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Vorstandsmitglieder der Gemeinde "Kehilat Israel" vor dem Baugrundstück. V.l.n.r.: Elad Pereg Rubens, Noa Ilona und Albert Bravo.

© Ottmar Winter PNN

Jüdisches Leben in Potsdam: Neue Gesichter im alten Synagogenstreit

Der Streit um die neue Potsdamer Synagogen schwelt seit vielen Jahren schon. Jetzt werden die Karten neu gemischt.

Potsdam - „Wir haben in der Zeitung gelesen, dass der Synagogenbau Probleme hat”, sagt Albert Bravo, der Vorsitzende der neuen jüdischen Gemeinde „Kehilat Israel“. Er habe die Hoffnung, seine Gemeinde könne vermittelnd wirken im Dauerkonflikt zwischen der Jüdischen Gemeinde Stadt Potsdam (JGSP) und der Synagogengemeinde. Zuletzt war die Ernennung eines gemeinsamen Beauftragten der beiden zerstrittenen Gemeinden gescheitert. Nun muss eine neue vertragliche Grundlage für das Projekt geschaffen werden. 

Die Gemeinde „Kehilat Israel“ wurde erst im April gegründet. Albert Bravo sagt, die Mitglieder hätten sich bereits seit Sommer 2019 privat getroffen. Es sind vor allem Einwanderer aus Israel, so wie Bravo selbst, der in Haifa aufgewachsen ist. Dort lernte er seine jetzige Frau kennen, die aus Werder (Havel) stammt und im Rahmen eines Austauschprogramms für Studierende in Israel gelebt hat. Seit 2013 leben beide in Werder, inzwischen gehören auch zwei Kinder zur Familie. 

Der Gemeindevorsitzende Albert Bravo hofft auf einen baldigen Baubeginn.
Der Gemeindevorsitzende Albert Bravo hofft auf einen baldigen Baubeginn.

© Sebastian Gabsch PNN

Der 38-jährige Unternehmer hat ein Start-up im medizinischen Bereich gegründet. Die Firma entwickelt ein Gerät zur Früherkennung von Herzinsuffizienz. Das Produkt werde momentan an verschiedenen Universitäten erprobt, sagt er, die komplizierte Zulassung für den europäischen Markt sei aber noch nicht abgeschlossen. 

Bei Veranstaltungen der Start-up-Szene in Berlin sei er gefragt worden, ob es in Potsdam eine israelisch-jüdische Gemeinde gebe. So sei die Idee entstanden, selbst eine zu gründen. Aber das habe sich als komplizierter herausgestellt, als er zunächst angenommen hatte. „Wir kannten uns mit dem Vereinsrecht in Deutschland gar nicht aus”, sagt Bravo. Doch er habe sich eingearbeitet und Unterstützung von Freunden erhalten. Auch mit dem Rabbiner Nachum Presmann stehe die junge Gemeinde in gutem Kontakt. 

Oberbürgermeister will Bau bis 2024 abschließen

Bravo ist aber bei Weitem nicht der Einzige, der sich Gedanken über den Fortgang des Bauprojekts macht. Der Landesverband der Jüdischen Gemeinden Land Brandenburg hat dem Ministerium seine Unterstützung angeboten. Am vergangenen Donnerstag trafen sich Alexander Kogan vom Landesverband und der JGSP-Vorsitzende Evgeni Kutikow mit Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert und der Beigeordneten Brigitte Meiern (beide SPD). 

Kutikow äußerte nach Auskunft des Rathauses den Wunsch, dass die JGSP vor Bezug des Neubaus nicht noch einmal umziehen müsse. Schubert sagte zu, diesen Wunsch zu respektieren. An den provisorischen Räumen in der Alten Feuerwache sollen für die Überbrückung „bestandserhaltende Maßnahmen” durchgeführt werden. Der Neubau in der Schlossstraße müsse bis 2024 realisiert werden, so der Oberbürgermeister.

Joffe stellt Projekt insgesamt infrage

Ud Joffe, der Vorsitzende der Synagogengemeinde, stellte unterdessen die Bauträgerschaft des Landes infrage. In dem CDU-nahen YouTube-Kanal „Orange. Potsdamer Kiez-Talk“ sagte er dem Stadtverordneten Wieland Niekisch (CDU): Wenn sich JGSP und Synagogengemeinde nicht einigten, könne keine zentrale Synagoge gebaut werden. 

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