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Günter Schenke war 16 Jahre lang PNN-Redakteur.

© Andreas Klaer

Für Potsdam, für die Menschen: Ein Nachruf auf unseren Kollegen Günter Schenke

Der Potsdamer Journalist Günter Schenke ist gestorben. Ein Nachruf.

Potsdam - Die Akribie des Naturwissenschaftlers hat er nie abgelegt. Sammeln, untersuchen, einordnen, analysieren und dann den Beweis führen – das lag Günter Schenke. Es prägte seine Berichterstattung: Klar, präzise und bloß nicht zu lang, das waren die allermeisten seiner Texte, in denen es immer um Potsdam ging. Um die Stadt, der sein Herz gehörte. Journalist war der promovierte Biologe erst spät im Leben geworden, aber nicht zufällig.

Ein eigenes Bild von den Dingen machen

Der 1. Januar 1991 war sein erster Arbeitstag als Redakteur der Potsdamer Neuesten Nachrichten. Mit der politischen Wende hatte auch Günter Schenke sich neu orientieren müssen. Er, dem das Germanistikstudium in der DDR versagt blieb, wollte nun Journalist sein. 

Er hatte feste Überzeugungen, was seine zweite Profession anging. „Man kann über etwas nur dann richtig berichten, wenn man sofort rausgeht und sich ein eigenes Bild vom Geschehen macht.“ Diese Maxime ist Detlef Gottschling, der als einstiger PNN-Lokalchef mit ihm zusammenarbeitete, noch im Ohr.

Fast immer als Journalist unterwegs

Tatsächlich war Günter Schenke, der zuvor in der Villa Liegnitz im Park Sanssouci, dem Zoologischen Institut der damaligen Pädagogischen Hochschule Potsdam, geforscht hatte, als Journalist fast immer unterwegs. Stadtentwicklung, Architektur, Verkehr, Stadtgeschichte, Potsdams Schlösser und Gärten, das waren seine Themen. Alles nahm er in Augenschein, kaum eine Baugrube, die er nicht kannte, kaum einmal tagte der Bauausschuss ohne ihn. 16 Jahre, bis Mitte 2005, war er PNN-Lokalredakteur – ein meinungsstarker. Viele erinnern sich intensiv daran, wie Günter Schenke sich vehement, aber freudig in Auseinandersetzungen zu den Themen der Stadt begab. 

Die Ansichten der Mehrheit stellte er mit seiner auch unbequemen Meinung gern infrage. Er schätzte die kontroverse Debatte. Und die Menschen. In der Redaktion, sagt der ehemalige PNN-Chefredakteur Michael Erbach, wurde Günter Schenke geachtet – speziell von den jungen Journalisten, die er förderte. Auch für mich war er ein wichtiger, prägender Begleiter vom ersten Tag an. Seine journalistische Aufmerksamkeit hatten immer auch jene, die oft nicht gesehen werden: Menschen mit Behinderungen, erkrankte und alte Menschen.

Große Potsdam-Expertise

Seine Potsdam-Expertise war groß. „Als ich 2002 gewählt wurde, hat Günter Schenke zu mir gesagt: ,Der Erfolg Ihrer Amtszeit wird in hohem Maße davon abhängen, ob es Ihnen gelingt, die Potsdamer Mitte zu entwickeln.' Er hatte Recht“, erinnerte sich jüngst Jann Jakobs (SPD), Potsdams Oberbürgermeister a.D., an eine Begegnung mit ihm.

Wer Günter Schenke länger kannte, stellte fest, dass es kaum etwas gab, wofür er sich nicht interessierte: Fotografie, Bildende Kunst, Film, Musik und Literatur, aber auch neue Technologien beschäftigten ihn. Sogar der Boxsport. Und immer Potsdam. 

Zuhause in Potsdam-West

Geboren wurde Günter Schenke am 15. Juni 1940 in Cottbus – zuhause aber war er in Potsdam-West. Daheim konnte er über die Dächer der Stadt schauen, und wenn die Bäume kein Laub trugen, so wie jetzt, sah er aus dem Fenster das Gold des Chinesischen Teehauses im Park Sanssouci funkeln. Das freute ihn. Seinen Olymp, so nannte er sein Refugium.

Am 1. März ist Günter Schenke gestorben. Er hinterlässt eine Tochter und einen Sohn. Am 3. April wird er auf dem Neuen Friedhof beigesetzt.

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