zum Hauptinhalt
Tangogo auf der Bühne im Milan.

© Veranstalter

Kunst im Schlaatz: Wo der rote Vogel rockt

„Zum gerupften Milan“ heißt ein neues Kulturprojekt im Friedrich-Reinsch-Haus Die Idee: ein Angebot ohne Schwellenangst für Akteure und Zuhörer. Wie das funktioniert:

Potsdam - Sieht aus wie ein roter Brandenburger Adler, soll aber der „Gerupfte Milan“ sein: das Maskottchen der neuen Veranstaltungsreihe im Friedrich-Reinsch-Haus. Im Videoclip über das monatliche Kulturevent rockt der rote Vogel mit einer E-Gitarre auf einer kleinen Bühne. Die Botschaft: Die Begegnungsstätte imSchlaatzer Milanhorst bietet nun auch eine offene Plattform für Künstler, junge oder weniger junge, die sich in dem eher lockeren, gemütlichen Rahmen einem kleinen Publikum vorstellen wollen.

Die Reihe „Zum gerupften Milan“ will einerseits Auftrittsmöglichkeiten für nervöse Newcomer, Geheimtipps aus dem Kiez, neue Autoren oder gestandene Hobbybands bieten, sagt Projektleiter Robert Lucas. Andererseits soll das Haus dadurch in der Stadt bekannter werden, den Fokus wegrücken vom reinen Sozialprojekt hin zum Veranstaltungsort mit coolen Angeboten. „Viele Potsdamer kennen zwar das Bürgerhaus am Schlaatz, können aber mit dem Friedrich-Reinsch-Haus nichts anfangen“, sagt Lucas.

Organisation übernommen

Auch er selbst, der freiberuflich Filmemacher ist, kam über Umwege dazu, sich hier so konkret einzubringen. Zunächst war er an dem jährlichen Schlaatzer Sommer-Projekt „Stadt der Kinder“, das von mehreren Trägern organisiert wird, beteiligt. Dort lernte er das Team des Friedrich-Reinsch-Hauses und die Angebote kennen. Sein Vorschlag, einmal im Monat eine Kulturbühne einzurichten, stieß dort auf Interesse und Lucas übernahm die Organisation.

Seit März findet nun jeden letzten Freitag im Monat ein Überraschungskulturabend statt. Jeweils zwei Akteure gestalten das Programm, im ersten Teil gibt es meist eine Lesung, Comedy, ein Liedermacher oder kleines Theater. „Etwas zum Zuhören oder auch mal Nachdenkliches“, sagt Lucas. Nach der Pause wird es meist lockerer und lauter mit Bands oder auch mal einem Chor. Franziska Bauer, Heiko Döring und Ferenc Liebig haben hier schon gelesen, das Theater Fritzahoi trat auf, ebenso das Duo Fingerzeig, der Chor Harmonios, die Jazzband Ohne Zusätze, die Band Ernstgemeint und, im Sommer-Open-Air, die Band Regime B.

Spontaner Tango-Crashkurs

Im Januar war es besonders voll, Potsdams Filmemacher und Buchautor Thomas Frick las skurrile phantastische Geschichten aus seinem neuen Buch „Abgespaced 2“, anschließend gab es Musik der Tango-Band Trio Tangogo mit special Guest Marcos Titos Bolívar. Nach dem Konzert wurde spontan getanzt und ein Tango-Crashkurs durchgeführt. „Genauso soll es sein“ sagt Lucas. „Wir wünschen uns hier die volle kulturelle Vielfalt, die die Stadt zu bieten hat – und vor allem eine fröhliche, lockere Stimmung“.

Im März wird der gerupfte Milan ein Jahr alt. Zeit für ein Resümee, findet der Projekt-Gründer. Deshalb können die Zuschauer aber auch alle, die nicht dabei waren, jetzt ihren Lieblingsprotagonisten des vergangenen Jahres auswählen. Bis Ende Februar kann man über einen Facebook-Link oder via E-Mail an das Reinsch-Haus seine Stimme abgeben. Ein Video auf der Facebook-Seite vom Reinsch-Haus zeigt dafür Zusammenschnitte der Veranstaltungen. Außerdem werden die Auftritte per Kamera live auf Facebook gezeigt – damit man auch aus der Ferne zuschauen kann. Sofern die Künstler das möchten. „Es ist für meisten aber eine gute Möglichkeit, Promo-Material wie Fotos und Videos zu sammeln.“

Feedback erwünscht

Auch intern ist ein Feedback wichtig. „Wir wollen wissen, was besonders gut ankommt, wovon sich unsere Besucher noch mehr wünschen“, sagt Lucas. „Damit wir noch besser auf diese Wünsche eingehen können“. Der Gewinner der Abstimmung wird zudem noch einmal auf der Kulturbühne auftreten.

Grundsätzlich gibt es reichlich Bewerber für die Veranstaltungsreihe. Obwohl außer einer kleinen Aufwandsentschädigung kein Honorar gezahlt werden kann. „Die Abende sollen auch weiterhin mit freiem Eintritt stattfinden“, sagt Lucas. Die Kulturbühne soll ein niedrigschwelliges Angebot für Akteure als auch Publikum sein. Weil das, auch wenn man keine Honorare zahlt, dennoch Kosten verursacht, habe man nun bei der Stadt Fördermittel beantragt. Sollte der „Gerupfte Milan“ leer ausgehen, werde es eng, so Lucas. Man wolle aber auf jeden Fall weitermachen.

Am besten aus Potsdam

Wer auftreten will, sollte ein Programm von etwa 45 Minuten bestreiten können. Im Ausnahmefall sind auch kürzere Schnupperauftritte möglich. Die Künstler sollten, müssen aber nicht zwingend aus Potsdam kommen. „Bei uns waren auch schon Gäste aus Berlin und Frankfurt (Oder)“, sagt Lucas.

In dem Projekt steckt zuletzt noch eine wichtige Botschaft: Wer etwas bewegen will, der ist im Reinsch-Haus willkommen. Und kann hier, wie Robert Lucas, Dinge selber initiieren und einfach machen.

Die nächste Veranstaltung findet am Freitag, dem 23. Februar um 19 Uhr im Friedrich-Reinsch-Haus, Milanhorst 9, statt. Mit Kabarett von Gunnar Schade und der Liedermacherin Chawa Lilith. Abstimmung an kultur@milanhorst-potsdam.de

Zur Startseite