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Hohe bürokratische Hürden: Die Odyssee zum Coronatest in Potsdam

Es ist nicht so einfach in Potsdam einen Coronatest zu erhalten. Das schildern Betroffene. Das Bergmann-Klinikum erklärt, was zu beachten ist.

Potsdam - Potsdamer, die sich auf Corona testen lassen wollen oder müssen, erleben teils hohe bürokratische Hürden und brauchen stellenweise sehr viel Geduld. Das legen aktuelle Schilderungen von Betroffenen nahe. So beschreibt der Potsdamer Kommunalpolitiker Lutz Boede (Die Andere) auf seinem Facebook-Profil eine wahrhafte Odyssee, nachdem ihm seine Corona-WarnApp am vergangenen Sonntag eine Risikobegegnung zeigte. 

Die Empfehlung der App: Schnell das Gesundheitsamt oder den Hausarzt kontaktieren. Doch am Wochenende war die Corona-Hotline der Stadt nicht erreichbar - und bei der Hotline der Kassenärztlichen Vereinigung erhielt "ich die Auskunft, dass Bereitschaftsärzte keinen Corona-Test verordnen dürfen". So versuchte es Boede nach einem Tipp bei der Abstrichstelle im städtischen Klinikum, die 130 Euro Kosten wollte er auch selbst tragen. So reservierte er per Internet einen Termin für den Sonntagnachmittag.

Lutz Boede
Lutz Boede

© Sebastian Gabsch

"Im überfüllten Wartebereich"

Was dann folgte, irritierte Boede. "Dort schimpften schon die ersten Reiserückkehrer, weil ihnen der Abstrich verweigert wurde." Doch auch Boede bekam an jenem Sonntag keinen Test: "Dummerweise erzählte ich, dass ich eine Meldung der WarnApp erhalten hatte." Dann aber werde man nicht getestet, erhielt er die Auskunft. 

Am Montagmorgen erhielt er dann eine zweite Warnmeldung der App. "Ich versuchte noch ein paar Mal erfolglos mein Glück bei der Hotline des Gesundheitsamtes - dann ging ich in die Sprechstunde der Hausarztpraxis in die Poliklinik." Nach einiger Zeit in einem "überfüllten Wartebereich" und wiederum einigem Hin und Her habe er dann den Abstrich erhalten. Samt der Information: Eine Benachrichtigung per Mail sei nicht möglich, „weil alle überlastet sind“.  

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Am Dienstag sei es ihm dann gegen Nachmittag gelungen, von dem negativen Testergebnis zu erfahren. Sein Fazit: "Letztlich nützt eben die pfiffigste App nichts, wenn die zuständigen Ämter, Ärzte und Abstrichstellen nicht in der Lage sind, ihre Arbeit kompetent, schnell und effizient zu erledigen." Auch weitere  PNN-Leser berichteten am Mittwoch von teils erschwerter, teils nur nach zahlreichen Versuchen möglicher Zugänglichkeit zu Corona-Tests, trotz vorliegender Überweisung von einem Hausarzt zu einem Covid-Abstrich.

Der "symptomatische Bürger" soll zum Hausarzt

Wohl auch angesichts der aktuell angespannten Personallage äußerte sich das Rathaus am Mittwoch zunächst nicht zu solchen Schilderungen. Eine Sprecherin des Klinikums wiederum erklärt, die Abstrichstelle dort sei eigentlich primär für Mitarbeiter und Patienten eingerichtet worden. Als Serviceleistung habe man sie auch für Bürger geöffnet - im Auftrag des Gesundheitsamts. 

"Wer davon abweichend einen Termin unter falschen Voraussetzungen bucht" werde durch die Mitarbeiter der Abstrichstelle "an die für diesen Bürger korrekt zuständige Stelle verwiesen". So müssten zum Beispiel "symptomatische Bürger" beim Hausarzt vorstellig werden, und sogenannte Kontaktpersonen ersten Grades "müssen zuerst den Kontakt zum Gesundheitsamt suchen, welches dann das weitere Vorgehen plant". Das sei notwendig, um die Vermischung von Personengruppen vor Ort zu verhindern, so die Sprecherin. 

Gesundheitsamt müsse Test anordnen

Zu dem Beispiel von Boede verwies sie auf den Wortlaut des Hinweises in der Corona-Warnapp: "Erhöhtes Risiko: Die Person erhält die Verhaltenshinweise, sich, wenn möglich, nach Hause zu begeben bzw. zu Hause zu bleiben sowie mit seinem Hausarzt, dem ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116117 oder dem Gesundheitsamt Kontakt aufzunehmen und dort das weitere Vorgehen abzustimmen.“ Die Kliniksprecherin sagte, ihr Haus aber sei "weder ein Hausarzt noch der ärztliche Bereitschaftsdienst". 

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So müsse das Gesundheitsamt einen Abstrich für die Person mit dem erhöhten Risiko anordnen, "dann kann dieser in der Abstrichstelle des Klinikums durchgeführt werden". Allerdings könne es wegen der gesteigerten Testnachfrage momentan dazu kommen, dass Wunschtermine "nicht gleich am kommenden Tag verfügbar sind". Darauf wolle man mit einer Ausweitung der Terminslots reagieren, was weiteres Personal nötig mache. Derzeit komme man in der Abstrichstelle auf 1200 Tests pro Woche, die Kapazität liege bei 7000 Corona-Abstrichen pro Woche.

Mal mit E-Mail, mal ohne

Zudem erklärte die Sprecherin, warum man sich als Patient der Poliklinik nur telefonisch nach seinem Testergebnis erkundigen kann - als Nutzer der Abstrichstelle dies aber per E-Mail erhält. Es handele sich um unterschiedliche Prozesse. 

"Ein Abstrich bei einem Arzt der Poliklinik ist eine hausärztliche Leistung, unterliegt einem Behandlungsvertrag und damit besonderen datenschutztechnischen Regelungen." Der Test in der Abstrichstelle sei hingegen eine Leistung mit persönlicher Rechnungsstellung und gesonderten Regeln. "Daher können beide Prozesse nicht miteinander verglichen werden."

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