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Auch in Potsdam bald häufiger zu sehen: Ein Balkonkraftwerk für die private Stromerzeugung, hier ein Beispiel aus Düsseldorf.

© IMAGO/Robert Poorten / IMAGO/Robert Poorten

Ein Schuko-Stecker reicht nicht: So schließen Sie in Potsdam ein Balkonkraftwerk an

In der Stadt ging das erste Balkonkraftwerk an einem Haus der Pro Potsdam ans Netz – welche Bedingungen dafür erfüllt sein müssen.

Potsdams erstes Balkonkraftwerk an einem Haus der Pro Potsdam ist am Netz: Vor zwei Wochen hat sich eine Privatperson in Potsdam-West eine private Solaranlage am Balkon installieren lassen. Darüber informierte das kommunale Wohnungsunternehmen am Dienstag. „Vier weitere Balkonkraftwerke werden derzeit errichtet“, sagte Pro-Potsdam-Geschäftsführer Jörn-Michael Westphal.

Potsdams erster Balkonkraftwerksbesitzer in einem Pro-Potsdam-Haus möchte anonym bleiben, doch schon bald könnte der Anblick von Solarpaneelen an Balkonen der Pro Potsdam ein normaler Anblick sein: Das Wohnunternehmen hat im vergangenen Jahr ein offizielles Verfahren und einen Standardvertrag entwickelt, mit dem nun auch alle anderen Mieter:innen der Pro Potsdam ein Balkonkraftwerk beantragen können.

Bürokratischer Prozess

Dazu gibt es einige Bedingungen: An unsanierten Bestandsgebäuden dürfen keine Anlagen angeschlossen werden, damit diese nicht im Zuge einer künftigen Sanierung wieder abgebaut werden müssen. Laut Westphal sind aber nur 15 Prozent des Pro Potsdam-Bestands unsaniert. Und: „Es darf natürlich keine Einschränkungen durch den Denkmalschutz geben“, sagte Gregor Heilmann, Geschäftsführer der Gewoba, die Immobilienverwaltung der Pro Potsdam.

Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind und die Pro Potsdam ihr OK gegeben hat, müssen die Interessierten einiges an Papierkram erledigen: Der privat beauftragte Elektrofachbetrieb, der die Installation der Anlage vornimmt, muss eine Fachunternehmererklärung, eine Kopie des Installateurausweises und ein Prüfprotokoll vorlegen.

Als Nächstes müssen zwei Anmeldebescheinigungen eingeholt werden, eine vom Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur und eine vom zuständigen Netzbetreiber. Und schließlich müssen die Mieter und Mieterinnen Informationen über den Typ der Balkonanlage sowie einen Nachweis für ihre Haftpflichtversicherung erbringen.

Wenn all das getan ist und das Balkonkraftwerk errichtet wurde, muss das Ganze vor Ort noch schriftlich bestätigt werden – dann kann die Anlage in Betrieb gehen.

Schuko-Stecker reicht nicht

Der Preis für ein Balkonkraftwerk liegt zwischen 350 und 700 Euro, dazu kommen dann noch Kosten für Montage, Überprüfung der Traglast des Balkons und Überprüfung des Stromkreises. Die Pro Potsdam schätzt diese Kosten auf rund 200 Euro.

Zudem müsse der Leitungsschutzschalter umgebaut und die Balkonsteckdose durch eine spezielle Einspeisesteckdose ausgetauscht werden. Letzteres ist vielleicht bald nicht mehr nötig: Zwar empfiehlt der Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) nach wie vor eine Einspeisesteckdose für Balkonanlagen, laut der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) sind aber 77 Prozent aller Steckersolargeräte Deutschland an eine haushaltsübliche Schuko-Steckdose angeschlossen.

Klaus Müller, der Präsident der Bundesnetzagentur, hatte sich daher vor kurzem dafür ausgesprochen, Schuko-Steckdosen für Balkonkraftwerke in die VDE-Norm aufzunehmen: „Bei Balkon-Solarmodulen reicht nach Einschätzung der Bundesnetzagentur ein einfacher Stecker, wenn zertifizierte Wechselrichter vorhanden sind“, so Müller.

Beim VDE zeigt sich Bewegung: Der Verband hat kürzlich ein Positionspapier veröffentlicht, laut dem man die Normen entsprechend ändern wolle. „Wir hoffen, dass sich der Prozess dadurch beschleunigt, aber bislang sind die Normen noch nicht verändert worden“, sagt Gregor Heilmann. Bis dahin gelte bei der Pro Potsdam weiter die Vorschrift, Einspeisestecker zu nutzen.

Eine weitere Hürde ist der Stromzähler: Falls das Modell zu alt ist, muss es durch einen Zweirichtungszähler ausgetauscht werden. „Das muss mit dem Netzbetreiber geklärt werden“, so Heilmann.

Bedenken der Feuerwehr

Doch wie steht die Feuerwehr eigentlich zu Balkonkraftanlagen? Die Broschüre „Balkon-PV-Anlagen“ vom Gesamtverband der Deutschen Wohnungswirtschaft informiert darüber, dass vertikal montierte Solarpaneele, die nicht schräg vom Balkon abstehen, kein Problem darstellen, wenn die Feuerwehr im Brandfall mit der Leiter an einen Balkon heranmuss.

„Schräg aufgehängte Module […] können das Anleitern hingegen verhindern“, heißt es dort. Die Feuerwehr empfiehlt daher, einen Freiraum von 1,20 Meter freizulassen, um genug Platz für die Leiter zu haben, falls seitlich am Balkon kein Platz zum Anleitern ist.

Mieter und Mieterinnen der Pro Potsdam können über mieterservice@propotsdam.de eine Anfrage für ein Balkonkraftwerk stellen. Bislang sind rund 30 Anfragen bei der Pro Potsdam eingegangen.

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