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Facebook-Chef kommt nach Berlin: Potsdamer Student befragt Mark Zuckerberg

60 Studierende des Hasso-Plattner-Instituts sind beim Berlin-Besuch des Facebook-Gründers mit dabei. Einer von ihnen kann Zuckerberg sogar persönlich eine Frage stellen.

Potsdam - Ein Potsdamer Informatik-Student erhält am Freitag die Gelegenheit, mit Facebook-Gründer Mark Zuckerberg zu sprechen. Im Rahmen von Zuckerbergs Townhall-Besuch, einer Art Zusammentreffen zwischen ihm und der Facebook-Gemeinschaft, will der 19-jährige Jonas Umland dem Facebook-Kopf eine kritische Frage zum Umgang mit Hasskommentaren stellen. Er möchte wissen, wie Facebook entscheidet, ob und wann ein unangemessener Kommentar gelöscht wird. 60 weitere Studierende des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) sind zu der Veranstaltung eingeladen.

Fragerunde trotz Anklage

Am Donnerstag wird Zuckerberg zunächst im Springer-Haus den Axel-Springer-Award entgegennehmen, den der Verlag an „herausragende Unternehmenspersönlichkeiten“ verleiht. Den Fragen der deutschen Facebook-Community stellt sich Zuckerberg dann am Freitag. Zuletzt hatte ein solches Treffen Ende Oktober 2015 in der indischen Hauptstadt Neu Delhi stattgefunden. Interessierte mussten sich vorher online anmelden, die Plätze waren begrenzt. Ausgewählte Teilnehmer können Zuckerberg während der einstündigen Veranstaltung persönlich eine Frage stellen. Jonas Umlands Frage ist sehr aktuell, denn Mark Zuckerberg wurde unlängst von den deutschen Anwälten, Chan-jo Jun und Christian Solmecke, wegen Duldung von Hasskommentaren und Volksverhetzung auf Facebook angeklagt. Zusätzlich wurde ein Bußgeld in Höhe von 150 Millionen Euro beantragt. Jun und Solmecke hatten mehr als 300 Fälle gesammelt, die gegen deutsches Recht verstießen, angeblich aber nicht gegen die Richtlinien von Facebook. Weil Facebook nicht eingriff, verklagen die Anwälte nun den Gründer selbst. Er sei als Chef dafür verantwortlich, wie sein Unternehmen handelt, so die Begründung Juns und Solmeckes. Im Oktober vergangenen Jahres hatte Jun bereits Anklage gegen drei deutsche Facebook-Manager erhoben. Mangels Beweisen stellte die Staatsanwaltschaft Hamburg das Verfahren nun ein. Gegen den Europa-Chef, Martin Ott, ist noch ein Verfahren im Gange.

HPI-Student Umland freut sich trotzdem auf das Treffen am Freitag. Mark Zuckerberg ist für viele Studierende des HPI ein großes Vorbild. 80 Prozent der Bachelorabsolventen machen Praktika im Ausland, der Traum vieler ist Kalifornien. Einige arbeiten sogar bei Facebook. Als Blogger hat Umland schon prominenten Personen Interview-Fragen gestellt. Für den Videoblog „IT-Gipfelblog“ des HPI hatte er Innenminister Thomas de Maizière (CDU) vor dem Mikrofon. Das Format des Blogs entstand 2006 bei dem ersten Nationalen IT-Gipfel der Bundesregierung.

HPI-Software soll Hasskommentare aufspüren

Hass-Posts sind am HPI schon länger ein Thema. Ein Forschungsprojekt arbeitet an einer Software, die solche Einträge in Sozialen Medien ausfindig machen und gegebenenfalls löschen soll. Die Forschungsgruppe setzt bei den semantischen Suchverfahren auf die Big-Data-Forschung. Die Textanalyseprogramme können Blogs und Mails beispielsweise nach Wörtern mit negativen Emotionen durchsuchen. Auf der Grundlage von positiven und negativen Kommentaren kann die Software selbstständig lernen. Mit einer Fehlerquote von rund 20 Prozent sei aber zu rechnen, so HPI-Experte Ralf Krestel. Eine Nachbearbeitung bleibe nötig. Insbesondere mit Ironie und Sarkasmus gibt es noch Schwierigkeiten.

Das Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik an der Universität Potsdam bietet als einziges Universitäts-Institut in Deutschland das Studium „IT-Systems Engineering“ an. Derzeit gibt es 480 Studenten und 240 Plätze an der Innovationsschule HPI School of Design Thinking. Stifter Hasso Plattner hat das HPI mit über 200 Millionen Euro gefördert. 

Die Fragerunde mit Mark Zuckerberg wird am Freitag um 13 Uhr per Livestream übertragen, der Link wird auf Zuckerbergs Facebook-Seite zu finden sein.

Emilie Brummel

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