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Landeshauptstadt: Kein Anpfiff am Welterbe ?

Am Babelsberger Park soll ein Fußballplatz entstehen, doch die Stiftung ist dagegen. Jetzt soll Kulturministerin Kunst entscheiden

Babelsberg - Potsdams Freizeitsportler müssen weiter auf den dringend benötigten Fußballplatz in Babelsberg warten. Das Rathaus auf der einen und die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, das Landesdenkmalamt und die Welterbehüter Icomos auf der anderen Seite konnten sich nicht über die Zukunft der sogenannten „Nowawiese“ an der Nutheschnellstraße einigen. Jetzt soll die Entscheidung über die Vorfläche am Park Babelsberg, die in der Kernzone der unter Weltkulturerbeschutz stehenden Grünanlage liegt, aus oberster Hand fallen. Brandenburgs Kultusministerin Sabine Kunst (parteilos) soll in dem Streit ein Machtwort sprechen.

„Es ist sehr bedauerlich, dass wir keine andere Lösung finden konnten“, sagte Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Mittwoch im Rathaus. Bereits mehr als zwei Jahre hatten die Streitparteien diskutiert. Einen umfangreichen Kompromissvorschlag der Stadt lehnten die Welterbeschützer jetzt ab. Die Stadt will auf dem 100 Meter breiten Streifen vor dem Park Babelsberg großzügige Wiesenflächen, eine Hundeauslaufzone sowie einen Fußball- und einen Bolzplatz errichten. Zahlreiche Fußballgruppen und Sportvereine wie der SV Concordia Nowawes könnten davon profitieren. Doch, so fürchtet die Stiftung, könnten Ballfangnetze und Flutlichter den Welterbestatus des Parks gefährden.

„Die Debatte um das Weltkulturerbe ist kein Kuhhandel“, sagte Stiftungssprecherin Tina Schümann. Die Gefahr, den begehrten Status mit dem Bau des Fußballplatzes zu verlieren, sei groß. Einstimmig habe sich der Wissenschaftliche Beirat der Stiftung nach eingehender Prüfung deshalb gegen das Bauvorhaben ausgesprochen. Die Nuthewiese stehe für den Übergang des Parks in die freie Landschaft. Da große Teile durch das Wohngebiet Zentrum Ost und die Schnellstraße bereits überbaut sind, komme der Fläche angesichts dieser Zerstörung ein größeres Schutzbedürfnis zu. Landeskonservator Thomas Drachenberg fürchtet gar, dass ein Fußballplatz an dieser Stelle Potenzial für einen Dauerkonflikt biete.

Vor zwei Jahren hatte der Vorschlag, die Rasenfläche in einen regulären Sportplatz zu verwandeln, den ersten Platz beim Bürgerhaushalt erreicht. Der Kommunale Immobilienservice hat bereits 250 000 Euro für die nötigen Arbeiten eingeplant. „Wir sind in einer unbefriedigenden Situation, von der keiner etwas hat“, fasste Jakobs zusammen. Sieben Ausweichvarianten wurden geprüft. Mit dem Ergebnis, „dass wir keine andere Fläche haben“. Die Sportplätze seien entweder zu nah an den Anwohnern oder zu weit weg. Die Verhandlungen seien an grundsätzlich unterschiedlichen Positionen gescheitert.

Dabei ist sich das Rathaus sicher, eine verträgliche Lösung vorgeschlagen zu haben, führte Stadtplanungschef Andreas Goetzmann aus. Im Zuge der noch bis 2016 andauernden Bauarbeiten an der Humboldt-Brücke biete sich eine einmalige Gelegenheit, die sogenannte Nowawiese neu zu gestalten. Schon 2013 soll die Abfahrt zum Zentrum Ost abgerissen werden. Gemeinsam mit der Stiftung hätte man die Fläche gestalten können.

Auch die besetzte Villa Wildwuchs an der Havel könnte in dem Zuge weichen. Für die Kunst- und Kulturschaffenden in dem Haus werde ein Ersatz gesucht. Gleichzeitig hatte die Stadt angeboten, Flächen in dem Areal an die Stiftung zu übertragen, um sicherzustellen, dass die Sportanlagen später nicht erweitert werden. Vorgeschlagen wurde auch, das Strandbad in Richtung Humboldtbrücke zu verlegen – dort ist heute noch ein Seesportverein untergebracht, dessen Pachtvertrag ausläuft. Mit der Verlegung würde im Park Platz geschaffen, um die historische Wegeführung wiederherzustellen.

Im Gegenzug würde dort, wo heute noch Autos über die Schnellstraßenabfahrt zum Zentrum Ost rollen, eine Hundewiese entstehen, weiter östlich der Fußball- sowie ein Bolzplatz. Am Parkeingang ist ein Parkplatz und ein Haus mit Duschen und Umkleiden geplant.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Stadt und Stiftung am Babelsberger Park nicht einigen können und ein Minister entscheidet. So musste bereits das nahe gelegene Karl-Liebknecht-Stadion abknickbare Flutlichtmasten erhalten, damit die Welterbe-Sichtachsen nicht beeinträchtigt werden. Ein Ministerentscheid war nötig, damit die Masten eine langfristige Betriebsgenehmigung bekommen.

Möglichst schnell wolle man auf eine Entscheidung drängen, so Jakobs. Das sei auch im Sinne der Sportler. Das Liebknecht-Stadion und die Sandscholle bieten derzeit in Babelsberg die einzigen Trainingsmöglichkeiten. Vereine wie Concordia Nowawes hatten im Sommer auf das Problem aufmerksam gemacht. Viele Kinder mussten abgelehnt werden, weil es keine Trainingskapazitäten gibt.

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