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Der Komponist und Oscar-Preistraeger Hans Zimmer (r.) kam am Montag ins Filmstudio Babelsberg in Potsdam einer Probe des Deutschen Filmorchesters Babelsberg, das mit Dirigenten Helmut Imig (l.) die Musik der Konzerttour "Fluch der Karibik - Disney live in concert" probt. Bei der Konzerttour werden die Abenteuer von Captain Jack Sparrow auf einer Grossbildleinwand gezeigt und von den Münchner Symphonikern oder dem Deutschen Filmorchester Babelsberg live begleitet.

© Klaus-Dietmar Gabbert/dapd

Hans Zimmer in Babelsberg: Bis die Lippen bluten: „Fluch der Karibik“ als Filmkonzert

Der Filmkomponist Hans Zimmer hat die Musik für "Fluch der Karibik" komponiert. Die geht jetzt auf Tournee - mit dem Filmorchrester Babelsberg

Potsdam/Berlin - Teufel auch, gibt das ein Gemetzel, wenn Captain Jack Sparrow und seine Bande gesetzloser Piraten am Sonntag das Berliner Tempodrom am Anhalter Bahnhof entern. Auf der Leinwand sowieso, aber auch auf der Bühne. „Den Hornisten werden die Lippen bluten“, prophezeit Hans Zimmer Montagmittag auf seiner Werbestippvisite für das Filmkonzert „Fluch der Karibik“ in Berlin und Potsdam. Der mit einem Oscar und einer Tüte Grammys dekorierte deutsche Filmkomponist lebt seit Jahr und Tag in Hollywood und weiß, dass man von ihm nicht nur saftige Filmmusiken, sondern auch starke Sätze und demonstrative Vaterlandsliebe erwartet. Aber selbstredend freue er sich über seinen Stern auf dem Berliner Boulevard der Stars genauso sehr wie über den daheim in L.A. auf dem Hollywoodboulevard, beteuert der 1957 in Frankfurt am Main geborene Zimmer. Dass der von Filmmusikpuristen immer wieder mit dem Verdacht, Hollywoods schlimmster Soundkleisterer zu sein, konfrontierte Zimmer kein Dummer ist, wird trotz solcher doofen Fragen klar.

Die Musik für den Disney-Blockbuster „Fluch der Karibik“, der nach dem Auftaktkonzert in Berlin mit dem Filmorchester Babelsberg und einem Chor auf Tour durch Deutschland und Österreich geht, stammt nicht nur von seinem Kollegen Klaus Badelt und ihm, sondern von weiteren sieben Komponisten, wie er freimütig erzählt. „Alle im Studio mussten helfen.“ Für die Proben besuchte Zimmer am Montag die Proben des Filmorchesters im Studio Babelsberg. Er liebe an dem Projekt, „dass es gefährlich ist“: „Es kann schief gehen“, „man arbeitet am Rande der Katastrophe“, sagte Zimmer. Das Lampenfieber der Orchestermusiker werde dem Film „eine ganz neue Energie“ verleihen. Da „Fluch der Karibik“ ein Actionfilm sei, gebe es für das Orchester „keine stille Sekunde“ und keine Zeit zum „Luftholen“. Zimmer betonte, für ihn sei es zudem wichtig, „dass die Orchester erhalten bleiben“.

Regisseur Gore Verbinski habe ihn 2003 erst fünf Monate vor dem Kinostart des Piratenspektakels ins Boot geholt, da ging alles holterdipolter. Die Themen des mit fetten Streicher- und Bläsersätzen und Soundeffekten heroisch aufgeblasenen Scores, hat Zimmer in einer Nacht zusammengehauen. Frei nach der von Hauptdarsteller Johnny Depp als Keith-Richards-Fan auch optisch ausgebeuteten These „Piraten sind Rock’n’Roller“. Mehr als 100 Filme haben seine im Stil mittelalterlicher Malerwerkstätten aus vielen fleißigen Helferlein bestehende Tonsetzerei in den vergangenen 30 Jahren verlassen. Von „Thelma & Louise“ über „Rain Man“ bis „Da Vinci Code“, aktuell sitzt er gerade an „Sherlock Holmes“ und „Batman“. Obwohl er am Computer komponiert und stets Vorreiter darin war, elektronische Soundeffekte mit Orchestermusik zu sampeln, weiß er den musikalischen Atem und die atmosphärische Wirkung eines live auf der Bühne spielenden Klangkörpers zu schätzen. „Ihr habt im Deutschen doch den tollen Satz: Das Auge hört mit“, sagt der von plötzlicher Sprachverwirrung heimgesuchte Tonsetzer. gba (Berlin Tempodrom, So., 19 Uhr, ab 44 Euro)

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