zum Hauptinhalt

Gerichtsprozess in Potsdam: Lebenslange Haft für Kindsmörder

Sohn der Partnerin mit Medikamenten getötet.

Potsdam - Ein tödlicher Medikamentencocktail im Brei für ein anderthalbjähriges Kind: Für diese Tat ist ein 38-Jähriger vom Landgericht Potsdam zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe wegen Mordes verurteilt worden. „Die Tötung des kleinen, wehrlosen und unschuldigen Kindes ist ein unfassbares Verbrechen“, sagte Richter Theodor Horstkötter bei der Urteilsbegründung am Freitag. Das Gericht folgte dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert.

Der angeklagte Ricardo H. hatte demnach im März 2014 dem schreienden Kind seiner Lebensgefährtin morphiumhaltige Medikamente verabreicht, in der gemeinsamen Wohnung im Stadtteil Schlaatz. Er fühlte sich laut dem Urteil vom Jungen, der erkrankt und deshalb unruhig und quengelig war, gestört in der ohnehin kriselnden Beziehung zu seiner Lebensgefährtin.

Die Schuld des mehrfach wegen Verkehrsdelikten und Betrügereien vorbestraften Mannes sei anhand von Indizien festgestellt worden, sagte der Richter. Es sei erkundet worden, was ihn dazu getrieben habe, den kleinen Jungen zu töten. Da kein Zeuge dabei gewesen sei, konnte er zunächst nicht eindeutig als Täter festgestellt werden. Die Art und Weise der Tötung und der verwendeten Medikamente ließen aber nur den Schluss zu, dass der Angeklagte – der sich vor Gericht als unschuldig bezeichnete – für die Tat verantwortlich sei. Der einstige Alkoholiker habe aufgrund einer schweren Erkrankung der Bauspeicheldrüse mit starken Schmerzen und Schlaflosigkeit täglich bis zu 15 Medikamente benutzt. Um die tödliche Wirkung habe der Mann gewusst, sagte Horstkötter.

Dem 38-Jährigen sei es ein Dorn im Auge gewesen, dass die Mutter des kleinen Jungen immer noch engen Kontakt zum Kindsvater wegen der Erziehung pflegte. Es habe ihn stark belastet, dass er die Vaterrolle nicht komplett übernehmen durfte. „Er fasste den Entschluss, das Kind zu töten, um wieder näher bei der Mutter zu sein“, hieß es in der Urteilsbegründung. Die Frau trat in dem Prozess als Nebenklägerin auf.

Am 29. März verabreichte der Potsdamer dem Kind mittags zunächst ein Schlafmittel. Der Junge erbrach sich später. Am Abend fütterte der Angeklagte das Kind mit einem Brei, der den Cocktail von drei Medikamenten enthielt – eine mehrfach tödliche Überdosis für ein Kind. In der Nacht starb der Junge.

Die Staatsanwaltschaft hatte von einem einzigartigen Giftmord gesprochen. Dieser konnte erst nach der Obduktion und toxikologischen Untersuchungen nachgewiesen werden. Bei einer späteren Haaranalyse nach einer Exhumierung stellte sich heraus, dass dem Kind mindestens seit fünf Monaten drei Medikamente verabreicht worden waren. Dafür, dass die Frau für den Tod ihres Sohnes verantwortlich sein könnte, habe es dem Gericht zufolge kein Motiv gegeben. Der 38-Jährige sei als einziger in Frage gekommen. Ihm seien die Medikamente verschrieben worden. Er habe die Wirkung genau gekannt. Der Prozess musste nach dem plötzlichen Tod eines Schöffen Ende 2017 neu aufgerollt werden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. (mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false