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Landeshauptstadt: „Flugsimulator“ für Potsdam

Die Bauverwaltung verfügt nun über ein virtuelles 3-D-Modell für eine zeitgemäße Stadtplanung

Hochleistungsrechner und modernste Computersoftware machen es möglich: Der Potsdamer Baubeigeordnete Matthias Klipp (Bündnisgrüne) stellte gestern ein virtuelles dreidimensionelles Stadtbild Potsdams vor, das es ermöglicht, wie in einem Flugsimulator übers Potsdamer Stadtbild zu „fliegen“. Die Software erlaubt, sich an jeden beliebigen Standpunkt Potsdams zu zoomen, um von dort etwa Blickachsen zu erkunden. Das Einnehmen der „Vogel- wie der Fußgängerperspektive“ sei hilfreich, um die Einpassung neuer Bauvorhaben in das städtische Umfeld zu testen, so der Baubeigeordnete

Generiert wurde das aufwändige 3-D-Modell Potsdams durch die städtischen Verwaltungsfachbereiche Kataster und Vermessung sowie Stadtplanung und Bauordnung gemeinsam mit der Firma „Virtualcity Systems“. Die auf dem Zentralrechner der Stadt laufende Software wird bereits zu Visualisierungen in aktuellen stadtentwicklungspolitischen Kontroversen Anwendung finden. So nahmen Klipp, der Stadtplanungschef Andreas Goetzmann und die IT-Expertin Karina Kelch im 3-D-Modell städtische Standorte ein, von denen aus eine Bewertung des Masterplans des Architekten Christoph Kohl für die Speicherstadt und den Brauhausberg möglich erscheint. In das Modell ist auch die Topografie der Stadt Potsdam eingerechnet. Klipp: „Die Erde ist keine Scheibe.“ Dadurch wurde es möglich, in dem 3-D-Modell vom sogenannten Kaiser-Wilhelm-Blick oder vom Kaiser-Friedrich-Blick auf dem Brauhausberg aus auf die Innenstadt zu schauen. Aus Sicht Klipps macht die Software deutlich, dass die von Kohl vorgesehen Baumassen und -höhen weder die Sicht auf die Innenstadt verstellen noch die Sicht auf den Berg und den „Kreml“ darauf von der Langen Brücke aus betrachtet versperrt ist. „Es ist gut zu erkennen, wie sich die Realität in dem Modell widerspiegelt“, sagte Goetzmann. Die Potsdamer Bürgerinitiative zum Erhalt des historischen Brauhausberges befürchtet indes, durch eine Neubebauung des beim Bombenangriff im April 1945 zerstörten Brauhausberg-Viertels würden historische Blickachsen verstellt. Auch die Bürgerinitiative Mitteschön fordert eine Neubetrachtung der Pläne. Im Geschäftsgang der Stadtverordnetenversammlung befinden sich Anträge dreier Fraktionen – Linke, Grüne und FDP – die einen Wettbewerb, einem dem Wettbewerb vorgeschalteten Workshop oder zumindestens eine Verfeinerung des Masterplans fordern. Der Bauausschuss wird diese Anträge am Dienstag, dem 23. August, beraten. Auf dieser Sitzung, kündigte Klipp an, werde auch das 3-D-Modell Anwendung finden.

Auch in der höchst emotional geführten Debatte um den Uferweg der Speicherstadt könne das 3-D-Modell hilfreich sein: Goetzmann ließ gestern jenen Blick von der Speicherstadt auf die Nikolaikirche entlang eines ehemaligen, durch die Speicherstadt führenden Gleises demonstrieren, der Anstoß dafür gab, dass sich Stadtverordnete auf einem Workshop 2009 von einem völlig am Ufer verlaufenden Uferweg verabschiedeten. Dieser Blick entlang der entstehenden Speicherstadt-Trasse auf die Nikolaikirche „war ein städtebaulich überzeugendes Argument“, sagte Goetzmann.

Die meisten Gebäude Potsdams sind im sogenannten „Level of detail 1“ dargestellt, im geringsten Genauigkeitsgrad hinsichtlich der Detailtreue – die Häuser sind nur als Quader dargestellt. In einem weiteren Schritt erhalten die Bauten auch Dachformen, im Level 3 werden auch konkrete Fassaden gezeigt. Da dies sehr aufwändig ist, sind im Level 3 bislang nur herausragende Bauten der Potsdamer Mitte eingepflegt. Davon solche, die schon existieren wie der Hauptbahnhof oder der alte Landtag, solche, die erst im Bau sind wie der neue Landtag, aber auch solche Gebäude, die laut Leitbautenkonzept erst noch gebaut werden, etwa der Palast Barberini am Alten Markt.

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