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© dpa

Kampf gegen Tierseuchen in Potsdam: Wegen der Schweinepest droht ein Wald-Verbot

Neben der Corona-Pandemie muss die Stadtverwaltung sich auch für den Fall wappnen, dass in Potsdam die Afrikanische Schweinepest oder die Vogelgrippe ankommt. Das könnte für erhebliche Einschränkungen sorgen.

Potsdam - Neben der Bekämpfung der Corona-Pandemie muss Gesundheitsdezernentin Brigitte Meier (SPD) nun die Stadt auch auf den Zeitpunkt vorbereiten, wenn in Potsdam erste Fälle der Afrikanischen Schweinepest und der Geflügelpest auftreten. Dann könnten in Potsdam – ausgerechnet mitten in der Coronakrise mit bereits zahlreichen Beschränkungen – auch Waldgebiete für den Besuch gesperrt werden. Über den Umgang mit beiden Tierseuchen informierte Meier am Donnerstag die Presse.

Nutzungsverbot für den Wald?

Dabei warnte sie vor den erheblichen Folgen eines Ausbruchs der Schweinepest in Potsdam. Das würde mit Einschränkungen für die Bevölkerung im Allgemeinen und für Forst- und Landwirte im Speziellen einhergehen. „Neben Nutzungseinschränkungen für Forst- und Landwirtschaft wären dann auch Betretungs- und Nutzungsverbote für Wälder und freie Flächen ein Thema“, so Meier. Die Schweinepest war in Deutschland erstmals im September im Osten Brandenburgs nachgewiesen worden, Sperrzonen sollen die weitere Ausbreitung verhindern. Bislang wurden knapp 280 Fälle gemeldet, vor allem aus den Landkreisen Oder-Spree und Märkisch-Oderland.

Eine Prämie für Jäger

Beigeordnete Meier betonte, das Rathaus setze auf die Zusammenarbeit mit den hiesigen Jägern, dazu laufe aktuell auch eine Umfrage. Insgesamt haben 450 Potsdamer einen Jagdschein. Eine weitere zentrale Maßnahme: Die Stadt will Extrageld für erlegte Wildschweine zahlen. „Um eine spürbare Verringerung des Schwarzwildes zu erreichen, wurde beschlossen, dass nun auch verstärkt Bachen bejagt werden sollen, soweit sie keine Frischlinge führen.“ Dafür zahle die Stadt eine Aufwandsentschädigung von 30 Euro pro Bache, die ausgewiesene Jäger über die kommunale Jagdbehörde erhalten. „Zudem soll es eine Zuwendung für Nachtsichtgeräte geben“, hieß es weiter. Dabei werden bis zu 50 Prozent, maximal 2000 Euro, übernommen. Derzeit geht das Rathaus von rund 2500 Wildschweinen in Potsdam aus. „Daher ist die Gefahr der Seucheneinschleppung groß“, so Amtstierarzt Guido Schielke. Die Jagd stelle im städtischen Raum mit hoher Bevölkerungsdichte und Rückzugsmöglichkeiten für das Wild eine besondere Herausforderung dar, sagte er. Insgesamt kann man auf knapp 12.000 Hektar in Potsdam jagen, das sind rund zwei Drittel des Stadtgebiets. Man setzt auch auf die Mitarbeit der Bevölkerung. So sollen Potsdamer, wenn sie Schweinekadaver finden, entweder die Feuerwehr unter Tel.: (0331) 37 010 anrufen oder eine E-Mail an fallwildmeldung@rathaus.potsdam.de absetzen. Die Krankheit ist für Menschen ungefährlich, für Wild- und Hausschweine aber fast immer tödlich. Meier sagte, ein Krisenstab zur Schweinepest sei eingerichtet, dieser beobachte tagesaktuell die Lage.

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© Picture Alliance / Arne Dedert

Wegen der Vogelgrippe gilt nun im Norden der Stadt eine Stallpflicht

Zudem bereitet Meier das Vorrücken der Geflügelpest, auch bekannt als Vogelgrippe, Sorge. Sie verwies auf einen neuen Erlass des Verbraucherschutzministeriums für eine Aufstallungspflicht in Risikoregionen – in Potsdam seien das die Ortsteile Uetz-Paaren, Marquardt, Grube und Golm. Ab dem kommenden Sonntag müssten Geflügelhalter dort ihre Tiere im Stall oder in einer geschlossenen Voliere halten. „Für alle Geflügelhalter gilt, dass unbedingt direkte und indirekte Kontakte zwischen ihrem Hausgeflügel und Wildvögeln verhindert werden, Stallkleidung getragen wird und unnötige Kontakte durch Personen oder Tiere unterbleiben“, teilte die Stadtverwaltung mit. Auch müsse ein Geflügelbestand, wenn noch nicht geschehen, im Veterinäramt gemeldet werden. Meier sagte auch: „Verdachtsfälle sind zu melden – und wenn möglich, sollte Geflügel für Weihnachten schon jetzt umgehend geschlachtet werden.“ Die Geflügelpest tritt seit Ende Oktober verstärkt in Deutschland auf, auch in Brandenburg gab es schon erste Fälle, unter anderem im benachbarten Havelland, aber auch in Berlin. Infektionen bei Menschen mit dem Erreger H5N8 sind nach Ministeriumsangaben bisher nicht bekannt.

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