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Ich sehe was, was du nicht siehst. Thorsten Havener ist ein guter Beobachter, gern verblüfft er seine Mitmenschen mit Erkenntnissen, die er aus ihrer Körperhaltung gewinnt. Was der Griff ans Ohrläppchen bedeutet, will er in seiner Show erklären.

© promo

Gedankenleser Thorsten Havener kommt nach Potsdam: Endlich richtig angezogen

Mentalist, Entertainer und Buchautor Thorsten Havener über Schmetterlinge, Geheimnisse im Kinderzimmer und was Hillary Clinton im Wahlkampf ganz richtig macht. Am Samstag liest er im Nikolaisaal die Gedanken seiner Zuschauer

Herr Havener, Sie können Körpersprache lesen, Menschen hypnotisieren, zaubern und nennen sich Mentalist – was haben Sie mit dem Potsdamer Publikum vor, wird es gefährlich?

Nein, natürlich nicht. Ich will mein Publikum einfach gut unterhalten.

Das wollen viele. Wie machen Sie das?

Das ist schwer zu beschreiben. Es geht um Körpersprache, um die Wirkung auf unsere Mitmenschen, auf die Zusammenhänge, wie das alles funktioniert. Das erkläre ich unterhaltsam und leicht verpackt. Zum Mitnehmen. Manche meiner Zuschauer wenden das gleich am nächsten Tag an.

Sie bekommen Rückmeldung?

Ja, und viele kommen auch wieder und wieder in meine Show. Weil sie spüren, dass Empathie und Beobachtungsgabe im Zusammenleben wichtig sind.

So ganz neu ist das ja nicht. Sind unsere Sinne nur verkümmert?

Das meiste tun wir schon ganz intuitiv, wir machen es einfach, so wie ein Schmetterling, der gerade geschlüpft ist, losfliegt. Aber wir Menschen haben in letzter Zeit doch ein paar Sachen verlernt. Dazu gibt es in der Show Inspiration.

Sie zeigen etwa, was man in der Körperhaltung der Menschen erkennen kann. Sie sagen sogar, Sie können Gedanken lesen. Aber müssen wir denn immer alles wissen?

Klar, Privatsphäre ist wichtig. Es gibt Studien die zeigen, dass Kinder ab etwa fünf, sechs Jahren ihre Privatsphäre brauchen, einen Ort, ihr Kinderzimmer, wo sie für sich sein können. Sonst werden sie später zu unsicheren Menschen. Es ist wichtig, auch mal etwas nicht zu wissen oder zu hinterfragen. Aber: Die Welt ist das, wofür wir sie halten, und das ist bei meinem Mitmenschen eben etwas anderes als bei mir. Da entstehen im Zusammenleben Reibungen und Missverständnisse, wenn man den andern nicht anders sein lässt.

In Potsdam hat man gerade mal wieder den Frauenanteil in öffentlichen Betrieben, in der Verwaltung und Stadtpolitik überprüft und festgestellt: Es sind viel zu wenige. Nun sind wir Frauen ganz offensichtlich anders als Männer. Geben Sie uns einen Tipp, was wir machen können, um bei Vorstellungsgesprächen oder Gehaltsverhandlungen zu punkten.

Das Schlimmste ist, wenn Sie im Vorstellungsgespräch bewusst daran denken, dass Sie etwas so oder so machen wollen.

Ein Buch von Ihnen heißt: „Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten.“ Und dann ist der Elefant im Kopf und man wird ihn nicht los. Ist es das?

Es darf nicht gezwungen aussehen. Dann wirkt es seltsam.

Hilft vorher üben?

Wenn Sie einen Tick haben, dann kann man das tatsächlich üben, ihn zu vermeiden. Alles andere kommt von innen. Durch Ihr Können und Ihre innere Überzeugung sind Sie mächtig. Wenn man die richtigen Gedanken im Kopf hat, führt das zum richtigen Auftreten.

Und dann ist es egal, ob ich im maskulinen Businessanzug oder femininen Blümchenkleid zum Vorstellungsgespräch komme?

Nein. Der Trick ist, mitzuspielen. Schauen Sie, was die anderen tragen. In der Kita kann das Blümchenkleid richtig sein, im Management nicht. Ein Beispiel: Ein Freund von mir hat sich extra für das Vorstellungsgespräch bei Ikea einen Anzug gekauft. Das kam nicht so gut. In der zweiten Runde, also beim Recall, trug er eine schicke Jeans und T-Shirt. Das haben die gleich wahrgenommen, er sei jetzt endlich richtig angezogen, hieß es.

Bleiben wir kurz bei Ikea – dort werden grundsätzlich alle geduzt – was macht das mit mir?

Duzen schafft Nähe. Wir fühlen uns automatisch wohl, wie in einer Freizeiteinrichtung. Und dann kaufen wir mehr.

Ein gern bemühtes Schlagwort ist zurzeit Achtsamkeit. Könnte auch von Ihnen sein.

Ja, aber dabei ist wichtig: Zunächst geht es um die Achtsamkeit mir selbst gegenüber, dann für den anderen. Das ist kein Egoismus, sondern Selbstschutz. Wie im Flugzeug: Wenn da die Sauerstoffmasken runterfallen, muss ich auch erst mir selbst eine aufsetzten, dann dem Nachbarn helfen. Ich bin überzeugt, dass all das Burnout und Unglücklichsein vieler Menschen daher rührt, dass man zu wenig auf sich selbst achtet. Ich muss übrigens noch mal was zur Frauenquote sagen: Mein Managementteam besteht bis auf einen Mann aus Frauen.

Was können die denn besonders gut?

Frauen arbeiten eine Spur empathischer, sie legen Wert auf eine gute Beziehung zu anderen. Wir haben jetzt ja sogar gute Chancen, in den USA eine Präsidentin zu kriegen.

Was wäre denn Ihr Wahlkampf-Tipp für Frau Clinton?

Lauten Menschen gegenüber, wie Donald Trump einer ist, muss man cool bleiben, gelassen, lächeln. Das ist schwer, aber Hillary Clinton macht das schon ganz gut.

Auf Ihrem eigenen Promobild fassen Sie sich an Ihr Ohrläppchen, klären Sie uns auf, was bedeutet das?

Das erfahren Sie in meiner Show.

Die Fragen stellte Steffi Pyanoe

Thorsten Havener live am Samstag, dem 29. 10., um 20 Uhr im Nikolaisaal, Karten kosten 9 bis 30,15 Euro

ZUR PERSON: Thorsten Havener wurde 1972 in Saarbrücken geboren, studierte angewandte Sprachwissenschaften, lernte Gedankenlesen und Hypnose, kann Körpersprache deuten und zaubern. 1995 gewann er sogar die französischen Zauberei-Meisterschaften. Seine Bücher, „Ich weiß, was du denkst“ von 2009 und „Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten“ von 2019 wurden Bestseller. Der Mentalist und Gedankenleser ist Gast in Talkshows und tritt in eigenen Live-Shows auf, zudem bietet er Seminare und Vorträge an, in denen er Mitarbeiter und Unternehmer schult. Thorsten Havener lebt mit seiner Familie in der Nähe von München.spy

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