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Es grünt und blüht. Wegen der intensiven Pflege der Gärtner – Überstunden und Wochenenddienste inklusive – ist der Karl-Foerster-Garten trotz der Hitze eine Oase.

© Andreas Klaer

Hitze in Potsdam: Rettung aus der Gießkanne

Der Karl-Foerster-Garten in Bornim gedeiht trotz der anhaltenden Trockenheit. Wie das auch im eigenen Garten funktionieren kann, erklärt Gärtner Ralph Kasperczyk

32 Grad. Es summt und surrt, Bienen und Schmetterlinge flattern um die bunten Blüten im Karl-Foerster-Garten. Rund um den Teich mitten in der Oase quaken die Frösche. Trotz der Dürre gedeiht der Garten in Bornim. Die Hitzewelle bedeutet für die beiden zuständigen Gärtner Überstunden und Wochenenddienst. Was bei der Pflege eines Gartens oder der Balkonpflanzen im heißen Sommers zu beachten ist, erklärt Ralph Kasperczyk. Er arbeitet seit September als Gärtner dort, kennt den Garten aber bereits seit 15 Jahren, weil er zuvor in der benachbarten Gärtnerei tätig war.

WASSER MARSCH

Ob auf dem Balkon oder im Garten, alle Pflanzen brauchen bei Temperaturen jenseits von 30 Grad viel Wasser. Dabei gilt: Nicht zur Mittagszeit wässern, sondern morgens und abends, wenn die Pflanzen im Schatten sind. „Wenn man morgens wässert, starten die Pflanzen erfrischt in den Tag“, sagt Ralph Kasperczyk. Wichtig sei, bei dieser Trockenheit die Bäume und großen Gehölze nicht zu vergessen und einmal in der Woche ausreichend zu gießen. Zu der Frage, wie viele Liter Wasser ein Baum benötige, möchte der Gärtner nichts genaues sagen. Er befürchtet, die hohe Anzahl von Eimern oder Gießkannen könnte entmutigend wirken. Man solle darauf achten, dass der Boden so tief wie möglich durchnässt werde, damit das Wasser bei den tiefliegenden Wurzeln ankommen könne, sagt er. Das Grünflächenamt der Stadt empfiehlt, zwei Mal in der Woche fünf Liter Wasser pro Baum zu gießen. Einen Nachteil gebe es durch das Bewässern, bemerkt der Gärtner. Wer viel wässert, sei nicht nur oft mit Schlauch und Gießkanne unterwegs, sondern müsse auch mehr Zeit zum Unkrautzupfen einplanen. Durch das Gießen wachse alles besser – auch das, was man im heimischen Garten nicht gerne sieht.

RICHTIG GIESSEN

Alle Pflanzen mit vielen Blüten brauchen besonders viel Wasser, erklärt Kasperczyk. Dazu gehören Dost, Rudbeckia, Greiskraut und Prachtkerzen. Nicht standfeste Arten, wie Phloxe oder Rittersporne, sollten vor dem Wässern angebunden oder per Hand vorsichtig von unten gegossen werden. Regenwasser sei dabei bekömmlicher als Leitungswasser. Es enthalte weniger Kalk, ausschlaggebend sei aber vor allem die richtige Temperatur. Während Leitungswasser oft zu kalt sei, was für die Pflanzen Stress bedeute, erfrische gesammeltes Regenwasser in „Umgebungstemperatur“.

MITTAGSTIEF UND SONNENBRAND

Wenn Blätter und Blüten müde herunterhängen, muss das noch nicht das Ende bedeuten. Pflanzen haben Strategien entwickelt, mit der Hitze umzugehen, erklärt der Gärtner. Deswegen empfiehlt er: „Nicht panisch zum Sprenger rennen. Pflanzen wie Hortensien lassen die Blätter aus Selbstschutz hängen.“ Sie verringern so ihre Fläche, um weniger Feuchtigkeit verdunsten zu lassen. Sobald sie Wasser bekommen, erholen sie sich, versichert er. Arten mit sehr dunklen Blättern, wie die dunkelblattrige Dahlie, sollten in den Schatten gestellt werden, denn ihnen droht Verbrennungsgefahr.

WENN ES ZU SPÄT IST

Sollte man bei der Rückkehr aus dem Urlaub vertrocknete Pflanzen vorfinden, soll man laut Kasperczyk nicht sofort die Hoffnung aufgeben. „Bei mehrjährigen Pflanzen lohne es sich, noch einmal vorsichtig anzugießen“, sagt er, also die Wurzeln zu befeuchten. Aber Vorsicht, zu viel Wasser könne zum Verfaulen der Wurzel führen, da die Pflanze über ihre vertrockneten Blätter nicht mehr atmen könne. Einjährige Pflanzen wie Geranien solle man im nächsten Jahr neu pflanzen.

BEIM ANLEGEN PLANEN

„Schon beim Anlegen des Gartens gibt es einiges zu beachten“, erklärt Kasperczyk. Beim Bepflanzen sei es wichtig, den geeigneten Platz für die Pflanzen je nach Anspruch auszuwählen. Zu den hitzeresistenten Arten gehören etwa Sedum, Succulentenarten, Calamintha, Bleiwurz, Wolfsmilchgewächse oder Lavendel. Das bedeute nicht, dass der Hobbygärtner diese weniger gießen solle – doch bei Trockenheit erholen sie sich schneller. Beim Pflanzen von Bäumen sei zu bedenken, dass die Schattenspender sehr viel Wasser benötigen. Rings um den Baum ziehe der Rasen in Konkurrenz um das Wasser meist den kürzeren. Aber Kasperczyk beruhigt: „Garten ist immer ausprobieren, lernen – da ist nie Stillstand.“

Sophie Skeisgerski

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