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Landeshauptstadt: Krisentreffen in der alten Brauerei

Wohnprojekt treibt Künstler auf die Straße

Dass die kulturelle Nutzung der Räumlichkeiten dieses Jahr ein Ende hat, war allen klar, aber wenn es schwarz auf weiß vorliegt, ist es umso dramatischer: Am vergangenen Donnerstag kam die offizielle Kündigung für die Künstler, die in den Räumen der alten Brauerei am Brauhausberg ihre Proberäume und Ateliers haben. Für einige ist am 28. Februar Schluss, die Nutzer mit längeren Verträgen müssen die Räume bis zum 30. April räumen. Am gestrigen Sonntag kam es deshalb zu einem Krisentreffen vor Ort, an dem rund 30 Menschen teilnahmen, darunter viele Sympathisanten aus der Potsdamer Kulturszene. Wie berichtet will das Nürnberger Unternehmen Terraplan große Teile der Brauerei zu insgesamt 50 Wohnungen umbauen. Baustart soll noch in diesem Frühjahr sein.

„Die Kündigungsfrist ist pervers kurz, aber rechtlich in Ordnung“, sagte Christian Näthe von der Potsdamer Band Hasenscheisse. „Aber sang- und klanglos hier wegzugehen, das geht auch nicht.“

Mit der Brauerei fällt einer der größten kreativen Räume in Potsdam weg: Die Künstler, Musiker, Schriftsteller und Bildhauer stehen dann auf der Straße. In ganz Potsdam gebe es grob geschätzt um die 300 Bands, vielleicht auch mehr, genaue Zahlen liegen nicht vor. Hinzu kommen noch zahlreiche Künstler, aber auch beispielsweise Musiklehrer, denen der Raum verloren geht.

Im Prinzip geht es nun darum, Aufmerksamkeit zu generieren und Lösungen zu finden. Und um die Jugend: „Ich möchte, dass meine Tochter sich in Zukunft für etwas entscheiden kann – und damit meine ich keine Eigentumswohnung“, sagte einer der Anwesenden. In den nächsten Wochen soll kartografiert werden, wo es in der Stadt noch leer stehende Objekte gibt, die als Freiräume genutzt werden könnten.

Gordon Burrmann und Vico Grottschreiber, die das Projekt „Bandbreite“ verantworten, hatten sich am Wochenende mit Oliver Deutschmann getroffen, der in Babelsberg Proberäume stundenweise vermieten wird. „Wir haben das mal ausgerechnet. Wenn wir mit demselben Zeitaufwand wie bisher dort proben würden, kämen rund 850 Euro Miete im Monat zusammen“, sagt Grottschreiber. Das kulturelle Leben müsse endlich den Stellenwert bekommen, den es benötige. Dafür soll es in nächster Zeit auch Aktionen geben, momentan wird diskutiert, wie diese aussehen könnten – von Demonstationen über öffentliche Konzerte bis zu symbolischen Besetzungen von Freiräumen. Potsdam dürfe nicht zu einer kulturellen Wüste verkommen.old

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