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Landeshauptstadt: Geistiges Gesichtsfeld erweitern ... Tafel zum 150. Geburtstag von Johanna Just enthüllt

Berliner Vorstadt - Dichtes Gedränge am Mittwochmittag in der Berliner Straße 114/115: Vor dem repräsentativen fünfgeschossigen Bau mit der imposanten Kuppel hatten sich etwa 150 Menschen versammelt – zur feierlichen Enthüllung der zehnten Tafel des Projektes „FrauenOrte“, die jetzt an dieser Stelle an die Gründerin und erste Direktorin der Staatlichen Handels- und Gewerbeschule für Mädchen, Johanna Just, erinnert.Johanna Bertha Just, am 10.

Berliner Vorstadt - Dichtes Gedränge am Mittwochmittag in der Berliner Straße 114/115: Vor dem repräsentativen fünfgeschossigen Bau mit der imposanten Kuppel hatten sich etwa 150 Menschen versammelt – zur feierlichen Enthüllung der zehnten Tafel des Projektes „FrauenOrte“, die jetzt an dieser Stelle an die Gründerin und erste Direktorin der Staatlichen Handels- und Gewerbeschule für Mädchen, Johanna Just, erinnert.

Johanna Bertha Just, am 10. Juni 1861 in Dresden geboren, gründete bereits 1889 mit ihrer Schwester Margareta und ihrer Mutter Laura eine private Schule in Hirschgarten bei Berlin-Köpenick, in der künftigen Ehefrauen aus bürgerlichen Kreisen hauswirtschaftliche Kenntnisse vermittelt wurden. Es waren, wie die Potsdamer Historikerin Jeanette Toussaint in dem Band „Zwischen Tradition und Eigensinn“ schreibt, äußere Verhältnisse, die Just dazu veranlasst hatten, sich auf eigene Füße zu stellen – ein Wagnis zur damaligen Zeit, zumal auch kaum finanzielle Ressourcen vorhanden waren.

Die drei Frauen arbeiteten zielstrebig daran, die „Frauengewerbe-, Haushaltungs- und Kochschule nebst Töchterpensionat“ in Potsdam zu etablieren, denn hierher waren sie 1894 gezogen, um „den Mädchen das geistige Gesichtsfeld zu erweitern“. Doch bald wurden sie Zeugen, wie zwei Lehrerinnen des heutigen Oberstufenzentrums III in bodenlangen Kleidern und mit Lorgnon bei der Tafelenthüllung zum Besten gaben, dass die Männer im damaligen Potsdam antiquierten Denkweisen verhaftet waren. Schallendes Gelächter erklang auch, als die beiden historisch-kostümierten Lehrerinnen erklärten, was von Ehefrauen Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts erwartet wurde, nämlich „ein blitzblankes Zuhause und ein stets zufriedener Gatte“.

Johanna Just und ihre Schwester Margareta setzten unter anderem mit Unterstützung von Kaiserin Auguste Victoria durch, dass die Mädchen hier auch Unterricht in Mathematik und Grammatik erhielten und die Schule 1904 als dritte preußische Handels- und Gewerbeschule für Mädchen mit Lehrerinnenbildungsanstalt von der königlichen Staatsregierung übernommen und nach Abdankung des Kaisers verstaatlicht wurde. 1904 wurde Just zur „Königlichen Gewerbeschul-Vorsteherin“ ernannt, was sie bis zur Pensionierung 1926 blieb.

Über ihr Wirken während des Ersten Weltkriegs für die notleidende Potsdamer Bevölkerung und die Gründung des „Bundes Hirschgarten-Potsdam“ 1918, der ehemalige Schülerinnen und Lehrerinnen, wie man heute sagt, miteinander vernetzen sollte, kann man in der oben genannten Broschüre einiges erfahren, auch darüber, wie die Frau, die viel für Potsdam getan hat, schwer herzkrank am Ende ihres Lebens um angemessenen Wohnraum kämpfen musste und auch, dass ihr von ihrer außerstaatlichen 15-jährigen Lehrtätigkeit nur ein Drittel auf ihre Pension angerechnet wurde.

Die Tafel des Projekts „FrauenOrte“, das der Frauenpolitische Rat Brandenburgs 2010 im Rahmen des Kulturland- Themenjahres „Mut & Anmut. Frauen in Brandenburg-Preußen“ begann, erinnert jetzt mit Bild und Text an die „weltgewandte Dame mit dem sympathischen Gesicht und hellen klugen Augen“, wie sie eine Journalistin 1910 beschrieb.

Astrid Priebs-Tröger

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