zum Hauptinhalt

Großkontrolle in Potsdam: Polizei auf Rauschgiftjagd

In den vergangenen Tagen führte die Polizei in Potsdam die größte Kontrolle im Straßenverkehr seit Jahren durch. Hintergrund ist die gestiegene Zahl von Unfällen unter Alkohol- oder Drogeneinfluss.

Potsdam - Mehrere Einsatzwagen, rund 20 Polizisten, Drogenspürhunde und die Presse: Wer am Samstag an der Einfahrt zur Schiffbauergasse unterwegs war, schaute neugierig auf die Szenerie, die sich ihm bot – es sei denn, er war selbst Teil dessen. Denn der Grund für das Aufgebot war eine der größten Drogen- und Alkoholkontrollen im Straßenverkehr, die in den vergangenen Jahren in der Landeshauptstadt stattgefunden hat.

Im gesamten Stadtgebiet kontrollierte die Polizei von Donnerstag bis Sonntag an mehreren Standorten in der Zeit von 17 bis 2 Uhr Hunderte Auto- und Fahrradfahrer auf Alkohol- und Drogenkonsum im Straßenverkehr, unter anderem in der Berliner Straße am Waschhaus, im Horstweg/Ecke An der Alten Zauche, am Potsdamer Hauptbahnhof und im Wohngebiet Am Schlaatz. In diversen Clubs und Lokalen waren außerdem Polizisten in Zivilkleidung unterwegs.

Die Zahl der Unfälle unter Drogeneinfluss steigt

Der Grund für die Kontrollen sei laut Einsatzleiter und Dienstgruppenleiter der Polizeiinspektion Potsdam, Thorsten Kollenrott, so simpel wie alarmierend: Die hohe Anzahl der Verkehrsunfälle, bei denen Rauschgift – vor allem Alkohol – eine Rolle spielt. Im vergangenen Jahr waren 59 der Unfälle in Potsdam durch betrunkene Autofahrer verursacht worden. Brandenburgweit stieg die Zahl der Unfälle im Vergleich zu 2015 um 7,4 Prozent auf 1148. Brisant war aber vor allem der Anstieg der durch andere Drogen verursachten Unfälle: Insgesamt waren es 123, etwa 27 Prozent mehr als noch 2015.

Deutschlandweit ist laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2016 jeder 14. Getötete im Straßenverkehr bei einem Unfall gestorben, bei dem Alkoholeinfluss eine Rolle spielte. Dennoch höre die Polizei bei Kontrollen häufig, es sei „nur ein Glas zum Essen“ gewesen, so Kollenrott. „Und auch Restalkohol am Morgen nach einer Feier wird häufig unterschätzt.“ Diejenigen, die in eine Kontrolle geraten, müssen viele Fragen über sich ergehen lassen – und sich bei Verdacht auch auf Rauschmittelkonsum testen lassen.

Hunderte Kontrollierte, 17 Anzeigen

So wie ein junger Fahrer, der in der Berliner Straße mit seiner Freundin unterwegs war: Neben der Überprüfung des Führerscheins und der Fahrzeugpapiere wurde er auch nach dem Konsum von Alkohol oder Drogen gefragt, dabei wurde auch das Innere seines Fahrzeugs ausgeleuchtet. Hierbei musste er sich durch etwas – eine Aussage, Zittern oder veränderte Pupillengröße – verdächtig gemacht haben, denn prompt musste er einem Polizisten zum Einsatzwagen für einen Drogentest folgen. Besteht der Verdacht, dass in einem Auto Drogen versteckt sind, kommen auch Drogenspürhunde zum Einsatz – in der Berliner Straße war das am Samstagabend neben einem weiteren Tier Schäferhund „Igor“. Bei einem Verdacht auf Drogenbesitz hätte er das betreffende Fahrzeug rundum abschnuppern und gegebenenfalls auch den Innenraum beschnüffeln müssen.

Allein am Donnerstag und Freitag führte die Polizei 242 Fahrzeugkontrollen und etwa 300 Personenkontrollen in Potsdam durch. Bei sieben Menschen wurde Alkoholkonsum als Ordnungswidrigkeit (0,5 bis 1,09 Promille) oder Straftatbestand (ab 1,1 Promille) festgestellt, elf Personen fuhren unter dem Einfluss von anderen Drogen. Komplett ohne Führerschein wurden neun Fahrer erwischt.

Insgesamt stellte die Polizei in den zwei Tagen 17 Strafanzeigen wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz. Die meisten Delikte wurden im Horstweg festgestellt. Die Zahlen von Samstag und Sonntag wertet die Polizei noch bis zum heutigen Montag aus. Deutlich werde bei den Kontrollen laut Einsatzleiter Kollenrott, dass Alkohol nicht erst abends oder am Wochenende eine Rolle spielt: Viele Verstöße seien auch schon am Nachmittag festgestellt worden.

Andrea Lütkewitz

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false