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Filmpreise für Potsdamer Filmstudenten: Hamburger Dreifacherfolg für Filmuni

Gleich drei Filme von Potsdamer Filmunistudenten sind beim Nachwuchspreis des Studio Hamburg ausgezeichnet worden. Der Preis für den besten Film ging dabei an Henrika Kulls "Jibril".

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Babelsberg - Beim Nachwuchspreis des Studio Hamburgs konnten Studenten der Babelsberger Filmuni in drei Kategorien brillieren. Der Preis für den besten Kurzfilm ging an die Filmuni-Studentin Sophia Bösch für ihren 30-Minüter „Rå“, der bereits auf der diesjährigen Berlinale lief.  In dem Film geht es um den Wunsch einer jungen Frau sich in der Männerwelt zu behaupten. Ein Thema, das die 30-jährige Regie-Masterstudentin der Filmuniversität Babelsberg umtreibt, wie sie sagt. Auch bezogen auf die Filmbranche. „Wir brauchen mehr Frauen vor und hinter der Kamera“, betont sie. Dennoch möchte sie sich nicht auf Gender-Themen festlegen lassen. Vielmehr interessieren sie kleine Momente zwischen Menschen und Orte. Vor allem die Auswirkungen von Orten auf Personen.

In „Rå“ ist es die schwedische Wildnis, die Böschs Protagonistin in den Bann zieht. Die 16-jährige Linn darf endlich mit ihrem Vater auf die Jagd gehen und erreicht einen ersten scheinbaren Erfolg: Linn schießt einen Elch. Doch ihr Stolz wird gebrochen als sich herausstellt, dass sie ein Muttertier getötet hat. Nun muss sie auch das Kalb finden, damit es nicht qualvoll verendet. Gegen den Rat ihres Vaters schlägt sich Linn allein in die Wildnis, um ihren Fehler wieder gut zu machen.

Zwischen Tradition und Emazipation

Drei Wochen hat Bösch mit ihrem Team in Schweden gedreht. Mit dem Land ist die Regisseurin vertraut, sie hat dort Familie, lebte und studierte in Stockholm. Schwedisch spricht sie fließend. Daher auch der Titel ihres Films: „Rå“ kann je nach Wortart, rau, beherrschen oder nichts dafür können bedeuten. „Als Substantiv bezeichnet es außerdem einen weiblichen Waldgeist, die Hüterin des Waldes “, erklärt Bösch. Die Wildnis als Mysterium, die Jagd als Ritual zwischen Tradition und Emanzipation.

Auch die beste Dokumentation drehte ein Student der Babelsberger Filmuni. Leonhard Hollmann dokumentiert in „Stiller Kamerad“ die Trauma-Aufarbeitung von Bundeswehrangehörigen mit Hilfe von Pferden.

Preis für den Besten Film geht an "Jibril"

Schließlich ging auch der Hauptpreis für den Besten Film nach Babelsberg. Ausgezeichnet wurde die Bachelor-Filmarbeit „Jibril“ von Regisseurin Henrika Kull und Produzentin Sophie Lakow, der ebenfalls auf der Berlinale zu sehen war.  Der Film erzählt die ungewöhnliche Liebesgeschichte von Maryam und Jibril. Denn Jibril sitzt im Gefängnis, die beiden sehen sich nur einmal in der Woche. Dazwischen liegt viel Sehnsucht. Sehnsucht, die Maryam beflügelt und Jibril einschränkt. Diese Spannung entlädt sich schließlich in einer realen körperlichen Begegnung, die mit Erotik nicht viel zu tun hat. Die erträumte Sinnlichkeit zerfällt im ernüchternden Sex. Was bleibt, ist nur eine Idee von Erfüllung und Romantik.

Henrika Kull, Regiestudentin an der Filmuniversität Babelsberg, fand diese Konstellation spannend – aus persönlicher Sicht, wie sie sagt, aber auch aus soziologischer. Die 33-jährige Berlinerin ist studierte Soziologin, irgendwann stellte sie jedoch fest, dass die filmische Bearbeitung soziologischer Themen sie mehr interessiert, als Tabellen zu erstellen. Einem Produktionsstudium in Berlin folgte 2014 das Studium in Potsdam, „Jibril“ ist ihr Abschlussfilm. Er spielt im deutsch-arabischen Berlin, Hauptdarstellerin Susana Abdulmajid wechselt mühelos zwischen den Sprachen. „Sie fasziniert mich einfach als Mensch und die arabische Kultur interessiert mich eh sehr“, sagt Kull über ihre Hauptdarstellerin. Gerade deshalb spielt sie mit den Erwartungen an ihre Figuren, dreht die Geschlechterrollen um. „Jibril erträgt das Ausgegrenztsein nicht, die fehlende Kontrolle“, sagt Kull. Maryam hingegen – geschiedene Mutter dreier Kinder – genießt die Freiheit der Beziehung, in der Jibril nicht in ihren Alltag eingreifen kann. Weil er mehr eine Sehnsuchtsprojektionsfläche als ein Partner ist.

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