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Austausch fördern. Die beiden Fachhochschul-Studenten Danai Moschona und Theodor Hillmann haben das deutsch-griechische Magazin A-B.international gegründet – nach einer Reise nach Athen.

© Andreas Klaer

Für besseren Austausch nach der Euro-Krise: Potsdamer Studenten gründen deutsch-griechisches Kulturmagazin

Die Euro-Krise hat das Verhältnis zwischen Deutschen und Griechen schwer belastet. Zwei Potsdamer Studenten gründen jetzt ein Kulturmagazin, um einen kleinen Neuanfang zu startet.

Potsdam - Es sind Vorurteile, wie das der faulen Griechen oder der geizigen Deutschen, die Danai Moschona stören. Noch mehr aber kann sie sich über die Bösartigkeit aufregen, die in der Zeit der Finanzkrise aus den Titelblättern mancher deutscher und griechischer Zeitungen sprach – von den „Pleite-Griechen“ bis zu Angela Merkel mit Hitlerbärtchen. „Die Krise hat die Beziehungen zwischen beiden Ländern nachhaltig gestört, und der Konflikt wurde über die Medien ausgetragen“, sagt die 26-Jährige, die an der Fachhochschule Potsdam Produktdesign studiert.

Moschona ist in Athen geboren, seit 15 Jahren lebt sie in Deutschland. Seit einem Jahr arbeitet sie mit Theodor Hillmann, der ebenfalls an der FH Interfacedesign studiert, im Rahmen eines Hochschulprojekts an der Entwicklung eines deutsch-griechischen Magazins. A-B.international nennt sich das Heft – benannt nach den Anfangsbuchstaben der Hauptstädte – dessen erste Ausgabe im Oktober erscheinen soll. In Athen und Berlin, mit allen Artikeln jeweils auf Deutsch und Griechisch nebeneinander.

Die Idee hatten die beiden Kommilitonen in Griechenland. Sie besuchten die Documenta 2017 in Athen. Doch die Großveranstaltung für zeitgenössische Kunst, so sagt es Moschena, war „ein Fremdkörper in der Stadt“. Es habe kaum Austausch gegeben mit den Athenern, was viele sehr kritisch gesehen hätten. Theodor Hillmann erinnert sich daran, wie er sich selbst in Athen mit der Angst vor der Reaktion der Griechen ertappte, wenn er sich als Deutscher vorstellte. „Die Krise hat die Vorurteile noch verstärkt“, glaubt auch der 28-jährige Berliner.

Auf Augenhöhe begegnen

„Wir wollen ein Projekt schaffen, bei dem sich Griechen und Deutsche auf Augenhöhe austauschen können“, betont Moschona. Ein Kulturmagazin mit Interviews, Fotoportfolios und Gedichten, das aber auch Alltagsfragen, politische und historische Themen beleuchten soll. „Es soll eine kulturelle Brücke schlagen, den Dialog wieder aufnehmen“, sagt Moschona. Ihre Eltern sind Diplomaten. „Es ist für mich selbst ein bisschen überraschend, dass ich jetzt auf meine Art auch etwas Diplomatisches mache“, erklärt sie.

Im vergangenen Jahr haben die beiden Initiatoren einen Verein gegründet, mit dem gleichen Namen wie das Magazin, ein Team aus Fotografen, Designern, Künstlern, Journalisten und Autoren zusammengesucht. Alle arbeiten zunächst ehrenamtlich. Um die erste Ausgabe zu finanzieren, starteten sie eine Spendensammelaktion im Internet. Auf der Crowdfunding-Plattform Startnext trieben sie rund 6500 Euro ein, genug für Druck und Versand, Lektorat und Übersetzungen. A-B.international gibt es auf Facebook, Instagram, Twitter, mit anderen Potsdamern drehten sie ein Präsentationsvideo.

Blick in die Thai-Box-Schule mit Griechen und Flüchtlingen in Athen

Wer durch den Entwurf der ersten Ausgabe blättert, sieht ein Heft, das gestaltet ist wie ein Kunst- oder Designmagazin, mit großformatigen Fotos, Illustrationen oder Gemäldedrucken. Die Themen reichen von einem wissenschaftlich anmutenden Essay über ein Europa von unten, ein Vergleich der Lebenshaltungskosten in beiden Ländern, bis zu einer Reportage über eine Thai-Box-Schule mit Griechen und Flüchtlingen in Athen. Noch ist es ein Entwurf, ein Prototyp, wie Moschona versichert. In der Tat sind die Übersetzungen teilweise noch holprig, einigen Texten merkt man an, dass die Autoren nicht täglich journalistisch arbeiten.

Das Projekt ist für die junge Griechin ihre Bachelorarbeit an der Universität, doch sie denkt schon weiter. „Es ist für mich ein persönliches Anliegen, weil ich glaube, dass unsere beiden Länder so etwas brauchen, um einander wieder zuzuhören“, sagt Moschona. So plant sie über den Erstling hinaus. Zwei Mal jährlich soll A-B.international erscheinen, verkauft in ausgewählten Buchhandlungen, Presseläden und Galerien, finanziert durch den Verkauf, durch Anzeigen, oder durch einen Mäzen oder Sponsor.

„Ich wünsche mir, dass der Verein und das Magazin eine Plattform werden, für Deutsche und Griechen“, sagt die Studentin und Redaktionskoordinatorin. Vorurteile abbauen, aber auch aufklären über all die Dinge, die Griechen und Deutsche nicht voneinander wissen. Das Interesse sei da, davon ist sie überzeugt.

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