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Gemeinsam erfühlen. Der Sinnesgarten ist auch für Besucher offen.

© Andreas Klaer

Kleines Blatt, große Wirkung: Sinnesgarten am Oberlinhaus eröffnet

Babelsberg - Das Oregano-Blättchen ist noch klein, wie der ganze Busch. Aber zwischen den Fingern zerrieben ist das intensive Aroma noch drei Schritte weiter zu riechen.

Babelsberg - Das Oregano-Blättchen ist noch klein, wie der ganze Busch. Aber zwischen den Fingern zerrieben ist das intensive Aroma noch drei Schritte weiter zu riechen. Man kann das auch essen, sagt eine Betreuerin zu dem Jugendlichen in Gebärdensprache und hält das Zweiglein an seinen Mund. Vergangenen Freitagmittag ist der Sinnesgarten auf dem Oberlin-Gelände in Babelsberg gerade eröffnet, da ist er schon voll von den Bewohnern der diversen Häuser, von den Schülern der Oberlinschule und den Gästen.

Dabei ist er streng genommen noch nicht einmal fertig. Es fehlt noch weiteres Spielgerät wie eine spezielle Schaukel für Rollstuhlbenutzer und vor allem weitere Pflanzen wie stachelfreie Beerensträucher und Obstbäumchen. Damit muss bis zum Frühling gewartet werden. Zudem sind die finanziellen Mittel erst mal erschöpft. 80 000 Euro kostete der erste Bauabschnitt: die Sanierung der denkmalgeschützten Mauer zur Straße Alt Nowawes, das Anlegen des Gartens, entworfen von Gartenbauarchitektin Anja Möller. Es gibt verschiedene Bodenstrukturen, Rasen und Kieseluntergrund, ein gemauertes Hochbeet, an das auch Rollstuhlfahrer gut herankommen, eine Nestschaukel und Sitzgelegenheiten.

Highlight ist ein kleiner Wasserlauf. Eine Pumpe lässt Wasser über einen Mosaik-Grund plätschern. Im Boden eingelegt sind Reliefs von Muscheln, Schildkröten oder Schnecken, gestaltet von der Künstlerin Anne Ochmann und Oberlinschülern. Wer weder richtig hören noch sehen und somit nur sehr eingeschränkt seine Umwelt wahrnehmen kann, der kann sie sich hier im Sinnesgarten ertasten, riechen und schmecken. Der Garten war ein lange gehegter Wunsch vom Oberlinhaus, in dem Menschen mit verschiedenen Behinderungen wohnen und betreut werden. Über eine breite Kampagne konnten dafür viele Spenden von Potsdamern eingeworben werden. Von den Gesamtkosten in Höhe von 200 000 Euro fehlt allerdings noch knapp die Hälfte.

Matthias Fichtmüller, theologischer Vorstand, gab sich dennoch zuversichtlich. „Studien belegen: Wer etwas gibt, der bekommt Glücksgefühle zurück“, sagte er, bevor er gemeinsam mit Geschäftsführer Andreas Koch und Oberlin-Kindern das symbolische Bändchen zerschnitt. Seit gut zehn Jahren wird massiv in Gebäudesubstanz und Ausstattung der verschiedenen Häuser des Oberlinvereins investiert. In Planung sind bereits Arbeiten im OP-Trakt der Klinik und am Handwerkerhaus. Außerdem hat die denkmalgerechte Sanierung des 1878 erbauten Mutterhauses, in dem die Verwaltung ihren Sitz hat, begonnen. Der Bauprozess könnte etwa drei Jahre dauern und soll insgesamt zwei Millionen Euro kosten. Steffi Pyanoe

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