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Aufgemöbelt. "Vintage - vom Stuhl aufwärts/Tuschel & Fiedler" aus Berlin bei der Kreativmesse im Waschhaus.

© Manfred Thomas

Kreativmesse in Potsdam: Scharfe Messer, Schmuck und Schnaps

Beim Kreativmarkt „Deine eigenArt“ im Waschhaus an der Schiffbauergasse gab es Selbstgemachtes für alle Lebenslagen.

Potsdam - Angefangen hat alles mit Postkarten. Mit Potsdamer Touristenhighlights wie Sanssouci zum Beispiel, nur dass da plötzlich ein Häschen die große Freitreppe hinaufläuft. Eine Postkarte, wie man sie einem Kind schicken würde. Als Tartuffoli-Inhaberin Nadine Conrad die ersten zeichnete, vor etwa zwei Jahren, hatte sie eine Marktlücke entdeckt. Schnell kamen andere Motive dazu, andere Produkte. Heute stellt das kleine Potsdamer Start-up Papeteriewaren, Schmuck, Accessoires und Taschen her, designt für Mutter und Kind. Beim gestrigen Kreativmarkt „Deine eigenArt“ war Tartuffoli einer von etwa 70 Verkaufsständen.

Kreative aus ganz Deutschland im Waschhaus Potsdam

Aus ganz Deutschland waren junge Kreative nach Potsdam gekommen. Und zeigten ein breites Spektrum an Selbstgemachtem, Schmuck und Textilien, Taschenwaren, Papiernes, Hölzernes, Recyceltes aus aller Welt. „Handgemachtes statt Massenwaren“ ist das Motto der Betreiber von „Deine eigenArt“, der jedes Wochenende in einer anderen Stadt stattfindet. Zum ersten Mal kam er nun nach Potsdam. Und zog vor allem Frauen an, unter den Besuchern Mutter-Tochter-Gespanne, Freundinnen, auch Familien. Zwei Wochen vor Ostern gingen Kleinigkeiten für das Osternest besonders gut, Ohrringe, Ketten, Haarschmuck, Babymützchen, Kinderspielzeug. Auch der Stand Ketten-Chaos-Design der Potsdamerin Daniela Schwung, die aus Alt und Neu individuelle Einzelstücke fertigt, war gut besucht.

Recycling war ein großes Thema. Tuschel & Fiedler aus Berlin sind mit ihrem Geschäft "Vintage - vom Stuhl aufwärts" auf Holzstühle spezialisiert. Die ausrangierten Sitzmöbel vom Sperrmüll oder Flohmarkt werden aufgearbeitet und bekommen ein neues Design. Im Idealfall ist sogar der Bezug der neu gepolsterten Sitzfläche ein Second-Hand-Produkt. Im Angebot waren Stühle mit Vorhangstoff aus dem Bundestag. „Nur einmal für eine Konferenz benutzt, zum Wegwerfen doch viel zu schade“, sagte Sebastian Tuschel. Auch auf dem Markt: das Potsdamer Label Zuckerholz. Hier werden ausgediente Kleinmöbel aufgehübscht, bekommen neue Funktionen und Farben. Aus Holzresten werden Bilderrahmen oder Tabletts. Plattfuz_Berlin verkaufte robuste Taschen mit kilometerlanger Erprobung: hergestellt aus Fahrradschläuchen und Reifen.

Kaufen oder inspirieren lassen

Wer nichts kaufte, nahm wenigstens Inspiration mit nach Hause. Vom Bastelstand DaWanda, Kooperationspartner des Marktes. Oder man schaute ganz einfach den Standbetreuern zu. Fast überall wurde hinter den Tischen an neuen Produkten gearbeitet. Die Standinhaber zeigten sich in der Regel auskunftsfreudig, erklärten Herkunft und Arbeitsweise. „Wir arbeiten normalerweise in einer Erlebnisküche für Kinder“, sagte Sabina Bronszkowska von Gourmello e.V. aus dem Berliner Wedding. Dort kam ihr die Idee, aus den anfallenden Konservendosen und Gläsern etwas zu basteln. Heute stellt sie daraus Minilampen her. In den Marmeladengläsern sind winzige Motive aufgebaut und mit einer LED beleuchtet – ein hübsches Gimmick für das Kinderzimmer. Und aus alten Holzpaletten und ausrangiertem Essbesteck werden Küchenregale. „Wir verkaufen gut, die Standmiete haben wir schon drin“, so Bronszkowska.

Gleich gegenüber gab es Schneidebretter aus Kiefern-Wurzelholz, jedes Stück garantiert ein Unikat und inklusive Wald-Aroma. Bei solchen handfesten Dingen blieben auch die Männer stehen, ebenso am Stand mit Kochmessern, extra scharf, handgeschmiedet in einem kleinen vietnamesischen Bergdorf nach 500 Jahre alter Tradition. Auch eher was für Männer waren Aufsteller für Tablets und Telefone aus edlem Holz, in schlichtem Design. Und für den vorsorgenden Mann eine RIP-Biker-Urne aus einem originalem Harley-Davidson-Zylinder sowie einem Deckel aus amerikanischem Nussbaum, für den „würdigen Abschluss eines Biker-Lebens“. Die werde tatsächlich gekauft, so der Verkäufer von e2b-Berlin. Darauf bot sich am Nachbarstand ein Schluck „Co-ps“ an: Zwei Berliner Jungunternehmer haben Omis Kaffeelikör wiederentdeckt und verkaufen das schwarze Gebräu nun in Flachmännern mit witzigem Design. Ein britischer Polizist, ein Cop, ziert das Etikett. „Ein Shot hat so viel Koffein wie ein Espresso“, warben die Schnapsbrenner und ließen die Marktbesucher gern kosten. 

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