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Landeshauptstadt: Ein Stall für die Jugend

In die Remise der Villa Flohr zieht die Jugendbauhütte Brandenburg-Berlin ein

In die Remise der Villa Flohr zieht die Jugendbauhütte Brandenburg-Berlin ein Von Andrea Röder Babelsberg. In die Remise der Villa Flohr wird zum 1. September die – noch in Gründung befindliche – Jugendbauhütte Brandenburg-Berlin einziehen. Das sagte gestern Prof. Jörg Thiede, Unternehmer und Vorsitzende der Dr.-Thiede-Stiftung, anlässlich der Eröffnung des restaurierten Gebäudes. Drei Jahre, nachdem Thiede die Remise erworben hat, stehen die Bauarbeiten kurz vor dem Abschluss. „Einiges muss noch gemalert werden“, erläuterte Thiedes Tochter Anja. Die Jugendbauhütte Brandenburg-Berlin fungiere vorerst als Außenstelle der Jugendbauhütte Romrod in Hessen, so Thiede. Ab Herbst 2004 soll die Potsdamer Einrichtung selbstständig arbeiten. Die ersten sechs Jugendlichen werden hier zum 1. September ihr Freiwilliges Jahr der Denkmalpflege beginnen, das dem Ökologischen und Sozialen Jahr gleichgestellt ist. Insgesamt habe die Stiftung Mittel für 24 Freiwillige bereitgestellt, die unter anderem für Denkmalprojekte in Potsdam und Nauen tätig sein werden. „Außerdem übernimmt unsere Stiftung für drei Jahre die Miete“, fuhr Thiede fort. „Das Engagement privater Investoren ist unerlässlich, um die Stadt voranzubringen“, dankte Baustaatssekretär Clemens Appel dem Berliner, der in Potsdam bereits die Villa Saltzmann sanieren ließ und kürzlich 25 000 Euro für die Restaurierung der Sonnenlaube im Rehgarten von Sanssouci spendete. Auch Steffen Reiche, Landesbildungsminister und Vorstandsmitglied der Dr.-ThiedeStiftung, war zur Eröffnung erschienen, um der neuen Jugendbauhütte an ihrem Potsdamer Standort Glück zu wünschen. Ursprünglich war die Villa Flohr nebst Remise vor 100 Jahren in der Kaiserstraße 18 – heute Karl-Marx-Straße 18a – für den Arzt Eduard Martin erbaut worden. 1905 wechselte das Anwesen in den Besitz des Fabrikanten Carl Flohr. Als der 1927 verstorben war, wurde der ungarische Konsul Arpad Plesch Eigentümer, danach war nur noch ein Gärtner als Bewohner registriert. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten Mitglieder der sowjetischen Delegation, später Studenten der Akademie für Staat und Recht das Anwesen. Seit den Achtzigern waren die Gebäude zusehends verfallen, so Thiede. Einst diente die Remise vornehmlich als Stallgebäude, doch auch die Kutscherwohnung, Gästezimmer, ein Weinkeller und eine Räucherkammer hatten Platz. Ein Großteil der Originalsubstanz ist erhalten, der Stalltrakt jedoch abgerissen und neu rekonstruiert worden. Bis die Jugendbauhütte ihren Sitz bezogen hat, wird die Remise als Galerie genutzt. Ab diesem Wochenende sind noch bis zum 14. September freitags bis sonntags von 11 bis 16 Uhr Werke der Potsdamer Künstler Siegward Sprotte und Alfred Schmidt, der Hamburger Fotografin Jutta Schwöbel und des Berliners Torsten Theel zu sehen.

Andrea Röder

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