INTERVIEW: „Kein Tempo 30 – ich begrüße das“

Herr Stimming, das neue Verkehrskonzept der Stadt sieht entgegen ursprünglicher Pläne doch kein Tempo 30 auf den Hauptstraßen vor. Eine gute Entscheidung?

Ich begrüße das und es entspricht den Abstimmungen mit Herrn Klipp (Potsdams Baudezernent – Anm. d. Red.). Wir, die IHK, hatten immer die Auffassung, dass Hauptverkehrsadern durchlässig sein müssen. Andernfalls käme es zu Verstopfungen, die auch wirtschaftliche Auswirkungen haben. Gewerblich Tätige sollen ihr Gewerbe ausüben können und nicht im Stau stehen.

Sind Pförtnerampeln, wie sie die Stadt zur Regulierung anstrebt, das geeignete Mittel zur Verkehrssteuerung?

Warum sollte ein intelligent gesteuertes Ampelsystem nicht zur Verbesserung beitragen? Eine grüne Welle ist grundsätzlich eine gute Sache, wenn sie nicht etwa durch eine Bevorrechtigung der Straßenbahn wieder zerstört wird. Die Tram kann ja Priorität haben, aber die Ampeln müssen dann auch darauf abgestimmt sein, dass jeder Verkehr rollen kann.

Die Stadt will außerdem das Park-and- Ride-Angebot ausbauen, um mehr Menschen zum Umsteigen in die öffentlichen Verkehrsmittel zu bewegen.

Ich bin skeptisch, ob das angenommen wird. Man kann die Bürger nicht dazu zwingen, das Auto stehen zu lassen. Bei Gewerbetreibenden ist diese Lösung ohnehin nicht praktikabel. Die haben ja oft noch Ausrüstung oder Werkzeug im Auto. Diese Geräte werden sie kaum in Bussen oder Bahnen weitertransportieren.

ISES und Havelspange sind im Verkehrskonzept kein Thema. Zu Recht?

Langfristig sollte man sich die Option zumindest offenhalten, das heißt, die erforderlichen Trassen müssen frei von Bebauung bleiben.

Die Fragen stellte Peer Straube

Victor Stimming ist Präsident der Industrie- und Handelskammer Potsdam (IHK). Der 60-Jährige ist zudem Chef einer Baufirma in Brandenburg an der Havel.