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Landeshauptstadt: Glühwein, Handwerk und Geschenke

Potsdamer Innenstadt-Weihnachtsmarkt eröffnet. Veranstalter erwarten bis zu 900 000 Besucher

Von Peer Straube

Innenstadt - Der Weihnachtsmann ist sich sicher: Die Potsdamer kennen sich am besten mit Märchen aus. Generell sei das Wissen um die Geschichten der Brüder Grimm in Ostdeutschland weiter verbreitet als im Westen, sagt er, doch in Potsdam sei das Publikum eben besonders gut informiert.

Der Weihnachtsmann – alias Peter Venzmer – muss es wissen, denn hauptberuflich ist er Intendant des Piraten-Action-Openair-Theaters in Grevesmühlen. Seine Truppe kennt sich aus auf deutschen Weihnachtsmärkten und führt seit vielen Jahren Märchen auf dem Potsdamer Weihnachtsmarkt auf. Seit elf Jahren schlüpft Venzmer zudem in die Rolle des Weihnachtsmannes und begleitet Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) in der Kutsche vom Stadthaus zum Luisenplatz, wo der Weihnachtsmarkt mit dem traditionellen Anschnitt des von der Bäckerei Schröter gesponserten Riesenstollens eröffnet wird.

Seit dem gestrigen Montag werden Brandenburger Straße und Luisenplatz wieder für 35 Tage vom „Blauen Lichterglanz“ beherrscht, wie der Potsdamer Weihnachtsmarkt offiziell heißt. Bis zum 28. Dezember sollen die insgesamt 140 Glühwein-, Kunsthandwerks- und Geschenkartikelstände bis zu 900 000 Besucher anlocken, hofft Eberhard Heieck, Chef der Veranstalteragentur Coex. Händler aus neun Ländern, darunter Tschechien, Polen und Italien, bieten ihre Waren auf dem Weihnachtsmarkt feil, der laut Heieck der größte im Land Brandenburg ist. 14 solcher Märkte betreibt Coex in Deutschland, der Potsdamer ist einer der wichtigsten – „weil er auch viele Besucher aus Berlin anzieht“. Rund 150 000 Euro kostet die Organisation des Marktes – von Gema-Gebühren bis hin zu Stromkosten. 250 Kilowatt pro Stunde verbraucht das Spektakel – nicht zuletzt wegen der mehr als 25 000 LED-Leuchten, die das Fest illuminieren.

Das Angebot ist auch diesmal nach einer in der Branche bewährten Faustregel aufgeteilt: Etwa 30 Prozent der Stände sind Imbiss- oder Glühweinstände, jeweils 30 Prozent verteilen sich auf Weihnachtswaren sowie auf Kunsthandwerk und Geschenkartikel. Zehn Prozent machen Karussells aus.

Nach Jahren des Streits um Standort, um von Ständen verbaute Schaufenster oder auch Öffnungszeiten haben die meisten Innenstadthändler inzwischen ihren Frieden mit dem Weihnachtsmarkt gemacht. „Das bringt uns viele Kunden in die Innenstadt“, sagt etwa Axel Ballhause, Inhaber des Teegeschäfts „Time for Tea“ in der Brandenburger Straße. Durch den Weihnachtsmarkt verzeichne sein Geschäft in der Vorweihnachtszeit deutlich mehr Umsatz. Auch die Verlängerung des Spektakels bis nach Weihnachten mache sich bezahlt: „Viele Leute bekommen Geld geschenkt.“ Das führe auch nach Weihnachten zu vollen Kassen für die Einzelhändler.

Das bestätigt auch Wolfgang Cornelius, Chef der Händlergemeinschaft AG Innenstadt. Die Kritik der Geschäftsinhaber sei „von Jahr zu Jahr weniger geworden“. Rund die Hälfte der Besucher des Weihnachtsmarktes komme aus Berlin oder dem Potsdamer Umland – ein zusätzliches Käuferpotenzial, das Geld in der Landeshauptstadt lasse. Eine offizielle Erhebung darüber, wie groß die Umsatzsteigerungen im Vorweihnachtsgeschäft durch den Weihnachtsmarkt sind, gibt es zwar nicht. Cornelius macht die Zustimmung der Händler an etwas anderem fest – an der Entwicklung der Mitgliederzahlen der AG Innenstadt. 17 neue Geschäfte seien in diesem Jahr aufgenommen worden, 96 sind jetzt insgesamt in der Händlergemeinschaft vertreten.

Ein wenig Kritik gab es trotzdem. So bemängelte ein PNN-Leser die vielen gelbschwarzen Kabelbrücken, die die Brandenburger Straße kreuzen und Hürden vor allem für Rollstuhlfahrer darstellten. Heieck wies die Kritik zurück. Die Kabelbrücken entsprächen der EU-Norm und müssten aus versicherungstechnischen Gründen verwendet werden. Verlege man die Kabel unter Gummimatten – was für Rollifahrer besser sei –, zahle die Versicherung nicht, wenn es doch zu Unfällen komme.

Oberbürgermeister Jakobs lobte die „wunderschöne weihnachtliche Atmosphäre“ des Marktes, der sich in diesem Jahr mit zwei Weihnachtsbäumen präsentiert – einer steht vor der St.-Peter-und- Paul-Kirche, der andere auf dem Platz vor dem Brandenburger Tor. Beide kommen übrigens aus der Umgebung: Die 13 Meter hohe Fichte am Brandenburger Tor stammt aus Michendorf, die neun Meter hohe Fichte am Bassinplatz kommt aus der Gemeinde Seddiner See. Den Veranstalter kosten die Bäume nur den – allerdings nicht billigen – Transport. Die Nadelgehölze würden gesponsert – meist von Privatleuten, denen die Bäume das Grundstück verschatten.

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