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Pro Brauhausberg. CDU-Mitglied und Unternehmer Andreas Ehrl (l.) und Bäder-Experte Christian Schirrholz bei der Pressekonferenz am Freitag. Ehrl unterstützt die Forderung der Bürgerinitiative nach einem Erhalt der Schwimmhalle am Brauhausberg.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Experte: Bad-Neubau kostet 30 Millionen

Bürgerinitiative Pro Brauhausberg sieht geschönte Kalkulation der Stadtwerke / Protest auch von Ehrl

Innenstadt – Das neue Sport- und Freizeitbad an der Biosphäre wird offenbar wesentlich teurer sein als die Unterlagen des Bauherren Stadtwerke ausweisen. Auf einer am Freitag von der Bürgerinitiative Pro Brauhausberg einberufenen Pressekonferenz im Logenhaus Kurfürstenstraße wies der Ingenieur Christian Schirrholz nach: Statt der veranschlagten 18 Millionen Euro koste der Bau mindestens 29,2 Millionen. Der Spezialist für Bäderbauten hatte die Planungsunterlagen der Stadtwerke vom März 2010 zur Hand genommen und anhand der angegebenen Nutzflächen einen Fehlbetrag von über elf Millionen Euro errechnet. Für die Bürgerinitiative ist damit das Konstrukt, durch Verkauf von Bauland am Brauhausberg den Löwenanteil für den Badneubau zu finanzieren, zusammengebrochen.

Unternehmer Andreas Ehrl,  der die Pressekonferenz leitete, beklagte, dass es bisher nicht möglich gewesen sei, mit der Stadtverwaltung ein konstruktives Gespräch über Bad-Neubau und Brauhausberg zu führen. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) habe seine Gesprächsbereitschaft an Vorbedingungen geknüpft. Wie berichtet hatte Thomas Hintze von Pro Brauhausberg von „Manipulation der Zahlen“ gesprochen. Jakobs hatte daraufhin eine öffentliche Richtigstellung samt Unterlassungserklärung verlangt.

Ehrl, der mit seinem Engagement zeigen wolle, dass es in der Stadt auch konservative Kräfte gebe, die sich für einen stadtverträglichen Umgang mit dem Brauhausberg einsetzten, kritisierte die Gesprächsblockade seitens der Verwaltung. Diese habe das Gelände „mit einem Aufwand von 3,9 Millionen Euro für die Firma Groth frei gemacht“, den von der Partnerstadt Bonn gespendeten Rosengarten und die Springbrunnen-Kaskaden beseitigt. Nach Meinung von Ehrl könnte die Schwimmhalle am Brauhausberg für drei bis fünf Millionen Euro saniert und dazu eine verträgliche Bebauung vorgenommen werden. „Warum nicht durch Potsdamer Architekten?“, fragt er. Ehrl ist CDU-Mitglied und kandidierte jüngst für den Kreisvorsitz, unterlag allerdings knapp gegen Katherina Reiche.

Der Architekt und Stadtplaner Steffen Pfrogner, der für die Linke im Bauausschuss sitzt, überraschte auf der Pressekonferenz mit einer dreidimensionalen Darstellung der Brauhausberg-Bebauung nach dem aktuellen Bebauungsplan sowie dem Masterplan des Berliner Architekten Christoph Kohl. Es ergibt sich ein massives, von Häuserblocks dominiertes Bild, das nur kleine Teile des jetzigen Grüns übrig lässt. Die der Wirtschaftlichkeitsberechnung zugrunde liegenden Verkaufspreise seien „aus der Luft gegriffen“, erklärt Pfrogner. Von anderer Seite war zu hören, dass die Erwartung, durch den Verkauf der Grundstücke zwölf Millionen Euro für einen Bad-Neubau zu erlösen, „blauäugig“ sei. Ehrl monierte, dass die Stadt überhaupt keine Vorstellung habe, welche Klientel sich am Brauhausberg ansiedeln werde. Zwar lassen sich laut Pfrogner aufgrund der Pläne keine Aussagen zur Zahl der Wohnungen und Bewohner ableiten, doch dürften Letztere in die Tausende gehen. Ehrl verwies darauf, dass die beiden Havelbrücken bereits jetzt überlastet seien und verlangte eine zukunftsorientierte Politik für die Innenstadt.

Bad-Spezialist Schirrholz zählte auf, dass es im Einzugsgebiet Potsdams neun Thermen und Erlebnisbäder gebe, die alle Probleme mit der Auslastung hätten. Wenn demnächst die Blütentherme in Werder gebaut werde, würde sich die Zahl der Bad-Besucher in Potsdam halbieren, denn: „Was ist der Kracher für Potsdam?“. Selbst wenn das neue Bad an der Biosphäre „nur“ 18 Millionen Euro koste, müssten pro Jahr 440 000 Besucher kommen, damit sich das neue Bad rentiere. Diese Erwartung sei „ unrealistisch“.

Günter Schenke

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