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Zuversichtlicher Blick in die Zukunft. Stephan Müller (r.), David Schwalb (M.), Jonas Witt (l.) und Martin Faust arbeiten fast täglich von 7 Uhr morgens bis 20 Uhr am Abend in ihrem Büro, um mit ihrer frisch gegründeten Valsight GmbH auch auf dem internationalen Markt erfolgreich zu werden.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Hilfe bei Was-wäre-wenn-Fragen

Stephan Müller gründete ein IT-Unternehmen, das Firmen bei Risikoentscheidungen unterstützt

Von Sarah Kugler

Noch herrscht provisorische Unordnung in ein paar Ecken des Büros. Auf einem Tisch liegen unangeschlossene Kabelteile umher, das Firmenschild lehnt am Fenster. Doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen: Denn die Computer und Köpfe laufen bereits auf Hochtouren in Stephan Müllers Valsight GmbH, die er gemeinsam mit seinen Kollegen David Schwalb, Martin Faust und Jonas Witt erst im Januar gegründet hat.

Das Quartett hat große Pläne: mit einer innovativen Plattform, die es ermöglicht, beispielsweise die Auswirkungen kurzfristiger Schwankungen des Finanzmarktes auf Unternehmen schnell zu erkennen – und daraus wirtschaftlichen Nutzen zu ziehen. Damit will es auch die ganz großen Firmen erreichen. Die Chancen stehen nicht schlecht, denn das Konzept der Jungunternehmer füllt eine Marktlücke, wie Müller sagt. „Tatsächlich gibt es ein solches Tool noch nicht, das mit dieser Geschwindigkeit eine sehr große Datenmenge verarbeiten kann“, sagt der 32-jährige Potsdamer.

Die Idee für das Unternehmen entwickelte sich aus mehreren Forschungsprojekten des Hasso Plattner Instituts (HPI), an dem Müller selbst sein Bachelor- und Masterstudium absolvierte. Nach seinem Abschluss im Jahr 2009 wurde er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Plattner persönlich und hat inzwischen auch fast seine Doktorarbeit beendet. Wie Müller erzählt, arbeiteten Studenten des HPI bereits seit 2006 an den Konzepten einer neuen effizienteren Datenbank. Unter dem Namen Hana wurde sie vom Softwarekonzern SAP, das von Plattner mitgegründet wurde, als Produkt entwickelt und erfolgreich auf dem Markt platziert. Mit ihrer Hilfe gelang es, unter anderem Suchläufe, die sonst eine halbe Stunde benötigten, auf eine Sekunde zu reduzieren.

Im letzten Jahr war Müller dann an einem Projekt beteiligt, das den Anstoß zum eigenen Unternehmen gab. „Dabei wurde ein Tool entwickelt, das Wechselkursschwankungen innerhalb von Sekunden erkennt und deren Auswirkungen auf die Finanzlage eines Unternehmens berechnet“, erklärt der Jungunternehmer. Auf dieser Basis entwickelten er und seine Kollegen ihre Firmenidee, die Unternehmen auch helfen soll, sich nicht mehr nur auf ihr Bauchgefühl verlassen zu müssen. Denn die entwickelte Plattform verarbeitet die jeweiligen Daten nicht nur, sondern modelliert auch Simulationen, die diverse Was-wäre-wenn- Fragen beantworten können. „Es geht darum, zu erkennen, was es für das Unternehmen heißt, wenn zum Beispiel der Rohölpreis um 17 Prozent fällt“, erklärt Müller. „Oder ob es besser ist, ein Logistikzentrum in China zu bauen oder nicht doch eher höhere Kosten in Kauf zu nehmen, um vor Ort etwas zu schaffen, was sich aber längerfristig besser trägt.“

Für derlei strategische Entscheidungen soll die Plattform die Datengrundlage liefern. Wichtig sei dabei auch, dass das Tool möglichst bedienungsfreundlich aufgebaut ist und die Möglichkeit der Zusammenarbeit schafft. „Schließlich sitzt da ja nicht nur ein Kopf über solchen Problemen, sondern meist mehrere“, sagt Müller, der abseits des Computers gerne Wasserski in Caputh fährt.

Rund vier Monate haben Müller und seine Kollegen schließlich an ihrem Unternehmensplan gebastelt und unter anderem einen Finanzplan entwickelt, den sie dann im Dezember bei potenziellen Investoren vorgestellt haben. Denn die Valsight GmbH finanziert sich über ein sogenanntes Risikokapital, bei dem liquide Unternehmen oder Privatpersonen junge Gründer unterstützen. „In der IT-Branche und überhaupt in der Start- up-Szene wird das häufig so gemacht“ , erklärt Müller. Den ersten Start ihrer Firma haben die vier Unternehmer allerdings aus eigener Tasche gestemmt und damit auch ein Büro in unmittelbarer Umgebung des HPI gemietet. Sie sind sogar schon in Gesprächen mit den ersten großen Kunden, sowohl nationale als auch internationale. Wie Müller sagt, habe bei der Kontaktaufnahme sehr das große Netzwerk geholfen, das sie alle über das HPI aufgebaut hätten. „Trotzdem ist es natürlich eine große Herausforderung, bis in die Chefetagen vorzudringen“, gibt er zu. „Wichtig ist es dann, persönlich vorzusprechen und unser Projekt vorzustellen.“ Er und seine Kollegen sind sogar schon dabei, neue Mitarbeiter einzustellen, vornehmlich Entwickler.

Am morgigen Potsdamer Gründertag, der in den Räumen der Industrie- und Handelskammer (IHK) in der Breiten Straße stattfindet, will er die Chance nutzen und mit vielen anderen Jungunternehmern ins Gespräch kommen, um sein Netzwerk zu erweitern.

Angst vor einem möglichen Scheitern hat Müller nicht. „Unser aller Herzblut steckt da drin, wir arbeiten uns den ganzen Tag die Köpfe rauchig und die Idee ist gut“, sagt er lachend. „Und im Fall der Fälle sind wir um eine Erfahrung reicher und dann geht es irgendwie weiter.“

Informationen und Stellenangebote unter www.valsight.com

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