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Landeshauptstadt: Kaiserliche Post mit Parkblick

Frühere Victoriastraße 38 ist heute Bürohaus / Großes Interesse am Tag des offenen Denkmals

Brandenburger Vorstadt - Für die Studenten der einstigen Pädagogischen Hochschule war die Post in der Geschwister-Scholl-Straße 38 lange Jahre Anlaufpunkt, um Mutters Pakete zu empfangen oder Sendungen mit schmutziger Wäsche nach Hause zu schicken. In den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde die Filiale geschlossen und war bis zur Wende Wohnheim der Deutschen Post.

Das Gebäude entstand 1911 in der damaligen Victoriastraße unter der Regentschaft Kaiser Wilhelms II. mit Deutschlands Telegraphenstation Nummer 1. Das modern wirkende Haus mit zwei straßenseitigen spitzen Mansardendächern ist heute Sitz der BLB Steuerberatungsgesellschaft Potsdam. Deren Mitarbeiterinnen hatten gestern alle Hände voll zu tun, um die zahlreichen Interessenten am „Kaiserlichen Postamt“ zu versorgen. Sie taten das mit kostenlosem Kaffee und selbst gebackenem Kuchen sowie mit schriftlichen Informationen und Führungen durch das dreistöckige Haus. Die offenen Bürotüren zeigen, was sich der Bauherr einst gedacht hatte. So öffnet sich vom Balkonzimmer aus durch das derzeit abmontierte barocke „Posttor“ ein eindrucksvolles Panorama zum Neuen Palais.

Eine häufige Frage der Besucher lautet: „Ist vom alten Postschalter noch was zu sehen?“. Leider nein, selbst der Eingang, über den der Kunde des späteren „Zweigpostamtes 1“ über drei Granitstufen an die Schalter gelangte, ist verschlossen.

Die geschichtliche Bedeutung des ehemaligen Kaiserlichen Postamtes besteht darin, dass es während des Aufenthaltes des Kaisers in den Sommermonaten im Neuen Palais für die Nachrichtenübermittlung des Hofes unverzichtbar war. Denkmalwürdig ist nicht allein das Postamt, sondern sein Gesamtzusammenhang mit dem Fachwerk-Bahnhof nebst Ausflugsgaststätte am Wildpark und dem benachbarten Kaiserbahnhof.

Von dem historischen Elementen ist vieles erhalten: die Fassade und die Dachform im „Heimatstil“, die Postfuhrschuppen, die Gliederung der Innenräume und die originale Einfriedung. Das Gebäude ist so angelegt, dass es praktisch zum Teil des Parks wird. Dem Vernehmen nach gibt es kaum Unterlagen über den Bau und den Architekten. Günter Schenke

Günter Schenke

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