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Werbetrommel für mehr Geld. Rund 500 Mitarbeiter der Stadtverwaltung beteiligten sich am Donnerstag an einem Warnstreik, zu dem die Gewerkschaft Verdi aufgerufen hatte. Die Demonstranten zogen am Vormittag durch die Innenstadt.

© Nestor Bachmann

Landeshauptstadt: Für 100 Euro mehr

Rund 500 Mitarbeiter der Stadtverwaltung beim Warnstreik / Kritik am Fehlen der Beigeordneten

Von Peer Straube

Innenstadt - Die Botschaft ist unmissverständlich: „Wir sind es wert – 100 Euro mehr“, stand auf vielen Jacken und Transparenten. Rund 500 Mitarbeiter der Stadtverwaltung haben sich am Donnerstag an den landesweiten Warnstreiks der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi beteiligt und für mehrere Stunden die Arbeit niedergelegt. Die Polizei sprach lediglich von rund 100 Demonstranten. Ihre Forderung: 6,5 Prozent mehr Lohn und Übernahme aller Auszubildenden in feste Angestelltenverhältnisse.

Seit zehn Jahren habe es keine Lohnerhöhung mehr gegeben, die die Inflation aufgefangen hätte, sagte Kathrin Pleißner, die im Personalrat des Rathauses arbeitet und außerdem Mitglied der Bundestarifkommission ist. Gerade angesichts der hohen Mieten und Wohnnebenkosten in Potsdam müsse es reale Gehaltsanhebungen geben, forderte sie.

Am Vormittag waren die Demonstranten trotz Nieselregens durch die Innenstadt gezogen. Am Streik hätten sich Mitarbeiter aus allen Geschäftsbereichen der Stadtverwaltung beteiligt, sagte Pleißner und kritisierte zugleich, dass niemand aus den Chefetagen dabei war. Lediglich Bürgermeister Burkhard Exner, der den im Urlaub weilenden Oberbürgermeister Jann Jakobs (beide SPD) vertritt, habe sich kurz sehen lassen. „Ich hätte mir gewünscht, dass sich auch die Beigeordneten und die Fachbereichsleiter solidarisch zeigen und unser berechtigtes Anliegen unterstützen“, monierte Pleißner.

Verdi-Bezirksgeschäftsführer Marco Pavlik nahm in seinen Ansprachen während der Demonstration immer wieder Ex-Bundespräsident Christian Wulff (CDU) aufs Korn. Ein Land, in dem ein „mit Schimpf und Schande aus dem Amt gejagter Bundespräsident“ noch bis ans Lebensende Ehrensold bekommen könne, müsse auch genug Geld haben, um die Angestellten im öffentlichen Dienst angemessen bezahlen zu können, sagte Pavlik. Im Zuge von Inflation und Preissteigerungen seien die realen Einkommen im öffentlichen Dienst seit Mitte der 2000er Jahre um 8,5 Prozent gesunken. Zudem seien die Stadtverwaltungen der Kommunen inzwischen überaltert, viele Mitarbeiter gingen in den Ruhestand und hinterließen damit fachliche Lücken, sagte Pavlik. Daher müssten die Rathäuser, auch das Potsdamer, schon aus Gründen der Nachsorge ihre Auszubildenden übernehmen, forderte der Gewerkschafter.

Unter den Demonstranten waren daher am Donnerstag auch viele Azubis. „Ich streike, damit ich übernommen werde“, sagte eine 22-Jährige, die ihren Namen nicht nennen wollte. Die junge Frau macht eine Ausbildung zur Facharbeiterin für Medieninformationsdienste in der Stadt- und Landesbibliothek und will dort gerne dauerhaft arbeiten.

Sollten sich die Arbeitgeber bei der nächsten Tarifrunde, die am kommenden Montag und Dienstag in Potsdam stattfindet, nicht bewegen, werde es weitere Streiks geben, kündigte Pleißner an.

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