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Landeshauptstadt: Gestohlene Gabeln, gefährliche Sprünge und ein Sekretärinnen-Geständnis

Bei der Geburtstagsparty erzählten die Gäste, was sie mit dem Studio Babelsberg verbindet – und berichteten von schönen, aber auch peinlichen Erinnerungen

Babelsberg. Das ist in der Filmwelt jedem ein Begriff. Doch die Verbindungen von Schauspielern und Filmemachern zum mythischen Ort, ihre Erinnerungen und Erfahrungen, sind ganz individuell.

Zur 100-Jahre-Party gaben viele sehr Persönliches preis – so wie Schauspielerin KATRIN SAß („Weissensee“). Sie denkt vor allem mit etwas Wehmut an die Defa-Zeit zurück: „Babelsberg war meine erste Heimat.“ Obwohl sie beim Dreh ihres ersten Films „Bis daß der Tod euch scheidet“ von Heiner Carow nach einer Ohrfeige ihres Filmpartners ein geplatztes Trommelfell davontrug und ins Krankenhaus musste, blieb sie beim Film: „Ich wusste, das ist einfach deins.“

Auch FRITZI HABERLANDT („Erbsen auf halb 6“) machte ihre ersten Filmerfahrungen in Babelsberg: Sie stand hier 1999 für „Die Braut“ von Egon Günther vor der Kamera. „Damals habe ich eine Gabel geklaut, auf der ,Defa Spielfilm’ steht“, verriet die 36-Jährige: „Die ist mein Maskottchen, ich benutze sie heute noch.“

Immer wieder arbeiten Schauspielerin IRIS BERBEN und ihr Lebensgefährte HEIKO KIESOW in Babelsberg. Den Auftakt für Berben machte gleich nach der Wende „Das große Fest“, ein Fernsehfilm von Frank Beyer. Und erst im vergangenen Jahr drehte sie im Studio „Anleitung zum Unglücklichsein“. Babelsberg sei ein Mythos, der aufgrund seiner Geschichte unterschiedlich besetzt sei, aber viel über die deutsche Geschichte erzähle, sagt Berben: „Ich frage mich immer: Was war hier vor dir? In Babelsberg spürt man so einen Geist.“ Ganz anders HEIKO KIESOWS Babelsberg-Verbindung. Jahrelang trat er als Stuntman in der Stuntshow im Filmpark Babelsberg auf: „Ich habe bestimmt mehr als 300 Sprünge aus 20 Metern gemacht.“ Seit Hollywood wieder in Babelsberg dreht, war Kiesow in nahezu jedem Film als Mann fürs Gefährliche engagiert – zuletzt in „Wolkenatlas“ mit Tom Hanks. „Das Herausfordernde ist das Neue“, sagt er.

Produziert wird der „Wolkenatlas“, mit einem Budget von rund 100 Millionen US-Dollar teuerster deutscher Film aller Zeiten, von X-Filme-Chef STEFAN ARNDT. Privat lebt Arndt in Babelsberg in der Nähe des Studios, mit seinem aktuellen Film konnte er „endlich mal selbst erleben, wie gut das Studio funktioniert“, sagte er. Die Literaturverfilmung soll Ende 2012 in die Kinos kommen. Arndts Babelsberg-Favoriten stammen aus der Defa-Zeit – selbst für Filme wie „Ernst Thälmann“ könne er sich begeistern.

Der Potsdamer Schauspieler HANNES WEGENER („Der Baader-Meinhof-Komplex“) kennt die Studios als Sohn eines Defa-Technikers seit Kindertagen. Auch an seinen ersten Einsatz als Komparse in „Fritze Bollmann geht angeln“ 1990 erinnert er sich noch gut. „Es war eine Massenszene mit vielen Kindern – und ich habe mir extra Mühe gegeben, immer in die Kamera zu schauen.“ Und wurde prompt beiseite genommen: „Hannes, die erste Lektion beim Film: Niemals in die Kamera schauen!“

Für den Österreicher STEFAN RUZOWITZKY führte der Weg von Babelsberg geradewegs nach Hollywood. Vor sechs Jahren drehte Ruzowitzky das Drama „Die Fälscher“ über das Geldfälschungsprogramm der Nazis in Babelsberg – der Film gewann 2008 den Oscar als bester fremdsprachiger Film. Jetzt hat Ruzowitzky seinen ersten Hollywoodfilm, den Thriller „Blackbird“ mit Eric Bana und Sissy Spacek, gerade abgedreht und weitere Angebote auf dem Tisch. An Babelsberg, sagt der Regisseur, habe er „nur gute Erinnerungen“. Neben „Die Fälscher“ drehte er hier auch den Kinderfilm „Hexe Lilli“. Die Tradition sei zu spüren, aber auch das Konzept mit viel Kino und weniger Fernsehen überzeuge ihn.

Die wohl überraschendste Verbindung nach Babelsberg hat Schauspielerin JESSICA SCHWARZ („Romy“): „Ich war mal die Sekretärin von Christoph Fisser, dem Studiochef“, verriet die 34-Jährige auf dem Roten Teppich vor der Party. Das sei in den 1990er Jahren gewesen, als Fisser in München ein altes Kasernengebäude zum Medienstandort entwickelte und betrieb. „Ich bin relativ schnell wieder gefeuert worden – aber das lag wohl an mir“, berichtete Schwarz, die damals als Model jobbte. Dass sie bisher noch nicht im Studio Babelsberg gedreht hat, bedauere sie. jaha/SCH

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