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Sichtachse der Gegensätze. Mercure-Front (r.), Landtagsschloss und Nikolaikirche im Potsdamer Zentrum.

© Manfred Thomas

Kunsthalle: Stadtverordnete für Kunsthalle statt Mercure

Hauptausschuss unterstützt mit Grundsatzbeschluss Plattner-Bau im Lustgarten. Scharfenbergs Linke lehnt Hotelabriss weiter ab.

Potsdam - SPD, CDU, Bündnis 90/Grüne, FDP, Bürgerbündnis und Potsdamer Demokraten stimmten am Mittwochabend für den Bau der Kunsthalle von Mäzen Hasso Plattner am Standort des ehemaligen DDR-Interhotels. Die vier Linke-Stadtverordneten und der Vertreter von Die Andere lehnten dies ab.

„Wir wollen die Kunsthalle – aber nicht an diesem Standort“, hatte Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg zuvor gesagt. Seine Begründung: Es gebe dazu „unterschiedliche Auffassungen“ in Potsdam. Die Demonstration für die Kunsthalle am Mercure-Standort am Montagabend habe „nicht die Realität wiedergespiegelt“, behauptete Scharfenberg.

Auf dem Alten Markt waren am Montagabend rund 1000 Potsdamer für den Hotelabriss zugunsten der Kunsthalle eingetreten, darunter Prominente wie TV-Journalist Günther Jauch, Modeschöpfer Wolfgang Joop und Schauspielerin Nadja Uhl. Gleichzeitig war eine Handvoll Gegner vor Ort. Die Demonstranten bei der von der Bürgerinitiative „Mitteschön“ angemeldeten Kundgebung wollten Mäzen Plattner davon überzeugen, die Kunsthalle im Lustgarten zu bauen – zuvor hatte der Stifter dem Standort wegen der Kritik vor allem der Linken eine Absage erteilt und angekündigt, auf seinem Grundstück im Potsdamer Norden am Jungfernsee zu bauen. Bei der Demonstration sagte Plattner, er werde doch in der Mitte bauen – so alle Probleme gelöst würden.

Mit dem Beschluss im Hauptausschuss für den Standort Mercure wollte die Stadtpolitik jetzt ein weiteres eindeutiges Signal an Plattner senden. In der Debatte wurde großes Unverständnis über die Haltung der Linken deutlich. „Unter diesen Umständen muss ich mich doch bewegen“, appellierte die Grünen-Fraktionschefin Saskia Hüneke. Vor Plattners Angebot war sie rigoros für eine historische Wiederherstellung des Lustgartens eingetreten – ohne jede Bebauung. Das sehe sie jetzt anders. Potsdam müsse sich auch entwickeln können. Es gebe viele Städte, die von einer Attraktion ähnlich der Kunsthalle „seit Jahrzehnten zehren“, so Hüneke. Sie forderte die Linke auf, „offener darüber nachzudenken als Sie es machen“. Beigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos) warnte die Linke vor einer „verheerenden Wirkung“ ihre Ablehnung auf Investoren und Mäzene in Potsdam. Der Baubeigeordnete Matthias Klipp (Bündnisgrüne) betonte, in den Sanierungszielen der Potsdamer Mitte sei der Erhalt des Mercure nicht wie von Linke-Fraktionschef Scharfenberg behauptet verankert: „Die Sanierungsziele sehen weder den Abriss noch den Erhalt vor.“

Doch auch aus der eigenen Partei bekommen Scharfenberg und seine Fraktionäre Druck: Neben dem ehemaligen Bundes- und Landeschef der Partei, Lothar Bisky, äußerte sich am Mittwoch auch der Brandenburger Landesvorsitzende Stefan Ludwig. Er sei zwar Befürworter einer Kunsthalle in der Innenstadt. Aber: „Wenn man durch deutsche Großstädte geht, stellt man fest, dass in den Innenstädten Hotels stets in Sichtnähe zu den Hauptbahnhöfen stehen“, sagte Ludwig den PNN. Er warb zugleich um Verständnis für die Haltung der Linken. Bei einigen Potsdamern herrsche trotz der „noch guten Ziele“ das Gefühl vor, dass nicht mit den Menschen, sondern gegen sie über Stadtentwicklung entschieden werde. „Es geht nicht darum, DDR-Baukultur zu konservieren, sondern um die Frage, wie Potsdams Stadtmitte aussehen soll“, sagte Ludwig.

Die Potsdamer Linke verwirrte am Mittwoch mit gleich drei Vorschlägen in Sachen Kunsthalle. Kreischef Sascha Krämer schlug vor, die Halle neben dem Hotel zwischen Mercure und Kasino zu errichten. Die Parteijugendorganisation „solid“ erklärte, die Stadt solle das Mercure dem Studentenwerk überschreiben, um daraus ein Wohnheim zu machen. Und der Linke-Verband Mitte forderte eine Bürgerumfrage zum Mercure-Abriss. Den entsprechenden Antrag von Scharfenberg lehnte der Hauptausschuss allerdings mit großer Mehrheit ab.

Die Stadtspitze arbeitet unterdessen daran, für die Kunsthalle alle Probleme auszuräumen. So hatte Baubeigeordneter Klipp mitteilen lassen, dass er keineswegs einen internationalen Wettbewerb gefordert habe. Es solle wie von Plattner vorgeschlagen gemeinsam ein Auswahlverfahren für die Architektur vereinbart werden. (mit axf, HK)

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