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HEYES Woche: Der Schlüssel im Kampf gegen Rechts

Zwei Studien haben in diesen Tagen für Aufregung gesorgt: der Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und die Kriminalstatistik, die erneut ein Anwachsen rechtsradikal motivierter Straftaten und Gewaltverbrechen ausweist. Es gibt da eine Verbindung.

Zwei Studien haben in diesen Tagen für Aufregung gesorgt: der Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und die Kriminalstatistik, die erneut ein Anwachsen rechtsradikal motivierter Straftaten und Gewaltverbrechen ausweist. Es gibt da eine Verbindung. Die wachsende Armut, die sich besonders im Osten Deutschlands zeigt, und die zunehmende Radikalisierung am rechten Rand der Gesellschaft hängen miteinander zusammen. Dazu kommt eine dritte, die bundesweite Bildungsstudie, in der Brandenburg in vielen Punkten hintere Plätze belegt. Bei der Studie geht es um „Geschlechterdifferenzen im Bildungssystem“. Dabei fällt auf, dass im Vergleich der Bundesländer Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern sieben Mal Schlusslichter sind. Eben dort ist auch das Armutsrisiko besonders hoch, und es sitzen Vertreter rechtsextremer Parteien in den Landtagen (Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg). Jede Strategie gegen Rechts schlägt fehl, wenn nicht gleichzeitig in allen drei Untersuchungsbereichen gehandelt wird. Brandenburg hat zumindest in einem dieser drei Felder allen anderen ostdeutschen Ländern etwas voraus. Die Kriminalstatistik zeigt, dass die zivilgesellschaftliche Stärkung im Kampf gegen rechts, etwa durch das „tolerante Brandenburg“ nach mehr als zehn Jahren hartnäckiger Arbeit Früchte trägt. Dazu gehört natürlich auch die polizeiliche Arbeit. Daher sind hier die rechtsradikal motivierten Straftaten nicht unerheblich zurück gegangen. Ähnliches sollte in der Bildungsarbeit des Landes möglich werden. Dabei gilt es vor allem, die kulturelle Verödung der ländlichen Räume zu stoppen. Immer weniger Schüler in immer weniger Schulen mit immer länger werdenden Schulwegen sind ein weiterer Grund dafür, dass in Brandenburg der Weg zu einem qualifizierten Schulabschluss immer schwerer wird. Fast doppelt so viel Jungen wie Mädchen verlassen die Schule ohne Abschluss. Damit ist das Versagen bei der Berufsausbildung programmiert, die – wenig überraschend – ebenfalls vor allem männliche Jugendliche trifft. Bildungsmangel und menschenfeindliche Welterklärung gehören zusammen. Da liegt der Schlüssel für eine erfolgreiche Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus.

Uwe-Karsten Heye schreibt an dieser Stelle regelmäßig für die PNN. Unser Autor war Redenschreiber bei Willy Brandt und Regierungssprecher von Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder. Heute lebt Heye mit seiner Familie in Babelsberg und arbeitet dort als Autor und Publizist.

Uwe-Karsten Heye

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