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Landeshauptstadt: In jedem Garten ein Nussbaum Die Walnuss ist in Vergessenheit geraten

Im Garten des Urania-Komplexes in der Gutenbergstraße steht ein uralter Walnussbaum. Sonst findet man diese Bäume kaum noch, obwohl im 18.

Im Garten des Urania-Komplexes in der Gutenbergstraße steht ein uralter Walnussbaum. Sonst findet man diese Bäume kaum noch, obwohl im 18. Jahrhundert ihre Anpflanzung bei der Erbauung des Holländischen Viertels und wenige Jahrzehnte später auch in der Webersiedlung Nowawes vom König zur Pflicht gemacht wurde. Die fettreichen, aber cholesterinarmen Nüsse trugen im Winter wesentlich zur Ernährung der Kolonistenfamilien bei.

Daran erinnerte gestern der Walnusstag der Potsdamer Urania. Von diesen Nüssen gibt es mehrere hundert Arten, von fast apfelgroßen Riesenfrüchten über die „Schwarznuss“ als Urmutter der heutigen Sorten bis zu murmelgroßen Zwergen. Daraus hatte Werner Pfannenstiel eine reiche Auswahl zusammen gestellt. Das Urania-Mitglied kann als Potsdamer Nussexperte gelten, hat er sich doch jahrzehntelang am Zentralinstitut für Sortenwesen, heute Prüfstelle des Bundessortenamtes, in Marquardt wissenschaftlich mit der hartschaligen Frucht beschäftigt.

Ihre Bedeutung für die Ernährung, bedauert er, hat sie zunehmend verloren. In der Lebensmittelindustrie fehlt es an modernen Verarbeitungstechnologien.

Neue Bäume werden kaum noch gepflanzt. Auch bei den Pfannenstiels werden die Nüsse meist unverarbeitet verzehrt, nur manchmal backen sie einen Nusskuchen. Dagegen hat Urania-Mitarbeiter Axel Blum, von dem die Idee zum Walnusstag stammt, mit Hilfe von alten Kochbüchern, Familienrezepten und Internet-Recherchen eine Fülle von Rezepten ausfindig gemacht, die die Besucher gedruckt mit nach Hause nehmen konnten. Einige davon wurden gestern auch in die Tat umgesetzt und die Speisen den Besuchern angeboten. Neben belgischem Nusskonfekt, französischer Nusssahne, Schweizer Nüssli und russischer Nusstorte gehörten dazu herzhafte Sachen wie Teigtaschen mit Fleischfüllung und Nussbrot mit Schmalz. Von den kostenlosen Angeboten machte die stattliche Besucherschar reichlich Gebrauch. Erbeten wurden Spenden, die der Finanzierung einer so genannten Full Dome-Anlage für das Urania-Planetarium zugute kommen. Mit dieser modernen, etwa 750 000 Euro teuren Technik könnte die bisher konventionelle Darstellung der Sternenwelt an der Kuppel durch die Simulation einer atemberaubenden Reise durch das Weltall abgelöst werden. Die Beziehung zwischen Walnüssen und Weltall erschließt sich nur schwer – doch Werner Pfannenstiel kann darauf hinweisen, dass die ertragreichsten neuen Nusssorten, die aus der Tschechei kommen, mit Jupiter oder Mars Planetennamen tragen. E. Hoh

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