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Etwas HELLA: Mein Freund, der Baum

Nun hat uns schon der zweite Sturm gezaust, hat wieder Bäume geschüttelt, entwurzelt und umgeknickt. Ich finde zwar, es reicht jetzt mit den Untaten solch ungezogener Herren wie Xavier und Herwart, aber auf mich hört ja keiner.

Nun hat uns schon der zweite Sturm gezaust, hat wieder Bäume geschüttelt, entwurzelt und umgeknickt. Ich finde zwar, es reicht jetzt mit den Untaten solch ungezogener Herren wie Xavier und Herwart, aber auf mich hört ja keiner. Und wenn ich vehement umweltgerechtes Verhalten predige, halte ich mich leider auch nicht immer daran. Vielleicht habe ich ja mit einem anderen Aufruf mehr Glück: Werden Sie Baumpate! Selbst wenn Sie eine Weile sparen müssen, um die 350 Euro für einen Patenbaum in Sanssouci aufzubringen, zögern Sie nicht. Normales Sparen bringt ohnehin keine Zinsen mehr und die Inflation frisst das Geld mit der Zeit nur heimlich still und leise auf. Also raus mit der Kohle an die frische Luft. Denn wenn Sie in die Natur investieren, können Sie beim Zinswachstum noch zusehen. Ihr Patenkind wird von Monat zu Monat und Jahr für Jahr größer, es wird zulegen an Kraft und Grün. Sie können das überprüfen und gleichzeitig Ihr gutes Gewissen hätscheln, weil Sie etwas für die Umwelt im Allgemeinen und für den schönen Park Sanssouci im Besonderen getan haben.

Baum-Patenkinder haben außerdem noch viele andere gute Eigenschaften. Sie widersprechen nicht, kriegen keinen Bock, wenn es mal nicht nach ihrem Kopf geht, gepflegt werden sie vom Fachmann und sie nehmen es der Patentante oder dem Patenonkel nicht übel, falls die mal keine Zeit haben und sich weniger kümmern. Man muss auch nicht mit ihnen spazieren gehen. Allerdings mögen sie es, wenn man mit ihnen redet. Ausgiebig. Dass einen dann andere für einen Spinner halten, sei’s drum. So viel Selbstbewusstsein sollte man als Pate mitbringen. Eifersüchtig darf man auch nicht sein, denn die Bäume grünen und blühen für jeden. Kostenlos. Vorläufig. Noch muss der Pate weder eine Eintrittskarte für den Park lösen noch eine Dauerbesucherkarte besitzen. Na gut, sollten Sie unbedingt die Schlössernacht mit dem Patenkind gemeinsam feiern wollen, müssten Sie Eintritt bezahlen, aber das muss jeder und schließlich sind wir doch alle vor Gott, dem Gesetz und dem wirtschaftlich rechnenden Veranstalter gleich.

Wahrscheinlich gibt es auch noch andere und sogar billigere Möglichkeiten, Baumpate zu werden. Eine Pappel für die Lange Brücke würde ich allerdings nicht spenden, denn der Standort scheint so falsch zu sein, dass die Bäume dort immer wieder eingehen.

Manchmal hat man allerdings auch Glück im Unglück und die Bäume verdoppeln sich. Ich habe nämlich der Freundschaftsinsel eine Weide geschenkt und weil die nach dem Winter starke Frostschäden zeigte, hat die Baumschule ein zweites Exemplar spendiert. Die Inselgärtner haben Baum eins dann doch noch gerettet und nun kann ich Zwillingskinder vorweisen. Wie beim echten Nachwuchs übrigens auch. Der hält mich allerdings wesentlich mehr in Trab, kann dafür aber beim Einkaufen helfen und mit mir auch mal ein Bier trinken gehen. Was mit dem Patenbäumen nicht so recht klappt. Und ob ich denen für die nächsten kalten Winter Pullover stricken und überziehen darf, muss ich auch erst noch die Denkmalschützer (beziehungsweise den Inselgärtner) fragen.

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam

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