Kommentar: Kulissendieb
Landtagsneubau in Potsdam: Peter Tiede über einen Flughafenbaumeister auf Abwegen.
Verbuchen wir das mal als Erholungsaufenthalt. Oder Bildungsurlaub. Als Expresskur. Oder so. Auf jeden Fall als irgendwas, was bessere Laune macht. Es kann ja auch nicht sein: das Leben eine Baustelle. Was man nicht fertig macht, macht einen fertig – irgendwann. Flughäfen etwa. Matthias Platzecks montäglicher Aufenthalt auf der fast fertigen und nur um etwa ein Jahr verspäteten Baustelle für das Potsdamer Landtagsschloss hat ihm gutgetan. Dem Oberbaumeister der Hauptstadtregion, der im Hauptberuf Regierungschef ist und nebenher seit Jahren mit anderen vergeblich versucht, den Überblick auf der Baustelle für einen irgendwann mal Hauptstadtflughafen zu erlangen, gings gut: ein Lächeln hier, ein Sprüchlein dort.
Es wäre ja alles schön, wenn er denn mit dieser Baustelle, über die er sich da kameragerecht hinweglächelte, irgendetwas zu tun hätte. Sein Finanzminister immerhin baut das Schloss für den Landtag. Platzeck aber: ein Kulissendieb. Der Chef der Exekutive beging auf seiner Wellnesswanderung fürs eigene Image die Baustelle der Legislative und des ersten Mannes im Lande, Landtagspräsident Gunter Fritsch. Gewaltenteilung hin, Gewaltenteilung her.
Am Ende kann es egal sein. Denn mitten in den Rundgang, auf dem er nichts zu suchen hatte, kam die Nachricht, dass er auch nichts gefunden hat: Platzeck, der Flughafenaufsichtsratschef, hat von seinem – einzigen – Wunschkandidaten für den Flughafen-Chefposten eine Absage bekommen. So bleibt es dabei: Sein Leben bleibt eine Baustelle.
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