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Das Workhub 2 soll im Oktober eröffnen.

© Visualisierung: Bollinger + Fehlig Architekten GmbH

Innovation in Potsdam: Künstliche Intelligenz am Jungfernsee

Der Rohbau des zweites Bürogebäudes auf dem Think Campus ist fertig. Dort sollen sich Softwarefirmen ansiedeln. Das Richtfest am Mittwoch wurde wegen der Coronakrise virtuell gefeiert.

Von Carsten Holm

Nedlitz - Üblicherweise wird bei einem Richtfest ein Kranz gehisst, es werden Ansprachen gehalten, Trinksprüche deklamiert. So ist das seit bald 700 Jahren auf dem Bau üblich. Doch für das „Workhub 2“ auf dem sogenannten Think Campus am Konrad-Zuse-Ring wurde das Richtfest ins Internet verlegt: Aufgrund der Coronakrise fand es virtuell statt. Während die Arbeiten auf der Baustelle des zweiten Bürogebäudes am Campus Jungfernsee weitergingen, stellte das Berliner Unternehmen Driven Investment um 14 Uhr einen Livestream auf Youtube.

Am Standort sollen neue Technologien von Start-ups entwickelt werden

Ein hochprofessionelles Video zeigte mit ruhigen Kamerafahrten durch fünf Etagen, wie der Workhub 2, zu Deutsch Arbeitszentrum 2, aussehen wird, wenn im Oktober dieses Jahres die ersten Mieter dort einziehen. In direkter Nachbarschaft des SAP Innovation Centers entsteht nach den Plänen der Berliner Architekten Bollinger + Fehlig ein „Bürostandort für Start-ups und weiterdenkende Unternehmen“. Hinsichtlich der Mietverträge, ließ das Unternehmen verlauten, sei man „in fortgeschrittenen Gesprächen“.

In den beiden Workhubs auf dem Think Campus sollen sich künftig unter anderem Softwarefirmen ansiedeln – etwa aus den Bereichen Künstliche Intelligenz oder städtische Mobilität – und der Standort so noch mehr zu einem Zentrum für die Forschung und Entwicklung neuer Technologie werden. Beim Richtfest des ersten Workhubs im September hatte es geheißen, dass auf dem Gelände insgesamt 3000 neue Arbeitsplätze entstehen sollen.

Genügend Platz zum Expandieren

Die Führung durch das Bürogebäude übernimmt im Virtual Reality Livestream eine großgewachsene, schlanke Braunhaarige, sie führt ihre Zuschauer weißgekleidet durch die lichtdurchfluteten Räume. Ihr Gesicht zeigt die künstliche Intelligente nicht, als sie sich, nicht ganz perfekt programmiert, staksig und ungelenk ruckelnd durch Büroräume und über Flure bewegt. Aber sie ist schnell begeistert von dem, was sie virtuell sieht: „Wow, ist das hier schön hell“. Und sie verspricht: „Ich zeige Ihnen alles, was Sie sehen wollen.“

So haben die Planer das bereits bestehende Workhub 1 von innen geplant. 
So haben die Planer das bereits bestehende Workhub 1 von innen geplant. 

© Visualisierung: Bollinger + Fehlig Architekten

Das ist eine Menge. Überall genügend Platz, „sogar für einen Kicker“, freut sich die Frau. Fenster aus Echtholz, Böden aus Parkett oder Teppichen, dann lockt sie in den Raum, in dem sie „ein neues Start-up aufbauen“ wolle, „bevor ich expandiere“. Tatsächlich scheint auch Workhub 2 ein idealer Ort für kleinere und größere Unternehmen zu werden.

Bereits im Herbst vergangenen Jahres wurde das Richtfest für das angrenzende Workhub 1 gefeiert, der zweite Gebäudeabschnitt soll den Schwerpunkt nun auf kleinteiligere Büros mit Flächen für eine Open-Space, Hybrid- oder Zellenaufteilung setzen. Die Mietflächen sind über fünf Geschosse und eine Gesamtfläche von 3000 Quadratmetern verteilt, Einzelmietflächen werden ab rund 300 Quadratmetern vergeben. Das Bauvolumen beträgt für beide Hubs rund 30 Millionen Euro.

Es gibt zum Richtfest Eigenlob und Fremdlob. Togrul Gönden, Geschäftsführer bei Driven, spricht von einem „wichtigen Meilenstein“, Wolfgang Hadlich, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam, von einem „exzellenten Angebot für Tech-Firmen“.

Herzstück des Campus Jungfernsee ist das 2014 eröffnete SAP Innovation Center des SAP-Mitgründers und Potsdamer Ehrenbürgers Hasso Plattner. Er hatte schon Anfang der 2000er Jahre von einem Silicon Sanssouci, einer Art Pendant zum Silicon Valley südlich der San Francisco Bay Area geträumt. Aber es dauerte ein Jahrzehnt, bis nach dem Abriss der einst von den Sowjets genutzten Militärgebäude das erste Gebäude errichtet wurde. 

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