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Landeshauptstadt: „Jahrhunderterwerbung“

Stiftung Preußischer Kulturbesitz kauft Humboldts Reisetagebücher: Millionen-Projekt für Uni Potsdam

Berlin/Potsdam - Die Südamerika-Tagebücher des Forschers Alexander von Humboldt (1769-1859) bleiben in Deutschland. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat die Aufzeichnungen des Forschers vom bisherigen Eigentümer Ulrich von Heinz, einem Nachfahren der Humboldts, gekauft. Der Präsident der Stiftung, Hermann Parzinger, sprach am Mittwoch von einer „Jahrhunderterwerbung“. Die Tagebücher gehörten zu den wichtigsten wissenschaftlichen Dokumenten des 19. Jahrhunderts. Der Kauf sei von privaten und öffentlichen Geldgebern finanziert worden, über die Summe machte die Stiftung keine Angaben.

Mit der wissenschaftlichen Auswertung der rund 4000 Seiten umfassenden Reiseaufzeichnungen wird nicht etwa die Berliner Humboldt-Universität, sondern die Universität Potsdam betraut: Ein gemeinsames Projekt der Uni Potsdam und der Preußenstiftung fördert das Bundesbildungsministerium über die kommenden drei Jahre mit insgesamt drei Millionen Euro, wie das Ministerium mitteilte. Ziel sei die inhaltliche und materielle Erschließung der Tagebücher.

In den in deutscher und französischer Sprache verfassten Tagebüchern zeichnete Humboldt seine fünfjährige Südamerika-Expedition nach. Sie gelten als Schlüsseldokument zur „zweiten Entdeckung Amerikas“, wie die Forschungsreise durch Mittel- und Südamerika von 1799 bis 1804 auch genannt wird. Die Amerika-Tagebücher seien Humboldts „Lebensprojekt“, sagte Eberhard Knobloch, Leiter des Humboldt-Forschungsprojekts an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Humboldt habe die Rohdaten seiner Naturbeobachtungen notiert, die noch heute für die Wissenschaft wichtig seien. Die Tagebücher, die bisher nur in Auszügen veröffentlicht wurden, geben einen Einblick in die Arbeitsweise der Forschers.

Aufbewahrt werden die neun ledergebundenen Bücher nun in der Berliner Staatsbibliothek. Der bisherige Besitzer Ulrich von Heinz sagte, er habe immer angestrebt, dass die Tagebücher in Berlin bleiben. Mit dem Erlös wolle er das Humboldt-Schloss in Berlin-Tegel erhalten. Der Vermittler Christoph Graf Douglas, der im Auftrag der Familie Heinz den Verkauf eingefädelt hatte, sagte, es habe das Risiko bestanden, dass die Tagebücher ins Ausland kommen. Es habe ein großes Interesse etwa von der Kongressbibliothek in Washington, dem Getty Institute Los Angeles sowie aus Mexiko gegeben.

Die Tagebücher haben eine bewegte Geschichte hinter sich: Sie waren 1945 von der Roten Armee nach Moskau gebracht worden. 1958 übergab die Sowjetunion sie an die Staatsbibliothek in Ost-Berlin. Nach der Wiedervereinigung gelangten sie zur Preußenstiftung, die sie 2005 dem Eigentümer zurückgab. PNN/dpa/AFP

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