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Landeshauptstadt: Hilfe bei Altersblindheit

Häufigste Ursache für Erblinden ist Diabetes / Informative Veranstaltungen zur „Woche des Sehens“

Eine der häufigsten Ursachen für die Erblindung von Menschen unter 65 Jahren ist die Zuckerkrankheit, der Diabetes. Der Verlust des Sehens entwickelt sich schleichend und wird oft erst nach sieben Jahren akut. „Wenn die Schädigung rechtzeitig erkannt ist, können wir etwas tun“, sagt Augenarzt Dr. Dirk-Peter Schulze. In einem öffentlichenVortrag am kommenden Freitag um 14 Uhr im Klinikum Ernst von Bergmann will der Chefarzt der Augenklinik über die Therapiemöglichkeiten informieren.

Dr. Schulze ist Vorsitzender des Sozialwerks Potsdam, ein Verein, der sich um die Blinden und Sehbehinderten in der Stadt kümmert. Zur laufenden „Woche des Sehens“ hat das Sozialwerk die diabetischen Augenerkrankungen und die altersbedingte Schädigung der Netzhaut des Auges zum Schwerpunkt erhoben.

„Wir könnten viel mehr helfen, wenn die Rahmenbedingungen besser wären“, sagt Schulze. Die Hausärzte schickten die betroffenen Patienten nicht rechtzeitig zum Augenarzt. Und die Patienten seien nicht hinreichend informiert. So sei es zu erklären, dass sich nur 30 Prozent der Menschen, deren Augenlicht durch Diabetes gefährdet ist, zum Augenarzt gehen. Schulze verweist darauf, dass durch Laserstrahlbehandlung und optimale Einstellung des Stoffwechsels gute Besserungschancen bestehen. Ähnlich sehe es bei der altersbedingten Makuladegeneration, kurz AMD genannt, aus. Durch Gefäß-Wucherungen entstehe bei Menschen über 70 Jahren oft eine Schädigung der Stelle des schärfsten Sehens, des Gelben Fleckes. Durch spezielle Injektionen mit neuartigen Wirkstoffen ließen sich diese Erscheinungen zurückdrängen und der Sehverlust verlangsamen. „80 Prozent der Informationen nehmen wir über das Auge auf“, stellt Schulze fest. Wenn diese Information wegfalle, drohe die Isolation und Vereinsamung des betroffenen Menschen. Das Sozialwerk Potsdam wolle mit seiner Beratungsstelle am Alten Markt 10 diesem Problem entgegen wirken. Wie dessen Leiterin, Stefanie Seidel, gestern auf einer Pressekonferenz zur „Woche des Sehens“ informierte, reiche der Beratungsumfang von den Ansprüchen der Blinden auf soziale Leistungen bis zu Hilfsmitteln, um die Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten und zu verbessern. „Wichtig ist der Kontakt untereinander“, sagt Seidel. Diesem Anliegen dient zum Beispiel das traditionelle gesellige Winzerfest, das am kommenden Sonnabend ab 14 Uhr zum Abschluss der „Woche des Sehens“ für blinde und sehbehinderte Menschen im Seekrug, An der Pirschheide 28, stattfindet.

Eine weitere Einrichtung für Blinde und sehbehinderte Menschen ist das Blindenhilfswerk in der Rudolf-Breitscheid- Straße 49. Wie der Vereinsvorsitzende Bodo Gurschke gestern informierte, sei das Hilfswerk bemüht, blinden Menschen durch nützliche Arbeit das Gefühl zu geben, gebraucht zu werden. Seit 1953 arbeitet diese Einrichtung. Gegründet als Einkaufs- und Liefergenossenschaft, 1976 in eine Produktionsgenossenschaft der Blinden mit dem hoffnungsvollen Namen „Frohe Zukunft“ umgewandelt, sind hier 69 Beschäftigte, davon 49 Blinde, tätig. Besen, Bürsten, Pinsel, Fußmatten, Malerroller und anderes stellen diese traditionell in Handarbeit her. Abnehmer der im Vergleich zum Supermarkt teuren aber qualitätvollen Produkte sind renommierte Unternehmen. Sie sorgen für einen Jahresumsatz von fast zwei Million Euro.

Anmeldung und Information zu den Veranstaltungen bei der Beratungsstelle des Sozialwerks Potsdam e.V. für Blinde und Sehbehinderte Am Alten Markt 10, Tel.: (0331) 295184

Günter Schenke

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