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Umkämpftes Idyll. Die Wagenhausburg soll Wohnungen weichen.

© Andreas Klaer

Hermannswerder: Wagenhausburg muss 2017 umziehen

Stadt setzt Fünf-Jahres-Frist und will das Grundstück dann verkaufen. Bewohnerin: „Aus für das Projekt“

Von Peer Straube

Potsdam - Im Streit um den Verbleib der Wagenhausburg auf Hermannswerder bleibt die Stadt bei ihrer Fünf-Jahres-Frist. Stadtkämmerer Burkhard Exner lässt am Mittwoch kommender Woche im Hauptausschuss eine Beschlussvorlage abstimmen, wonach den Bewohnern des alternativen Wohnprojekts ein Verbleib auf dem Grundstück Am Tornow bis 2017 zugesichert wird. Spätestens dann sollen sie auf ein Grundstück am Kuhforter Damm in Golm umziehen, das die Stadt bis zu diesem Zeitpunkt dafür reserviert. Allerdings wird den Wagenhaus-Bewohnern, die sich im Verein Fairwiese zusammengeschlossen haben, bis 2017 ein Vorkaufsrecht für das 5000 Quadratmeter große Grundstück auf Hermannswerder eingeräumt. Sie können es zum aktuellen Verkehrswert von 1,9 Millionen Euro von der Stadt erwerben.

Diese Konditionen sind nicht neu und werden von den Wagenhausburg-Bewohnern bislang abgelehnt. Exner verteidigte das Angebot am Mittwoch vor Journalisten als „fairen Vorschlag“. Man verzichte fünf Jahre lang auf den Verkauf des Areals und seiner Nachbargrundstücke. Insgesamt gehören der Stadt an der Inselspitze 17 000 Quadratmeter an bebaubaren Flächen, knapp 5000 davon werden derzeit von der Wagenhausburg genutzt. Die Grundstücke gelten als besonders lukrativ, denn die Bodenrichtwerte auf Hermannswerder gehören mit 400 Euro pro Quadratmeter zu den höchsten der Stadt und sind in den letzten beiden Jahren am stärksten gestiegen. Flächen vergleichbaren Wertes besitze die Stadt nur noch sehr wenige, sagte Exner.

Bei einem Verkauf aller Grundstücke rechnet der Kämmerer mit einem Erlös von fünf bis sechs Millionen Euro – Geld, das die Stadt nach seiner Auffassung eher heute als morgen gebrauchen kann. Wie aus dem Entwurf für den Doppelhaushalt des Landes hervorgehe, sänken die Schlüsselzuweisungen, die die Landeshauptstadt für Investitionen bekommt, in den nächsten drei Jahren um insgesamt 15,2 Millionen, sagte Exner. Vor diesem Hintergrund und der anhaltenden Wohnungsknappheit sei das Angebot an die Wagenhausburg, das Grundstück noch fünf Jahre nutzen zu können, sehr gut, so Exner. Auf dem gesamten Areal könnten nach Berechnungen der Stadt rund 80 Wohnungen für 160 Menschen entstehen.

Die Wagenhaus-Bewohner zeigten sich am Freitag enttäuscht vom Vorgehen der Stadtverwaltung. Sollte der Hauptausschuss Exners Empfehlung folgen, „wäre das wohl das Aus für unser Projekt“, sagte Bewohnerin Franziska Pfeiffer den PNN. Allein die Versetzung der Wagen auf dem Grundstück koste viel Geld, weil damit auch Baumfällungen verbunden seien. Dann aber kurze Zeit später wieder umzuziehen, könne man sich nicht leisten. Die Wagenhausbewohner böten ehrenamtlich viele Projekte an, die es dann nicht mehr geben würde. „Hier wird wieder ein Projekt kaputt gemacht“, kritisierte Pfeiffer.

Sie forderte die Stadt auf, noch einmal konkret über Alternativmodelle wie einen Erbbaupachtvertrag zu verhandeln. Laut Rechtsamtschefin Karin Krusemark wurde eine solche Variante durchgerechnet: Bei einem Vertrag mit einer Laufzeit von 30 Jahren müssten die Bewohner demnach jährlich einen Pachtzins von 75 000 Euro zahlen, etwa 6500 Euro im Monat. Die derzeitige Jahrespacht beläuft sich auf rund 15 000 Euro. Ein konkretes Angebot zur Erbbaupacht hätten die Bewohner von der Stadt bislang nicht bekommen, sagte Pfeiffer. Die Stadt habe nie genaue Summen genannt. P. Straube

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