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Holz? Nein, die prunkvolle Kastendecke in der Villa Tummeley ist aus Gipsstuck. Die Trennwände wurden zu DDR-Zeiten eingezogen, als das Haus zu Bürozwecken diente. Bevor das Gebäude zu Luxuswohnungen umgebaut wird, steht es am Sonntag offen.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Einblick in die Villa Tummeley

Führungen durch denkmalgeschütztes Gebäude in der Berliner Straße am Tag des offenen Denkmals

Von Peer Straube

Berliner Vorstadt - Die Überraschung lag hinter der Wand. Reste einer alten Tapete, prächtig gemustert. „Das Stück bleibt erhalten“, sagt Daniel Jung, „es wird zum Schutz verglast“. Ein paar Räume weiter zieht eine kunstvolle Holzdecke die Blicke auf sich, die sich dann aber als täuschend echtes Imitat aus Stuck erweist. Allerdings wird der Gesamteindruck durch die vielen eingezogenen Wände getrübt, die wohl noch aus der Zeit stammen, als die DDR-Energieversorgung hier saß.

Hier, das ist die Villa Tummeley in der Berliner Vorstadt und Jung ist ihr Eigentümer. Wie berichtet hatte er das denkmalgeschützte Gebäude vor gut eineinhalb Jahren vom VW-Konzern erworben. Bevor er es aber ab Frühjahr 2013 denkmalgerecht und zugleich luxussanieren lässt, will er das seit Jahren leer stehende Haus am kommenden Sonntag zum Tag des offenen Denkmals den Besuchern zeigen. Aus den PNN hatte Susanne Fienhold Sheen vom Förderverein des Potsdam-Museums von dem Eigentümerwechsel erfahren. Da sie sich seit Jahren mit dem Haus und seiner Geschichte beschäftigt, sprach sie Jung an, ob er das Gebäude nicht einmal öffnen wolle.

Jung und der Förderverein gestalten am Sonntag nun gemeinsam das Programm. So wird der mit der Planung beauftragte Architekt Markus Engel um 10.30 Uhr und um 16.30 Uhr Besucher durch die Villa führen. Um 12.30 Uhr gibt Axel Tummeley, ein Nachfahre des Erbauers und Namensgebers der Villa, einen Einblick in die Familiengeschichte. Und die ist ebenso weit verzweigt wie spannend. Ursprünglicher Besitzer des damals noch unbebauten Grundstücks war der Potsdamer Kaufmann und Stadtverordnete August Friedrich Eisenhart (1773-1846). Der vermachte es seinem Neffen, Eduard Gottfried Tummeley, der sich wiederum vom Hofbaumeister Moritz Gottgetreu 1848/49 eben jene Villa im Tudorstil errichten ließ. Um die Gartengestaltung kümmerte sich der preußische Hofgärtner Gustav Adolph Fintelmann, der auch der Pfaueninsel den letzten gestalterischen Schliff gab. 1885 ließ der neue Besitzer Baron von Eckardstein das Haus umbauen, nach der Jahrhundertwende wohnte der Komponist Walter von Simon darin. Zu DDR-Zeiten war die Villa Tummeley Sitz der Energieversorgung, nach der Wende gehörte sie dann dem Energiekonzern Eon.Edis, der das Grundstück wiederum vor sechs Jahren an VW verkaufte. Für Jung, der in das Projekt rund 20 Millionen Euro investieren will, war das Grundstück mit seiner Lage und seiner Bebauung schon damals eine Passion. Jahrelang hatte er vergeblich versucht, VW das Grundstück abzukaufen, schrieb vierteljährlich Briefe nach Wolfsburg – bis Ende 2010 seine Hartnäckigkeit von Erfolg gekrönt war.

Den Garten – das Gesamtgrundstück ist fast 11 000 Quadratmeter groß – will Jung nun nach historischem Vorbild wiederherstellen. Die Villa selbst wird bei der Sanierung dreigeteilt – jeder Trakt bekommt eine Wohnfläche zwischen 300 und 450 Quadratmetern, teils mit Terrasse, teils sogar mit Dachterrasse, die einen malerischen Ausblick auf den Park Babelsberg, die Stadt und hinüber zum Pfingstberg bietet.

Das alte Gärtnerhaus sowie die aus DDR-Zeiten stammenden Garagen und Baracken sollen abgerissen werden. Stattdessen soll ein Orangerie genannter Neubau mit 14 Eigentumswohnungen entstehen. Das frühere Offiziershaus wird ebenfalls denkmalgerecht saniert, zum Wohnhaus umgebaut und mit einem Anbau versehen. Insgesamt 13 Wohnungen entstehen in diesem Teil. Im Februar 2013 soll Baustart sein, mit der Festigstellung rechnet Jung Ende 2014.

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