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Landeshauptstadt: „Kinderwohnung“ im Marmorpalais

Restaurierung des Nordflügels vor dem Abschluss / Eröffnung mit Cecilien-Ausstellung

Restaurierung des Nordflügels vor dem Abschluss / Eröffnung mit Cecilien-Ausstellung Von Erhart Hohenstein Vor dem Abschluss stehen die Restaurierungsarbeiten im Nordflügel des Marmorpalais. Er wird Anfang Mai wieder zugänglich gemacht – zunächst ist hier eine Ausstellung zum 50. Todestag der Kronprinzessin Cecilie zu sehen, die das Palais mit ihrer Familie bis 1917 bewohnte und den Nordflügel als „Kinderwohnung“ nutzte. Schlosskastellan Günter Voegele informierte gestern über den Stand der Arbeiten. Neben dem bereits im Vorjahr fertiggestellten Kloebersaal werden weitere neun Räume des Nordflügels in die Führungen einbezogen. Von der als Entree genutzten Roten Kammer führt der Weg in den prachtvollen Blauen Salon. Die Restauratoren um Andreas Liebe haben die Deckenmalerei, die die vier Jahreszeiten symbolisiert, wiederhergestellt. Die vier Skulpturen griechischer Gottheiten für die Nischen sind noch in der Werkstatt und kehren in Kürze zurück. Originalgerecht erneuert wurde das mit Ornamenten geschmückte Tafelparkett des Fußbodens, ebenso die Goldleisten als Wandabschluss und Einfassung der Paneele. Wie in allen Räumen des Nordflügels hat sich der Kamin im Original erhalten, ebenso die Tür aus Mahagoni. Der Salon wird auch Prinz-Albrecht-Zimmer genannt – der Prinz wohnte hier, wenn er wie andere Mitglieder des Königshauses von Friedrich Wilhelm IV. im Sommer ins Palais eingeladen wurde. Über das Grüne Kabinett erreicht der Besucher das Musenzimmer. An den Medaillons mit den Musenköpfen werden gerade die letzten Pinselstriche ausgeführt. Wie in anderen Räumen waren hier durch den Einschlag einer Brandbombe am Ende des Zweiten Weltkrieges Teile der Decke heruntergebrochen, berichtet Günter Voegele. Der gesamte Dachbereich wurde vor Beginn der Restaurierung saniert. Außerdem wurden Zwischenwände erneuert, die in der DDR-Zeit für die Nutzung als Armeemuseum herausgebrochen worden waren. Im nächsten Zimmer hatte Kronprinzessin Cecilie, die mit ihrer Familie das Marmorpalais bis zur Fertigstellung von Cecilienhof bewohnte, ein Bad einrichten lassen. Bei der Ersteinrichtung der Räume nach 1848 diente es aber als Schreib- und Lesezimmer, und darauf wird es durch die Restauratoren wieder zurückgeführt. Auch jeder der folgenden Räume des Nordflügels hat seine individuellen Schönheiten, so das Rosselenkerzimmer durch das Deckengemälde zweier Pferdebändiger oder das Lila Zimmer mit dem ungewöhnlichen Farbton seiner Wände. Am Ende der Führung steht der Kloebersaal, benannt nach dem Maler August von Kloeber, der ihn mit Gemälden ausstattete. Hier arbeiten Restauratoren noch an der „Venus“, was wegen deren Übergröße nur an Ort und Stelle geschehen kann. Nach Ende der Cecilien-Ausstellung, für die etwa 300 Exponate zusammengetragen wurden, werden die Räume des Nordflügels ab August zunächst in unmöbliertem Zustand gezeigt. Zur nächsten Saison sollen sie möbliert und ausgestattet werden, was nicht unkompliziert ist. Zum einen ist der Nordflügel, der wie der Südflügel sieben Jahre nach dem Abschluss des Hauptbaus (1790) angefügt und erst ab 1843 innen ausgebaut worden war, unterschiedlich genutzt worden – als Gästezimmer für die im Sommer zu Besuch kommenden Prinzen, als Interimswohnung der jeweiligen Thronfolger und schließlich als „Kinderwohnung“ für die Söhne und Töchter des letzten deutschen Kronprinzenpaares. Zum anderen hat sich von den originalen Möbeln und anderen Ausstattungsgegenständen kaum etwas erhalten. Deshalb wird derzeit an einem Konzept gearbeitet. Wie Schlosskastellan Voegele verriet, gebe es u.a. die attraktive Idee, in den Räumen an die einstige prinzliche „Kinderwohnung“ zu erinnern.

Erhart Hohenstein

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