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Landeshauptstadt: Kita-Platz-Mangel

Bornstedter Feld: 100 Namen auf der Warteliste / Jugendamtsleiter Schweers: Nur scheinbarer Notstand

„Leider können wir die Anmeldung Ihres Kindes in diesem Jahr nicht berücksichtigen.“ Diese und ähnlich lautende Absagen hat Familie Schulze* aus Berlin über ein Dutzend Mal von Kindertagesstätten aus Potsdams Norden erhalten. Eine Erfahrung, die viele Zuzügler, aber auch Potsdamer mit den Schulzes teilen. Kita-Plätze in der kinderfreundlichsten Stadt Deutschlands sind rar – und das ganz besonders im zuzugsreichsten Gebiet, dem Bornstedter Feld.

Mittendrin die Kita „Entdeckerland“ in Trägerschaft des EJF-Lazarus mit insgesamt 102 Plätzen. Rund 20 davon würden mit Schuljahresbeginn im September frei, sagt Kita-Leiterin Dörte Stegemann; allerdings seien schon alle Plätze wieder vergeben. Hundert Namen stünden nun auf der Warteliste, so Stegemann. Die gleichen Eltern hätten sich auf ihr Anraten hin aber auch bei den anderen Einrichtungen in der Umgebung auf die Listen setzen lassen. Berücksichtigung finden könnten im „Entdeckerland“ überhaupt nur Kinder aus dem Wohngebiet, so die Leiterin. Mit dem Erbauer der Einrichtung, dem Entwicklungsträger Bornstedter Feld, gebe es eine vertragliche Klausel, die dem Träger vorschreibt, die Gesamtheit der Kinderschar zu 80 Prozent aus der Nachbarschaft zu bestücken. Gleiches gelte auch für die Kita „Bornstedter Feld“, das werde streng kontrolliert. Die vom Jugend- und Sozialwerk betriebene Einrichtung hat auch keine freien Plätze mehr. Stattdessen wachse auch hier die Nachrückerliste. Nach Schätzung der Träger kommen auf einen Platz fünf Anwärter.

Mit einer Straffung des Anmeldeverfahrens wolle die Verwaltung diesen überlangen Wartelisten jetzt entgegenwirken, sagte Jugendamtsleiter Norbert Schweers. Diese Listen führten zu „großer Verunsicherung“ innerhalb der Elternschaft, die scheinbare Platznot sei in diesem Maße gar nicht vorhanden, so Schweers. Sein Amt ließe sich gerade die aktuellen Zahlen vom Fachbereich Statistik zusammenstellen. Danach werde man den Bedarf ermitteln und in den Sozialräumen, wo es tatsächlich eng werde – wie Babelsberg, Innenstadt und Norden – mit entsprechenden Kapazitätserweiterungen in bestehenden Einrichtungen nachbessern, sagte Schweers. Schon jetzt könne er sagen, dass die Versorgungsquote im Krippenbereich, also die Betreuung der Null- bis Dreijährigen, von bisher 43 auf 45 Prozent erhöht werde.

Der Entwicklungsträger Bornstedter Feld wirbt bei potenziellen Bauherren ausdrücklich mit dem guten Angebot an Kinderbetreuungsplätzen im Entwicklungsgebiet. Drei Kindertagesstätten und zwei Horte seien bereits errichtet, bis zum Abschluss der Entwicklungsmaßnahme im Jahr 2015 seien vier weitere Kitas und ein Hort geplant, so die Auskunft von Sven Lettner von der Projektkommunikation Hagenau. Im kommenden Jahr würden die Bauarbeiten für einen Kindergarten in den Roten Kasernen West beginnen – mit einer Kapazität von 120 Plätzen.

Zu spät für Eltern, die sich aktuell um einen Betreuungsplatz ihrer Kinder in unmittelbarer Nähe ihres meist künftigen Wohnortes bemühen. Wer von außerhalb kommt, habe noch weniger Chancen, erklärt eine Mitarbeiterin der Erziehungs- und Bildungs GmbH, in deren Trägerschaft die Kita „Kids Company“ in Bornim ist. Die Stadt fördere nur Plätze für Kinder, deren Eltern polizeilich in Potsdam gemeldet seien. Ein Dilemma für diejenigen, die erst in wenigen Monaten ihre Wohnungen und Häuser beziehen.

Um ihr die Hoffnung aber nicht in Gänze zu nehmen, wurde einer dreifachen Mutter aus Offenbach, die im Juli nach Potsdam zieht und die ihr zweijähriges Kind in der Krippe anmelden wollte geraten, sich das Antragsformular persönlich abzuholen. Persönliches Vorstellen, so der Rat, erhöhe die Chance.

*)Name von der Redaktion geändert

Nicola Klusemann

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