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Auch an der Straße Auf dem Kiewitt wurde Feuerwerk gezündet.

© Andreas Klaer

Update

Knallen mit Abstand: Die Silvesternacht 2020 in Potsdam

Gegen das Böllerverbot wurde verstoßen, aber insgesamt rutschte Potsdam außergewöhnlich ruhig ins neue Jahr. Es waren nur 48 Rettungseinsätze nötig - halb so viele wie zu normalen Jahreswechseln.

Am Ende wurde doch geböllert in der Silvesternacht in Potsdam. Hell erleuchtet von Feuerwerk zeigte sich zum Beispiel die Konrad-Wolf-Allee in Drewitz kurz nach Mitternacht. Doch viele der Feiernden warfen ihre Böller aus den Fenstern ihrer Wohnungen oder zündeten Raketen vom Balkon. Einige winkten einander zu, riefen den Nachbarn von weitem “Frohes Neues!” hinüber - mit Abstand. Insgesamt blieb es außergewöhnlich ruhig für einen Jahreswechsel. 

Die Silvesternacht Potsdam. Ab Mitternacht versammelten sich einige Menschen auf den Straßen und zündeten Feuerwerk, wie hier an der Zeppelinstraße Ecke Geschwister-Scholl-Allee in der Brandenburger Vorstadt.
Die Silvesternacht Potsdam. Ab Mitternacht versammelten sich einige Menschen auf den Straßen und zündeten Feuerwerk, wie hier an der Zeppelinstraße Ecke Geschwister-Scholl-Allee in der Brandenburger Vorstadt.

© Andreas Klaer

In den Straßen waren nur wenige Menschen unterwegs, vereinzelt sammelten sich Kleingruppen. Nicht alle schienen sich an das Verbot des Alkoholtrinkens in der Öffentlichkeit zu halten. Ordnungsamt und Polizei waren zwar zwischenzeitlich vor Ort, fuhren dann aber weiter. Nach etwa einer halben Stunde war die Knallerei schon wieder vorbei, ganz von selbst. Ähnlich verlief die Nacht in anderen Teilen Potsdams. 

Insgesamt zählten Feuerwehr und Ordnungsamt nach Angaben der Stadt vom Neujahrstag in der Silvesternacht 48 Rettungseinsätze – das seien halb so viele wie zu anderen Jahreswechseln. Rund 20 Mitarbeitende des Ordnungsamtes haben laut Stadt bis 4 Uhr nachts gemeinsam mit der Polizei im Potsdamer Stadtgebiet kontrolliert und „nur vereinzelt Verstöße gegen die Eindämmungsverordnung und das Böllerverbot auf öffentlichen Straßen und Plätzen“ festgestellt.

Oberbürgermeister Mike Schubert und Ordnungsbeigeordnete Brigitte Meier (beide SPD) dankten für das Einhalten der strengen Vorgaben. Dadurch sei die Bilanz positiv. „Die große Mehrzahl der Menschen in Potsdam hat sich in dieser Ausnahmesituation an die Regeln gehalten, das zeigen auch die Einsatzzahlen“, so Meier. 

Zwölf Silvester-Fälle in den Notaufnahmen der Krankenhäuser

Auch in der Notaufnahme des Klinikums „Ernst von Bergmann“ blieb es zu Silvester „sehr ruhig“, wie das Krankenhaus am Neujahrsmorgen mitteilte. Zum Jahreswechsel habe man sieben Patienten behandeln müssen. Drei Menschen seien durch Feuerwerk verletzt worden, eine Person am Auge und zwei an den Händen. Drei weitere hatten zu viel Alkohol getrunken, eine Person hatte sich bei einer Schlägerei verletzt. Stationär aufgenommen werden musste lediglich einer.

Nach Einschätzung der Klinikleitung haben Lockdown, Ausgangsbeschränkungen und Böllerverbot „eine positive Wirkung gezeigt“ und die Rettungsstelle des Klinikums „merklich entlastet“. Die Intensivkapazitäten seien so den Covid-Patienten vorbehalten geblieben, hieß es.

Gleiches gilt für das St. Josefs-Krankenhaus. Dort wurden nach Angaben eines Sprechers fünf Menschen versorgt - zwei wegen leichter Stürze unter Alkoholeinfluss, eine Person wegen einer Verbrennung durch Feuerwerk und zwei Volltrunkene, die ihren Rausch in der Notaufnahme „kontrolliert ausschlafen“ mussten.

Eigentlich hatte die Verwaltung der Landeshauptstadt Potsdam ein Böllerverbot für das gesamte Stadtgebiet ausgesprochen. Auf allen öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen hatte die Stadt das Abfeuern von Raketen, Batterien und Krachern untersagt. Nur Pyrotechnik der Kategorie F1 wie Wunderkerzen, Knallerbsen oder Tischfeuerwerk blieben erlaubt. Das Verbot gilt formal noch bis Freitagnacht (1.1.) um 24 Uhr.  

Brigitte Meier (SPD) hatte auf eine ruhige Silvesternacht gehofft. "Wir gehen davon aus, dass die Potsdamer vernünftig sind", sagte die Beigeordnete für Ordnung, Sicherheit, Soziales und Gesundheit kurz nach 21 Uhr vor Pressevertretern. Während sie sprach, war allerdings im Hintergrund bereits erstes Feuerwerk zu hören. Meier räumte ein, dass es sich um eine ganz neue Herausforderung für die Behörden handele: "Ein Böllerverbot mussten wir noch nie durchsetzen." 

Sogar eine Gassirunde war möglich

Bereits vor Mitternacht waren im Stadtgebiet immer wieder laute Explosionen von sogenannten Kanonenschlägen zu hören. Doch auf der Straße war kaum etwas los. In der Innenstadt ließen sich nur wenige Fußgänger blicken. Manche gingen sogar zur späten Stunde noch mit ihren Hunden Gassi, was in einer normalen Silvesternacht wegen des Lärms wohl nicht möglich gewesen wäre. Nur wenige Autos fuhren die Straßen entlang, in den Straßenbahnen saßen kaum Fahrgäste. Auch in Babelsberg waren die Straßen ruhig und beinahe menschenleer.  

Die Polizei achtete in vielen Teilen Potsdams auf die Einhaltung des Böllerverbots und der geltenden Corona-Regeln in der Stadt.
Die Polizei achtete in vielen Teilen Potsdams auf die Einhaltung des Böllerverbots und der geltenden Corona-Regeln in der Stadt.

© Andreas Klaer

Etwa um 22.30 Uhr rückten Einsatzkräfte von Polizei und Ordnungsamt im Bürgerhaus am Schlaatz an. Zuvor war nach Auskunft eines Beamten telefonisch ein Hinweis eingegangen: Dort fände eine Feier statt. Doch vor Ort stellten die Einsatzkräfte fest, dass es sich bei der vermeintlichen Party um einen Gottesdienst handelte. Gottesdienste sind den aktuellen Bestimmungen zufolge erlaubt - auch an Silvester. 

Die Breite Straße am späten Donnerstagabend, nur wenige Stunden vor dem Jahreswechsel, war menschenleer.
Die Breite Straße am späten Donnerstagabend, nur wenige Stunden vor dem Jahreswechsel, war menschenleer.

© Andreas Klaer

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Am Stern schossen die ganze Nacht hindurch immer wieder Raketen in den Himmel, an einigen Plätzen wurde besonders stark geböllert. Doch in den Wohngebieten wirkten die meisten Straßen und Bürgersteige wie leergefegt. In vielen Fenstern brannte Licht, die meisten Bewohner hatten es sich wohl zu Hause gemütlich gemacht. Statt euphorischer Vorfreude auf ein glückliches neues Jahr scheint die stille Hoffnung vorzuherrschen, dass 2021 einfach weniger schlimm wird als 2020. 

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