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Gesundheit von Kindern: Nach Windpocken-Welle: Diskussion um Impfpflicht

An einer Kita in Bornstedt sind mittlerweile 11 Fälle von Varizellen aufgetreten. Die Häufung heizt die Debatte um eine Pflichtimpfung an.

Von Matthias Matern

Bornstedt - In einer Potsdamer Kita in Bornstedt sind in diesem Jahr schon mehr als zehn Prozent der Kinder an hochansteckenden Windpocken erkrankt. Das bestätigte ein Sprecher der Stadtverwaltung auf PNN-Anfrage. Bis Montagabend seien dem Gesundheitsamt schon elf Fälle gemeldet worden, sagte der Sprecher weiter. In der fraglichen Kita „Waldhaus“ des Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerks (EJF) gibt es 82 Plätze für Kinder ab dem Alter von einem Jahr. In ganz Potsdam gab es seit Jahresanfang 13 Windpocken-Fälle.

Die Viruserkrankung, auch Varizellen genannt, wird per Tröpfcheninfektion übertragen. Neben den typischen Bläschen auf der Haut gehören oft Symptome wie Unwohlsein und Fieber dazu. Besonders gefährlich sind Windpocken für Schwangere und Babys.

Eine gesetzliche Impfpflicht gibt es nicht

In der besagten Kita soll die Krankheitswelle nach PNN-Informationen bei Kindern begonnen haben, die nicht geimpft waren. Dabei empfiehlt die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts seit 2004 die Impfung, die zweimal wiederholt werden muss. Allerdings: Eine gesetzliche Impfpflicht besteht nicht. Der Stadtsprecher sagte, es stehe jedem Träger frei, über das Hausrecht einen kompletten Impfstatus als Zugangsvoraussetzung für den Kita-Besuch zu fordern. Eltern von erkrankten Kindern wurden nach PNN-Informationen vom Potsdamer Gesundheitsamt aufgefordert, auch den Impfstatus von Geschwisterkindern zuzusenden – wären diese nicht geimpft gewesen, hätten diese zum Beispiel vorsorglich nicht mehr Grundschulen unter Aufsicht der Stadt besuchen dürfen. Auch andere Kita-Träger in Potsdam verlangen eine Impfung.

Soweit will das EJF nicht gehen. Obwohl man ein Interesse an umfassendem Impfschutz hat, „wollen wir im Sinne der Inklusion kein Kind vom Besuch einer Bildungseinrichtung ausschließen – unabhängig von Entscheidungen der Erziehungsberechtigten zum Thema Impfen“, sagte der EJF-Bereichschef Kita, Andreas Schulz auf PNN-Anfrage. Gleichwohl werde der aktuelle Impfstatus der Kinder erfasst. Bestehe keine umfassende Impfung, würde mit den Eltern das Gespräch gesucht – um sie „zu überzeugen, dass es im Sinne aller Kinder und Eltern wünschenswert ist, Infektionskrankheiten, die sich in einer Gemeinschaftseinrichtung leicht verbreiten können, durch umfassenden Impfschutz zu vermeiden“. In den meisten Fällen sorge das Gespräch für ein Umdenken, so Schulz.

Eltern wurden mit Aushängen informiert

Doch an der Kita „Waldhaus“ hat die Strategie nicht funktioniert. So gibt es nun eine Krankheitswelle, die sich selbst auf Kinder ausdehnte, die Impfschutz hatten – allerdings fiel der Verlauf der Krankheit in solchen Fällen meist schwächer aus. Die Eltern habe man mit Aushängen informiert, so das EJF – und gerade Eltern mit jüngeren Kindern, die vielleicht noch nicht geimpft sein konnten, auch persönlich. Auch seien etwa Praktikanten nach dem Impfstatus gefragt und gegebenenfalls nach Hause geschickt worden. 

Lesen Sie dazu auch den Kommentar von PNN-Autor Erik Wenk

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