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Die Bürgerinitiative hat in Sacrow einige Problemfelder ausgemacht.

© Andreas Klaer

Konflikt zwischen Vodafone und Anwohnern: Runder Tisch für Sacrower Sendemast

Nach einer hitzigen Debatte im Schloss Sacrow sollen nun doch noch einmal mögliche Alternativen für den Sendemast im Ortskern geprüft werden. 

Von Carsten Holm

Potsdam - Es schien, als sei die Entscheidung für einen Sendemast im Ortskern von Sacrow schon gefallen. Ohne Kenntnis der Anwohner hatte Vodafone seit 2014 nach einem Standort gesucht und einen gefunden, ebenso heimlich hatte die Stadt Zustimmung signalisiert. Seit Donnerstagabend gibt es eine neue Lage: Nach einer kontroversen Bürgerversammlung im Sacrower Schloss verständigten sich Vodafone, die Stadt und die Bürger darauf, an einem Runden Tisch die Möglichkeit einer Alternative zu prüfen.

Für die „Bürgerinitiative Schützt Potsdam” um ihren Sprecher Markus Peichl war der Abend ein großer Erfolg. Völlig verhärtet waren die Fronten, seit die PNN berichteten, dass die Drehbuchautorin Andrea Willson im Juni zufällig von dem geplanten Sendemast neben ihrem Grundstück an der Kladower Straße erfahren hatte. Vodafone bestätigte dies auf Anfrage der PNN. Ein Skandal war geboren – nun fühlten sich die Sacrower jahrelang hinters Licht geführt, BI-Sprecher Peichl sprach von „undemokratischem Verhalten”.

Die Bürgerversammlung fand am Donnerstag statt.
Die Bürgerversammlung fand am Donnerstag statt.

© Carsten Holm

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Kein Wunder, dass es im Schloss ziemlich hitzig zuging. Das Feindbild war für die rund 50 Bürger klar: die Stadt und Vodafone. Als Lars Schmäh, Chef des Fachbereichs Klima, Umwelt und Grünflächen der Verwaltung, darum bat, einander ausreden zu lassen, fauchte ihn ein Sacrower an: „Sie mit Ihrer Höflichkeit. Und wir sitzen hier 40 Jahre mit dem Scheiß-Mast”. Eine Fülle von Zwischenrufen brach aus den Empörten heraus: „Ich glaube Ihnen kein Wort”, mussten sich Schmäh und Helmut Zeitz anhören, der als Vodafone-Experte für die Region Ost geduldig die Planung erläuterte. Vielfach wurden beide ausgelacht.

Markus Peichl, Sprecher der Bürgerinitiative.
Markus Peichl, Sprecher der Bürgerinitiative.

© Carsten Holm

Die Kontrahenten projizierten Visualisierungen des geplanten Masts auf eine Leinwand. Zeitz hatte Fotomontagen mitgebracht, die „Blickbeziehungen” von der Glienicker Brücke und von der Pfaueninsel hinüber nach Sacrow zeigten. Recht harmlos und niedlich guckte da „ein kleiner Stummel”, so Zeitz, über die Baumwipfel. 

Die Bürgerinitiative hatte sich mit eigenen Fotomontagen hochprofessionell auf den erwartbaren Wettbewerb vorbereitet. Sie ließ Helium-Ballons 40 Meter aufsteigen und fotografierte sie, um die Höhe des geplanten 44 Meter hohen Funkmasts korrekt zu simulieren. Die realistischen Montagen zeichneten ein recht genaues Bild dessen, was Sacrow bevorstehen könnte: Das historische Ensemble des Ortskerns würde, so Peichl, „für immer zerstört”.

Wie in einer erfolgreichen Gruppentherapie zum Aggressionsabbau hatten sich am Ende, als die streitenden Parteien sich bereiterklärten, die Causa Sendemast nochmals zu besprechen, alle wieder freundlich. Als neuer Standort ist ein Stück im Wald, rund 150 Meter vom Feuerwehrhaus entfernt, im Gespräch. Es liegt allerdings in einem Naturschutzgebiet. Der Europaabgeordnete Christian Ehler, der in Sacrow wohnt, berichtete von einem Gespräch mit Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne). Der habe die „Bereitschaft gezeigt, über einen anderen Standort nochmals zu sprechen”.

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