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Im Geschäft. Alexander Matz ist Geschäftsführer der Schülerfirma „Raum Fuffzehn“, die erfolgreich Imagefilme produziert. Das Unternehmen von Schülern der Medienschule besteht allerdings nur bis zu ihrem Abschluss.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Firmengründung auf der Schulbank

Schüler der Medienschule drehen mit ihrer Firma „Raum Fuffzehn“ erfolgreich Imagefilme

Der Schnitt im Film ist rasant: Schüler bei ersten Bauversuchen mit Holzklötzen oder beim Einschlagen von Nägeln. Arbeiter mit Schutzanzügen und Helmen, die mit Kran und Bagger auf einer Baustelle hantieren. In dem Video werden immer wieder knackige Slogans eingeblendet: „Lust, mit fetten Maschinen zu hantieren?“ ist einer davon.

Der professionelle Imagefilm ist für den Schnuppertag des Bauindustrieverbandes Berlin-Brandenburg. Produziert hat ihn nicht etwa ein erfahrenes Marketingunternehmen, sondern „Raum Fuffzehn“, eine Firma von Schülern der Medienschule Babelsberg, die an der Berufsfachschule ihre zweijährige Ausbildung zum kaufmännischen Assistenten mit dem Schwerpunkt Medienwirtschaft absolvieren. „Das ist bei uns die Regel, dass wir eine Firma gründen sollen“, erzählt Alexander Matz, Geschäftsführer von „Raum Fuffzehn“. Die Idee würde im ersten Jahr der Ausbildung entstehen. Im zweiten geht es dann an die konkrete Umsetzung. „Raum Fuffzehn“ haben die Schüler vergangenes Jahr im September gegründet.

„Der Raum 15 ist unser Lernbüro“, erklärt der 28-jährige Matz den Weg zur Namensgebung. Für das „Fuffzehn“ im Dialekt entschieden sich die Schüler, weil sie den Bezug zu Brandenburg und Berlin deutlich machen wollten. Anfangs gab es einige Firmenideen: Ein Reiseführer durch Potsdam in Form eines Blogs, ein Kunstfestival oder eine Plattform für unbekannte Künstler. Für die Imagefilme hätten sich die Schüler entschieden, weil bereits der Jahrgang vor ihnen recht erfolgreich eine Firma in dem Bereich gegründet hatte, so Matz. Der Bauverband sei daraufhin aufmerksam geworden und hatte bei der Schule nach einem Film gefragt.

Jeder Schüler ist innerhalb der Firma für einen bestimmten Bereich zuständig. Alle hätten ihre Stärken, erzählt die 20-jährige Luisa Behrendt, die in der Firma für das Marketing zuständig ist. Lisa Lindhorst, verantwortlich für die Finanzen, könne gut mit Zahlen umgehen, Alexander Matz koordiniere. „Und ich telefoniere die ganzen Kunden ab, schreibe E-Mails oder organisiere, dass wir zu den Kunden und Drehorten fahren“, erklärt Luisa. Je nach Art des Films bräuchten sie zwei bis drei Drehtage und 18 Tage Nachbearbeitung. Die Schüler wollen mindestens vier Filme bis zu ihrem Abschluss im Juli produzieren. Mehrere Unternehmen haben bereits bestellt, der Landesbetrieb Straßenwesen sogar zwei.

Unterstützt wird die Geschäftsidee der Schüler von der gemeinnützigen GmbH „Junior“, die zum Verbund des Instituts für deutsche Wirtschaft Köln (IW) gehört. „Junior“ bietet bereits seit 1994 bundesweit Schülerfirmenprogramme an. Im Schuljahr 2016/17 nahmen allein in Brandenburg 30 Unternehmen teil. „Junior“ hilft den Schülern bei der Umsetzung ihrer Geschäftsideen, bietet Workshops an und stellt Programme für die Buchhaltung zur Verfügung. „Sie fungieren quasi als Finanzamt“, erklärt Christoph Tismer, Projektbetreuer und Lehrer für Medienwirtschaft und Bürowirtschaft/Lernbüro. Alles soll möglichst realistisch sein, erklärt Tismer. Die Schüler müssen einen Finanzplan erstellen und auch Abgaben, wie etwa Lohn-, Sozial-, Umsatz- und Körperschaftssteuer abführen. Nach einem Jahr ist das Projekt vorbei. Das sei von „Junior“ so vorgegeben.

Man könne natürlich auch das Projekt komplett fiktiv anhand von Arbeitsbögen durchspielen, erklärt Tismer. Aber wenn die Firma tatsächlich am Ende des Monats von „Junior“ aufgefordert wird, 130 Euro nachzuzahlen, müssten sich die Schüler richtig damit auseinandersetzen und verstünden komplexe Vorgänge in einem Unternehmen besser. „Wir wollten es realitätsnah machen und auch tatsächlich reale Produkte herstellen.“

Weitere Informationen unter

www.raum-fuffzehn.de

Sarah Stoffers

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