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Keine Räumung am Mittwoch: Hoffnung für den Kinderbauernhof in Groß Glienicke

Die Einrichtung in Groß Glienicke sollte eigentlich am heutigen Mittwoch geräumt werden. Doch vorerst dürfen die Tiere bleiben.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Die Nutzer des Kinderbauernhofs in Groß Glienicke können aufatmen – zumindest vorerst. Die Einrichtung muss nicht wie zunächst befürchtet am heutigen Mittwoch geräumt werden. Die Nutzungsuntersagung sei wegen eines Widerspruchs durch den Eigentümer vorerst ausgesetzt, so die Stadtverwaltung. „Da passiert erstmal nichts“, so Sprecher Stefan Schulz am Dienstag auf PNN-Anfrage. 

Hintergrund ist, dass für die Gebäude auf dem Bauernhof-Gelände wie berichtet keine Baugenehmigung besteht. Der Eigentümer Michael Fruth hatte die drei ehemaligen Schweineställe 2006 gekauft und saniert – ohne dies zu beantragen. Heute betreibt er selbst in einem der Ställe eine Autowerkstatt, in den anderen Gebäuden werden Pferde, Schafe, Ziegen, Hühner und Hasen gehalten. 

Für die Kita war das drohende Aus ein Schock

Die nahe Elterninitiativ-Kita "Spatzennest" nutzt den Hof seit Jahren für pädagogische Arbeit, Kinder sollen hier den Umgang mit Tieren lernen. Nun fürchtet die Kita das Aus für den Bauernhof und sieht ihre Zukunftspläne auf dem Gelände in Gefahr, denn eigentlich wollte man sogar noch weitere Räume nutzen und damit der Platzknappheit in der eigenen Einrichtung Herr werden. 

Dass nun das Aus droht, war für die Nutzer völlig überraschend – und laut seiner Aussage auch für den Eigentümer Fruth. Dieser hatte berichtet, dass vor dem Beginn der Baumaßnahmen diverse Bauamtsmitarbeiter vor Ort waren und ihm mündlich grünes Licht für die Sanierung auch ohne Baugenehmigung gegeben hatten. Fruth gilt als erfahren, er war einst Vorsitzender des Bauausschusses, als Groß Glienicke noch eigenständig war. Jetzt sieht er sich wohl als Opfer eines verwaltungsinternen Streits. 

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Korruption

Tatsächlich war die Sache erst durch eine anonyme Anzeige im Jahr 2017 ins Rollen gekommen, wegen angeblich illegal errichteter Gebäude und Tierwohlgefährdung. Wenig später folgten anonyme Hinweise – womöglich aus der Verwaltung selbst – zu Korruption in der Bauverwaltung wegen der erwähnten mündlichen Zustimmung zum Umbau vor zwölf Jahren. Der entsprechende leitende Mitarbeiter der Bauverwaltung soll im Gegenzug für seine Zustimmung sein Auto kostenlos in Fruths Werkstatt reparieren haben lassen und sein Pferd dort ohne Bezahlung untergestellt haben – was Fruth bestreitet. Der Mitarbeiter ist mittlerweile vom Dienst suspendiert, die Staatsanwaltschaft Neuruppin ermittelt. 

Unabhängig davon steht die Bauverwaltung nun vor dem Problem, dass die Ställe in dieser Form illegal sind. Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos) hatte im letzten Bauausschuss bereits angekündigt, dass es hier kaum Ermessensspielraum gibt. Eine Genehmigung sei nun mal nicht vorhanden, außerdem müsse ein Betrieb, in dem sich Kinder aufhielten, bestimmte Voraussetzungen erfüllen. 

Beim "Spatzennest" keimt wieder Hoffnung auf

Eine Möglichkeit, die Ställe nachträglich zu legitimieren, könnte eine Veränderung des Bebauungsplans sein, was allerdings einige Jahre in Anspruch nehmen würde. Zeit, die aber vielleicht durch einen langwierigen Rechtsstreit gewonnen wird. Denn wenn die Stadt dem Widerspruch nicht stattgibt – und davon wird ausgegangen – kann gegen die Nutzungsuntersagung geklagt werden. Und ein solches Verfahren dauert üblicherweise mehrere Jahre. 

Bei der Kita "Spatzennest" hat man nun immerhin wieder ein wenig Hoffung, dass der mühsam aufgebaute Bauernhof erhalten bleiben kann. Am kommenden Montag sei ein Gespräch mit Mike Schubert (SPD), designierter Oberbürgermeister und Noch-Sozialbeigeordneter, geplant, berichtet Stephan Albrecht vom Kita-Vorstand. Thema: Perspektiven für den Kinderbauernhof. 

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