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Potsdam will mehr für den Klimaschutz tun.

© Andreas Klaer

Klimaschutz in Potsdam: Pro Potsdam und Stadtwerke wollen Kohlendioxid einsparen

Potsdam will mehr für den Klimaschutz tun - und die großen kommunalen Unternehmen haben bereits Pläne. Günstig wird das nicht.

Potsdam - Angesichts zunehmender Wetterextreme wollen die kommunale Bauholding Pro Potsdam und die Stadtwerke sich mehr engagieren, um den Ausstoß des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid (CO2 ) zu senken. Das werde aber Kosten erhöhen, etwa für Wohnungsneubauten: „Klimaschutz gibt es nicht zum Nulltarif.“ Das hat der Chef der Pro Potsdam, Jörn-Michael Westphal, jetzt in einem PNN-Gespräch erklärt. Westphal gehört zugleich zur Interimsgeschäftsführung des Potsdamer Stadtwerke-Verbunds.

Chef der Pro Potsdam Jörn-Michael Westphal.
Chef der Pro Potsdam Jörn-Michael Westphal.

© Pro Potsdam

Potsdam hat Masterplan „100 Prozent Klimaschutz“ beschlossen

Anlass für das Gespräch war der jüngst von den Stadtverordneten beschlossene Masterplan „100 Prozent Klimaschutz“, mit dem Potsdam und 21 andere Kommunen ihre Treibhausgasemissionen bis 2050 um 95 Prozent und ihre Endenergie um 50 Prozent gegenüber 1990 senken wollen. 

Die Frage ist nun, wie die großen kommunalen Unternehmen dies umsetzen wollen. Bei der Pro Potsdam sei dabei besonders das Handlungsfeld „Gebäude“ wichtig, sagte Westphal. Schon seit dem Jahr 2000 habe man die Emissionen von Kohlendioxid von damals rund 75 500 Tonnen auf 30 500 Tonnen im Jahr 2016 senken können – gerade bei Sanierungen erfülle die Pro Potsdam schon jetzt „anspruchsvolle Klimaziele“, was auch die Kosten für Heizenergie der Mieter senke. Im Neubaubereich wolle man die vorgeschriebenen Energiekennwerte um 30 Prozent unterschreiten – den sogenannten Plus-Energiestandard. Den finanziellen Mehraufwand dafür prüfe man aktuell. „Denn die Einhaltung dieser Zielgerade wird sich auf die Baukosten und damit auf die Miethöhe durchschlagen.“ Daher müsse intensiv um Fördermittel geworben werden, um diesen Konflikt aufzulösen. Auch der frühere Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hatte kurz vor seinem Amtsende gesagt, über das Spannungsfeld Miethöhe und Klimaschutzmaßnahmen müsse in Potsdam mehr diskutiert und dann entschieden werden.

Plattenbauten im Schlaatz sollen saniert werden

In den kommenden Jahren will die Pro Potsdam die Sanierung der Plattenbauten in Drewitz im Rahmen des Gartenstadt-Projekts beenden, rund ein Drittel ist bereits fertig. Zudem beginne man die Planung für die Sanierung der Plattenbauten im Schlaatz, sagte Westphal – was rund 15 Jahre dauern dürfte. Ein weiteres Problem sei der denkmalgeschützte Bestand – hier müsse im Einzelfall geprüft werden, wie genau saniert werden könne.

Allerdings dürfe man die Reduzierung der CO2 -Emissionen nicht nur auf Einzelgebäude denken – man müsse ganze Stadtteile in den Blick nehmen, gerade im Fernwärmebereich. „Hier werden wir die Kooperation mit den Stadtwerken intensivieren“, so Westphal. Es gehe etwa darum, wie man direkt auf oder an Gebäuden erneuerbare Energie erzeugen könne – gerade mit Photovoltaik, Solarthermie oder Lüftungsanlagen, mit denen Wärme zurückgewonnen werden kann. Da gibt es Nachholbedarf, wie Westphal einräumte: Erst mehr als 600 der knapp 100 000 Potsdamer Haushalte erhalten einen Teil ihres warmen Wassers über Solarthermie, dazu kommen 1250 Photovoltaikanlagen auf Dächern der Pro Potsdam. Um noch mehr Vorrangflächen für den Einsatz bestimmter Energieversorgungstechnologien auszuweisen, will die Stadt wie berichtet einen Energienutzungsplan aufstellen. Westphal verwies auch auf ein anderes, seit 2014 laufendes Modellprojekt: So werden in der Forststraße Holzpellets zur Erzeugung von Wärme für 54 Wohnungen genutzt – was 13 Tonnen CO2 pro Jahr bedeutet, statt 113 wie bei einer normalen Erdgasheizung. Bereits 2018 hatten auch die Stadtwerke ihre Stromlieferungen für Privat- und kleine Gewerbekunden komplett auf ökologischen Wasserkraftstrom umgestellt.

Kostenlose Beratung zum Energie sparen

Für mehr Klimaschutz gibt es auch andere Möglichkeiten: So könnten Mieter der Pro Potsdam eine kostenlose Energiesparberatung bei der Verbraucherzentrale in Anspruch nehmen, sagte Westphal. Mieter müssten dafür sensibilisiert werden, dass angeklappte Fenster im Winter für mehr Wärmeverluste sorgen als Stoßlüften. In Drewitz, wo es im Zuge der Umgestaltung zur ökologischen Gartenstadt erheblichen Ärger wegen abgeschaffter Parkplätze gab, wird inzwischen ein Mobilitätsbonus angeboten: Wer dort in einer Ein- oder Zweizimmerwohnung der Pro Potsdam lebt, erhält ein kostenloses Jahresticket des Potsdamer Verkehrsbetriebs, einer Tochter der Stadtwerke. Solche innovativen Mobilitätskonzepte sollen auch für neue Wohngebiete wie an den früheren Tramdepots an der Heinrich-Mann-Allee entwickelt werden. 

Die Pro Potsdam selbst hat für Mitarbeitertouren schon mehrere Mitarbeiter-Fahrräder und- Autos mit Elektroantrieb angeschafft, die mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach der Unternehmenszentrale geladen werden. Westphal sagte: „Wir müssen für den generationengerechten Klimaschutz innovative Wege testen.“

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