Geäst und Schlamm den Abfluss am Wehr südlich des Maschinenteichs so stark beeinträchtigen, dass es immer wieder zu Überflutungen von Wiesenflächen kommt. Die schwankenden Wasserstände gefährden zudem Gebäude wie die Römischen Bäder, die Meierei am Kuhtor, das Chinesische Haus oder Brückenbauwerke, die auf Holzpfählen gebaut sind, die ein gleichbleibendes Wasserniveau im Untergrund benötigen. Außerdem könnten zu hohe Wasserspiegel zu gravierenden Feuchtigkeitsschäden oberhalb der Sperrschichten im Mauerwerk führen, hieß es von der Stiftung.

Biber haben erhebliche Schäden an der bis zu 300 Jahre alten Vegetation verursacht

Darüber hinaus seien trotz Baumschutzmaßnahmen – so wurden einige Bäume mit sogenannten Drahthosen ummantelt – durch Verbiss der Biber erhebliche Verluste in der bis zu 300 Jahre alten Vegetation zu beklagen: In der Parkgärtnerei wurden ganze Zierpflanzenkulturen vernichtet, weil die Biber aus den Ästen ihre Dämme bauen. In den Uferzonen des Maschinenteichs, Parkgrabens und Friedensteichs, wo sich auch zwei Biberburgen befinden, sind ganze Bereiche unterhöhlt, was nicht nur die Verkehrssicherheit für die Besucher stark einschränke, sondern auch Uferabbrüche und Ausspülungen zur Folge habe.

Insgesamt, teilte die SPSG mit, sind allein in den vergangenen dreieinhalb Jahren so Schäden in Höhe von mehr als 100 000 Euro entstanden. Die Biber werden nun bis Mitte November durch den Bisamfänger des Wasser- und Bodenverbandes Nauen in Lebendfallen gefangen. Anschließend kommen sie an den Templiner See, wo die SPSG eine künstliche Biberburg quasi als neues Wohn-Angebot für die Tiere errichten wird. Die Maßnahme sei mit der Unteren Naturschutzbehörde der Landeshauptstadt und dem Landesumweltamt Brandenburg abgestimmt. Die Kosten belaufen sich auf 35 000 Euro.

An der Nuthe am Schlaatz waren mehrere Bäume nach Benagung umgefallen

Lange Zeit waren die pelzigen Uferbewohner aus Potsdam verschwunden. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts waren sie in Brandenburg fast vollständig ausgerottet: Der Biber wurde besonders wegen seines Fleisches, seines kostbaren Pelzes und des viel gepriesenen Bibergeils, dem potenzfördernde Wirkung zugeschrieben wurde, gejagt. Insgesamt, so schätzt das Landesumweltamt, gibt es heute in Brandenburg wieder 2000 der unter Naturschutz stehenden Tiere. Nur in Sachsen-Anhalt leben noch mehr Biber. 2007 wurde erstmals wieder ein Biber in Potsdams Stadtbereich gesichtet – und zwar von Burghard Sell, der seitdem auch ehrenamtlicher Biberberater der Stadt ist und die Umsiedlung der Sanssouci-Biber mitorgansiert. Eine genaue Anzahl aller Potsdamer Tiere ließe sich nur schwer bestimmen, erklärte er den PNN. Wahrscheinlich liege die Zahl zwischen 80 und 120. Sell ist für das sogenannte Biber-Monitoring zuständig und erfasst die einzelnen Reviere.

Schon einige Male hatte es in Potsdam Schäden durch Biber gegeben: An der Nuthe am Schlaatz waren zu Beginn dieses Jahres mehrere Bäume nach Benagung umgefallen. Auf der Freundschaftsinsel hatte es ab 2013 Biberschäden gegeben: „Im Winter fressen sie Holz, im Sommer Stauden“, berichtet Thoralf Götsch, Chefgärtner der Freundschaftsinsel. Nachdem einige Bäume an- und andere weggefressen wurden, wurden Jungbäume mit Kaninchendraht ummantelt, Altbäume bekamen einen sandhaltigen Anstrich. „In den vergangenen beiden Jahren hatten wir dann auch keine Probleme mehr“, sagte Götsch.

 „Von den Experten in Sachsen-Anhalt wissen wir, dass die Tiere das gut verkraften“

Mittlerweile haben sich die Nager über das ganze Stadtgebiet verteilt. So gibt es laut Biberexperte Sell allein drei Biberreviere an der Nuthe, weitere Tiere leben am Park Babelsberg, an der Havel, am Glienicker See und an diversen weiteren Orten. Derzeit sind laut Sell jedoch keine Populationen bekannt, die Schäden anrichten. Dem Umsetzen der Biber an den Templiner See, wo bereits zwei andere Biberfamilien wohnen, sieht der 61-Jährige gelassen entgegen. „Wir haben das zwar noch nicht gemacht. Aber von den Experten in Sachsen-Anhalt wissen wir, dass die Tiere das gut verkraften.“

Anne-Kathrin Fischer

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